Life Coaching

Trainer fürs Leben sind der neueste Trend

Wenn das Leben ein Berg ist, dann hilft ein Life-Coach, diesen zu besteigen. Foto: hilseeker.com

Ein Life-Coach kann helfen, dass man wieder Freude am Leben findet. Foto: irisbridge.com

Ein Life-Coach gibt keine Ratschläge, er hilft dem Kunden, selber Antworten zu finden. Foto: cogicor.com

Auf dem Büro türmen sich stapelweise Dokumente und Mappen. Die ganze Nacht hat Daniela nicht geschlafen, denn an diesem Nachmittag steht eine stressige Sitzung bevor. Mit einer Hand beantwortet sie die Mail eines Kunden, in der anderen Hand hält sie einen Pappbecher mit kaltem Cafe Latte. Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelt. Es ist ein Kollege, der dringend etwas braucht. Der Pappbecher mit der Cafe Latte kippt auf die Tastatur des Computers. Während Daniela die Tastatur mit einem Tempo-Taschentuch reinigt, klingelt auch noch das Handy. Es ist die Lehrerin. Daniela hat vergessen, dass sie heute ihre Tochter von der Schule abholen muss, weil das Kindermädchen krank ist. Gleich danach erinnert sie sich auch an einen Arzt-Termin, den sie absagen muss. Daniela arbeitet bei einem internationalen Unternehmen. Sie mag ihren Job nicht besonders. Sie hat Wirtschaft studiert, weil sie mit 18 Jahren noch nicht wusste, was sie genau will. Und etwas muss man doch studieren, haben ihre Eltern immer gesagt. Danach ist sie einfach mit dem breiten Strom mitgeschwommen.

Heute verbringt sie täglich zehn Stunden im Büro. Für ihre Tochter hat sie meistens nur am Wochenende Zeit. Ihren Mann, der als Rechtsanwalt in einer anderen Stadt arbeitet, sieht sie auch nur am Wochenende. Immer öfter fühlt Daniela, dass sie eine Änderung in ihrem Leben braucht. Doch sie hatte nie den Mut für diese Änderung. Der Alltagsstress wird immer schlimmer: sie nimmt Schlafpillen, hat wieder mit dem Rauchen angefangen und fühlt sich dauernd überfordert. Zu Hause ist die Atmosphäre auch nicht gut. Dann trifft sie eine Freundin zum Kaffee. „Warum versuchst du es nicht mit einem Life-Coach?”, fragt diese.


Viele Leute können die Situation von Daniela nachvollziehen. Und immer mehr Leute, besonders solche, die einen stressigen Beruf haben, lassen sich von einem Life-Coach beraten. Der Trend hat in den USA angefangen, wo es kaum einen Unternehmensleiter gibt, der keinen Life-Coach hat. Heute ist die Beratung in den USA schon eine Milliardenindustrie. Doch auch in Rumänien entwickelt sich die Branche stetig. Immer mehr Leute bieten ihre Dienste als Life-Coach an.

Moderne Zeiten, neue Bedürfnisse

Doch was ist eigentlich ein Life-Coach? Der Begriff „Coaching“ stammt vom Englischen „to coach“ und wird mit „trainieren“ übersetzt. Der Begriff bedeutet also so viel wie Lebenstraining. Im Unterschied zur klassischen Beratung werden keine direkten Lösungsvorschläge durch den Coach geliefert, sondern die Entwicklung eigener Lösungen wird begleitet. Der Coach ist ein neutraler Berater, mit dem man sich meist wöchentlich zu einem Gespräch trifft.

