Kaiserbäder vor dem Einsturz

Rathaus Herkulesbad sind Hände und Füße gebunden

Auf dem mit Statuen antiker Gottheiten geschmückten Frontispiz der Kaiserbäder wachsen Bäumchen
Foto: der Verfasser

Vor anderthalb Jahrzehnten erregte der Skandal der Weingärten von Tirol/Königsgnad die Gemüter, wo der sich auflösende und in Insolvenz befindliche staatliche Landwirtschaftsbetrieb Berzovia das Grundstück, auf dem die Weingärten gediehen, an einen Käufer, die Reben aber an einen anderen verkauft hatte. Dies führte zu endlosen Disputen zwischen den beiden Käufern und letztlich bewog es eine der beiden Streitparteien (Zufall oder nicht: vertreten durch den Sohn eines Senators des Oberhauses...) den Anteil der anderen zu einem Überpreis abzukaufen.
Nun scheint sich diese Absurdität in Herkulesbad zu wiederholen: die „Kaiserlichen Bäder“ (seit kommunistischer Zeit: Neptun-Bäder) von 1883-86 könnten von der Stadt Herkulesbad eventuell mit EU-Unterstützung generalüberholt und vor dem endgültigen Verfall gerettet werden – wenn das Grundstück, auf dem sie stehen, nicht einem Privatunternehmer gehören würde. Der kam dazu, weil der windige „Unternehmer“ Iosif Armaş dem aus Bacău stammenden Valeriu Verbiţchi (der übrigens durchaus lebensfähige und lobenswerte Renovierungsinitiativen in Herkulesbad hat, wie beispielsweise die Offiziersbäder in der Nähe der Herkulesstatue oder das Casino) eine Anleihe nicht zurückzahlte, für welche er als Pfand Immobilie und Grundstück der Kaiserbäder eingesetzt hatte. Aber eigentlich ist die Lage noch viel komplizierter (siehe weiter unten).

Die letzte – offensichtlich sehr oberflächliche – Renovierung war in den Kaiserbädern, einer Inschrift oberhalb eines Säulenkapitels in den ehemaligen Schwefelbädern zufolge, 2005 durchgeführt worden. Inzwischen und auch durch Nichtnutzung wurde aus der Badeanstalt alles gestohlen, selbst was niet- und nagelfest schien, vandalisiert, oder alles angerichtet, was Besoffenen oder Kulturvernichtern noch durch den Dünnschädel gehen mag. Umsonst ist der Haupteingang einmal verrammelt gewesen, man kann problemlos durchschlüpfen in die einst prunkvolle Empfangshalle – wo der Majolikabrunnen bei unseren Besuch vor einem Jahr noch teilweise bestand – oder einfach einen der nicht gesicherten Nebeneingänge benutzen, wenn man bereit ist, über Schutt und Geröll zu kriechen.
Wie in dieser Zeitung bereits öfter berichtet, laufen seit fast zehn Jahren Ermittlungen der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA gegen Iosif Armaş und seine Kumpane oder „Partner“ wegen der gezielten Entwertung und Verfremdung des historischen Teils des Badekurorts Herkulesbad. Der Kreis der Verdächtigen umfasst inzwischen zwölf Personen – unter zweifelhaften Umständen in den Besitz alter Bauten Geratene, Wucherer, Fälscher und Amtsmissbraucher usw. Einige der Gebäude, um die es geht, sind durch Umstandsverkettungen (wieder) in den Besitz der Stadt geraten. Dazu gehört auch das Kaiserbad. Ursprünglich hatte es Armaş ganz – Gebäude und Grundstück – als Pfand für eine private Anleihe eingesetzt, wodurch es als solches, also zur Gänze, in den Besitz von Valeriu Verbiţchi kam.

Dieser, Grundstücks- und Immobilienspekulationen durchaus nicht abgeneigt, ging einen Deal mit der Stadt ein, in dessen Folge die Immobilie in Stadtbesitz gelangte, das Grundstück, auf dem sie steht, aber weiterhin ihm gehört. In der Version des jungen Herkulesbader Bürgermeisters Cristian Miclău ging das (vor seiner Amtszeit) so: „Die Neptun-Bäder haben Herrn Valeriu Verbiţchi gehört. Zu einem gegebenen Augenblick wurde getauscht. Das Rathaus übernahm das Neptun-Bad, ihm selber wurde das Traian-Hotel überlassen (das ist der ehemalige Franz-Joseph-Hof, die Hotelruine links vom Kurpark, bei der es bereits mehrere stümperhafte Renovierungsanläufe gab – Anm. wk). Wir sind daraus mit einem Gebäude hervorgegangen, das sich im Ruin befindet, praktisch mit einer Menge Problemen. Das Grundstück unter der Immobilie gehört weiterhin Herrn Verbiţchi, außerdem ist es nicht lastenfrei, denn es läuft ein Prozess darum. Bevor dieser endet, ist nichts zu machen, als abzuwarten. Die Staatsanwälte haben das Grundstück mit Beschlag belegt. Das Gebäude darüber ist zwar unbelastet, aber europäische Finanzierungen fordern bei Unterstützungsanträgen dieser Art als Voraussetzung auch den Besitz des Grundstücks. Unsere einzige Option ist es vorläufig, abzuwarten, bis der Prozess endet.“ Der Prozess, von dem die Rede ist, befindet sich immer noch in erster Instanz...

Nur: solch ein Prozess kann noch Jahre dauern. So lange, wie die Immobilie der Kaiserbäder sicher nicht mehr stehen kann, weil jede Regenzeit und jeder Winter besorgniserregende Spuren hinterlässt. Der Zugang zum Gebäude ist bereits nur noch auf eigene Gefahr möglich, weil es laut Experten jederzeit zusammenfallen kann. An manchen Stellen des sich am rechten Ufer der Cerna lang hinziehenden Bäderkomplexes gibt es tatsächlich kaum noch einen Grund, an dieser Vorsichtsmaßnahme zu zweifeln.
Nochmal Bürgermeister Miclea: „Ich hoffe bloß, dass der Prozess, von dem wir Klärung erwarten, nicht mehr sehr lange dauern wird. Das Denkmal ist schon eine akute öffentliche Gefahr. Verputz fällt herunter, der Dachstuhl bricht ein. Ich habe mich schriftlich ans Kulturministerium gewandt, als Oberster Verwalter historischer Bauten, um wenigstens Sicherungsmaßnahmen durchführen zu können. Ich habe mich ans Entwicklungsministerium gewandt – von keinem kam bisher eine Antwort!“