Künstliche Nester für Sakerfalken

Artenschutzverein kooperiert mit Stromzulieferer

Der Sakerfalke wird als „stark gefährdet“ eingestuft.
Foto: Luca Andrei Dehelean

Er zählt zu den beliebtesten Jagdfalken im Nahen Osten, ist aber weltweit vom Aussterben bedroht: Der Sakerfalke oder Würgfalke (Falco cherrug) soll durch ein Programm zur Wiederherstellung seines Nisthabitats wieder nach Rumänien gelockt werden. Um diesem Ziel gerecht zu werden, initiierte die regierungsunabhängige Organisation Milvus zusammen mit der Banater Filiale des Stromzulieferers Enel eine Aktion zum Anbringen von künstlichen Nestern für die bestandsgefährdeten Greifvögel. Ein erstes derartiges Nest wurde auf einem Strommast an der Ausfahrt aus Neupetsch/Peciu Nou im Verwaltungskreis Temesch/Timiş angebracht.

„Jeden Tag verlieren wir etwas – Dinge, Persönlichkeiten, Fußballteams, Spezies. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Artenvielfalt verloren geht“, sagte der ehemalige TV-Nachrichtensprecher und derzeitige Leiter der Enel-Kommunikationsabteilung in Bukarest, Radu Coşarcă, auf einer Pressekonferenz in Temeswar/Timişoara. Insgesamt 33 künstliche Nester und 350 Isolierhülsen sollen auf den Strommasten von Enel in den Kreisen Temesch und Arad montiert werden. Die Kampagne zum Schutz des Sakerfalken wurde vom Milvus-Verein initiiert, der ein EU-Projekt im Rahmen des Programms LIFE+ in Rumänien umsetzen möchte. Ziel dieses Projekts ist die Bewahrung des Sakerfalkenbestands in Rumänien, Ungarn, Bulgarien und der Slowakei.

Die ersten Früchte trägt die Kampagne jetzt schon. „Vor etwa zehn Jahren wurden solche künstlichen Nester in Ungarn angebracht. Damals lebten dort nur noch 15 Paare. Inzwischen wurden jedoch mehr als 150 Paare gesichtet – 70 Prozent der Vögel nisten in diesen künstlichen Nestern“, erklärt Attila Nagy, der Vorsitzende der Milvus-Filiale für Westrumänien und Koordinator des LIFE-Projekts zur Bewahrung des Sakerfalkenbestands. Jahrelang war in Rumänien kein einziger Saker mehr beobachtet worden, bis die Mitglieder des Milvus-Vereins vor ein paar Jahren einige Exemplare in der Dobrudscha und im Kreis Temesch ins Visier nahmen. Zurzeit weiß man von weniger als zehn Paaren Bescheid, die in Rumänien leben sollen, so Attila Nagy.

In diesem Jahr wurden mit Hilfe des Stromzulieferers Enel zwei Falkenjungen, die auf einem Strommast in einem Rabennest aufwuchsen, mit Fußringen versehen. Einer der Vögel wurde mit einem Satellitenempfänger ausgestattet, damit er ständig beobachtet werden kann. „Sakerfalken legen unglaubliche Strecken hinter sich. Unser Vogel befindet sich nun irgendwo in der Nähe von Wolgograd in Russland“, sagt Attila Nagy. Würgfalken sind nur Teilzugvögel, erklärt Milvus-Mitglied Luca Dehelean. Das bedeutet, dass sie manchmal an einem Ort bleiben, oder aber sich auf die Suche nach einer besseren Nistgegend begeben.

Der Sakerfalke ist einer der größten Falken in Europa und gehört zu den gefährdetsten Greifvogelarten. Seine beliebteste Beute ist der Ziesel. „Manchmal stiehlt er die Beute von anderen Raubvögeln“, sagt Attila Nagy. Weltweit breche der Sakerfalkenbestand zusammen, so Nagy. Kaum mehr 700 Brutpaare gibt es laut Statistik in Europa – im Vergleich zum 19. Jahrhundert würde dies einen Rückgang um über 90 Prozent bedeuten. Die Art wird als „stark gefährdet“ eingestuft.
Allein in Ungarn scheint sich der Sakerbestand zu erholen. Dort ist die Falkenjagd schon längst legal und erste Gespräche laufen, ob nun auch die Jagd mit dem Sakerfalken – einem der dafür bevorzugten Greifvögel - erlaubt sein sollte. In Rumänien, wo vor einigen Hundert Jahren diese natürliche Art der Jagd ebenfalls gepflegt wurde, gibt es aktuell keinen gesetzlichen Rahmen dafür. „Falls es eine gesetzlich geregelte Sache sein wird, sind auch wir dafür“, sagt Attila Nagy, der die Gefahr nicht ausschließt, dass das luxuriöse Hobby leicht außer Kontrolle geraten könnte. Die trainierten Vögel sind nämlich sehr kostspielig. Aus diesem Grund müsste genau überprüft werden, woher die dafür verwendeten Jagdvögel stammen. Die Küken einfach aus dem Nest holen und sie für die Jagd ausbilden, sei untersagt, erklärt Attila Nagy.