Kein Interesse für historisches Kasino

Kreisratschef Hurduzeu winkt ab: Erstkaufrecht wird nicht genutzt

Im Kreisrat Karasch-Severin gibt es schon seit mehreren Mandaten heftige Diskussionen zur Frage der Nutzung oder Nichtnutzung des Erstkaufrechts, das der Kreisrat bezüglich historisch wertvoller Immobilien hat. Noch nie in den 25 Jahren, seit es einen Kreisrat in seiner jetzigen Form gibt, ist von diesem Recht Gebrauch gemacht worden. Auch im jüngsten Fall des historischen Kasinos von Herkulesbad nicht – eingeweiht 1864, berühmt geworden als Ort des „Dreikönigstreffens“ 1896. Es ist das zentrale Gebäude der Kurstadt und mitten im historischen Kurpark gelegen, es wurde unter der Leitung der Reschitzaer Künstlerin und Architektin Ioana Mihăilescu bereits teilrenoviert und wäre für vergleichsweise günstige 300.000 Euro zu haben.

Zuerst hatte die Direktion des Ministeriums für Kultur und Nationale Identität unter Minister Ionuţ Vulpescu sein Erstkaufrecht nicht angemeldet. Irgendwie verständlich, denn Herkulesbad hat eigentlich nichts mit einer nationalen Identitätskomponente Südrumäniens zu tun – nach der in Bukarest geurteilt wird. Im Kreisrat Karasch-Severin – die zweite und letzte staatliche Instanz, die ein Erstkaufrecht anmelden könnte – bildeten sich zwei Fraktionen: die vom liberalen Fraktionsführer Ioan Cojocariu („Coajă“) angeführte, die für die Ausübung des Erstkaufrechts war, und die sozialdemokratische Mehrheitsfraktion mit Kreisratspräses Silviu Hurduzeu an der Spitze, die dagegen war.

Cojocariu, langjähriger Kulturheimdirektor in Karansebesch, Hobbykoch und einer der Vertrauten von Ex-Kreisratsschef Sorin Frunzăverde, bemühte sich, den Kreisratsmitgliedern den historischen, architektonischen und gesellschaftlichen Wert des Kasinos von Herkulesbad zu verdeutlichen, wo Ende des 19. Jahrhunderts, anlässlich der Inbetriebnahme des ersten schiffbaren Donau-Kanals durch die Stromschnellen beim Eisernen Tor, 1896, das sogenannte „Dreikönigstreffen“ zwischen dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I., dem König der rumänischen Donaufürstentümer, Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen, und dem König von Serbien, Alexandar I. stattfand. Auch sprach Cojocariu von der Möglichkeit der Neueinrichtung eines Museums des Kurorts, das in derselben Immobilie untergebracht war. Zudem sei die Besitzerin bereit, das Geld entweder in drei Jahresraten oder auch erst in drei Jahren entgegenzunehmen, wenn der Kreisrat gewisse Bedingungen – etwa Fertigstellung der Reparaturarbeiten – einhält. Auch eine Partnerschaft mit dem Rathaus Herkulesbad sei nicht auszuschließen.

„Sie sagen immer wieder, für solche Sachen hätten wir als Kreisrat kein Personal, wir seien auf so etwas nicht spezialisiert. Stimmt. Aber auch auf den Abbau von Kalkstein sind wir nicht spezialisiert – und machen es trotzdem –, auch nicht auf Milchverarbeitung – und machen es trotzdem, und auch nicht auf Mineralwasserabfüllung, und sind trotzdem Teilhaber am ´Perenna`. Dass es bereits einen Vorvertrag mit einem Privatinteressenten gibt, das ist ein Strafrechtsfall, dieser Vorvertrag müsste schleunigst zerrissen werden.“ So Ioan Cojocariu (PNL). Kreisratspräses Silviu Hurduzeu sagte in seiner Entgegnung, ihn schrecke weniger die Kaufsumme, als die Gelder, die nachträglich noch in die Immobilie reingesteckt werden müssten, um sie in einen nutzungsfähigen Zustand zu bringen. „Bitte nicht zu vergessen: Wir reden hier nicht vom gesamten Gebäude, sondern nur von einer Hälfte. Und wenn wir die Hälfte kaufen und Interesse auch an der anderen Hälfte zeigen, überlegt euch mal, was für Preise das ergeben würde! Andrerseits: wer garantiert mir denn, dass ich, als Kreisrat, mal das ganze Gebäude besitzen kann? Keiner. Also: Ich bin nicht bereit, ein halbes Gebäude zu kaufen, um im Ungewissen zu bleiben, was mit der anderen Hälfte geschieht! Stimmen Sie, als Abgeordnete des Kreisrats, aber einfach jeder mal nach seinem Gewissen ab.“

Um für einen Kauf zu stimmen, hätte eine Zweidrittelmehrheit zustande kommen müssen. Dazu kam es nicht, der Kreisrat Karasch-Severin verzichtete auf sein Vorkaufsrecht. Hurduzeu danach: „Die halbe Million Euro – so viel hätten, ungefähr, Kauf und Sanierung gekostet – haben wir nicht übrig. Ansons-ten: meine Argumente in der Sitzung gelten weiterhin: Man kauft als Staat kein halbes Haus. Nicht zuletzt: Im Laufe der Jahre hat der Kreisrat immer wieder ´bewiesen`, dass er ein schlechter Administrator solcher Käufe war. Meiner Meinung nach ist so etwas Sache eines privaten Investors, der sich allen Vorgaben des Kulturministeriums fügt und eine echte stilgerechte (das Gebäude wurde im österreichischen Neobarock 1864 errichtet) Renovierung finanzieren kann. 500.000 Euro stecke ich heutzutage sinnvoller in den Straßenbau.“