Während des Coaching finden strukturierte Gespräche zwischen dem Coach und dem Klienten statt. Die Ziele dieser Gespräche reichen von der Einschätzung und Entwicklung persönlicher Kompetenzen und Perspektiven über Anregungen zur Selbstreflexion bis hin zur Überwindung von Konflikten. Das Coaching ist also eine Art Therapie, um Lösungen für ein besseres Leben finden zu können. Es bringt Klarheit und zeigt neue Möglichkeiten auf. Manche werden sagen, dass Life Coaching bloß Geldverschwendung sei, weil man so etwas überhaupt nicht braucht. Doch in einer Zeit, wo in jeder Sekunde eine Flut an neuen Informationen auf einen zukommt, in der die Zeit immer knapper wird, in der man hunderte von Möglichkeiten hat und sich nur für eine einzige entscheiden kann, ist es normal, dass man manchmal Hilfe braucht. Heutzutage braucht man ein Buch und eine Internet-Show, die einem zeigt, wie man seinen Kleiderschrank ausmistet (die Japanerin Marie Kondo wurde durch eine TV-Doku-Serie weltberühmt, in der sie zeigt, wie man aufräumen soll und mit wenigen Dingen auskommen kann). Warum sollte man nicht auch einen Trainer brauchen, der einem Ideen für die Umgestaltung seines Lebens gibt? Viele Leute haben zu große Angst vor Veränderung und kleben an der Routine.

Bei jedem gibt es Situationen und Lebensphasen, in denen man vor wichtigen Entscheidungen steht. Man muss persönliche oder berufliche Herausforderungen lösen. Manche realisieren, dass sie ihren Beruf noch nie gemocht haben. Andere haben Träume, hatten aber nie den Mut, sie zu verwirklichen. Selbsthilfebücher haben nicht geholfen. Auch der Urlaub hat nicht geholfen, da man am Ende wieder im Büro landen musste. Man will sich neu orientieren, weiß aber nicht, womit man anfangen soll. Alle wünschen sich, ihr Leben sinnvoller und authentischer zu gestalten. Da man ja nur einmal lebt. Manchmal fühlt man, dass man sein Leben nicht mehr meistern kann. Dann ist es keine schlechte Idee, Hilfe zu suchen. Leute suchen einen Life-Coach aus verschiedenen Gründen auf: Beziehungsstress, schmerzhafte Trennung, Stillstand im Berufsleben, Mangel an Selbstvertrauen. Oft bleibt man in diesen Krisensituationen stecken und verliert den Fokus. Das Leben kann kaum schneller aus dem Gleis geraten. Mit einem Life-Coach an der Seite kann man die Ziele endlich erreichen.

Man lernt vieles über sich selbst

„Wir haben zusammen einen detaillierten Plan zusammengestellt. Was will ich von meinem Leben? Von meinem Coach habe ich gelernt, für jedes meiner Ziele eine Deadline zu setzen. Falls das Ziel am Tag der Deadline nicht erreicht wird, sollte ich einen Reserveplan aufstellen. Es ist wichtig, dass es immer einen Plan B gibt“, erzählt Robert, ein junger Manager, der seit über einem Jahr einen Life-Coach hat.

Auch Diana, Mutter von drei Kindern, hat gute Erfahrungen mit ihrem Coach gemacht. „Ich habe angefangen, einen Life-Coach zu treffen, da ich mich in meiner Haut nicht wohl fühlte. Ich konnte einfach nicht glücklich sein und meinen Sinn im Leben finden. Aus dem Coaching-Prozess konnte ich viel über mich selbst lernen, was ich mir im Leben wünsche, was mich glücklich macht. Ich habe gelernt, mir selbst zu vertrauen. Zu sagen, was ich mir wünsche, ich selbst zu sein, ich habe dabei gelernt dass ich ein starker Mensch bin”.

Ziele zu definieren, diese zu erreichen, schwierige Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen, die unlösbar scheinen, das Selbstbewusstsein stärken, Selbstkontrolle schulen, Blockaden und Ängste überwinden, Bewältigung von Stress, Erschöpfung und Burnouts, Planung von beruflichen Veränderungen, Verwirklichung von Karrierezielen, berufliches und privates Leben in Einklang bringen, Zeitmanagement meistern, das eigene Potential zu definieren und zu nutzen, mehr Glück und Freude im Leben finden - das alles kann man erreichen, wenn man sich entscheidet, sich von einem Life-Coach „trainieren“ zu lassen. Doch Achtung: Life Coaching hat nichts mit Psychotherapie zu tun! Ein Life-Coach erteilt keine Ratschläge, sondern er versucht, das Beste in einem Menschen ans Licht zu bringen, sodass letztendlich die Person allein die Lösung für ihre Probleme findet. Ebenfalls muss ein Life-Coach nicht unbedingt ein ausgebildeter Psychologe sein.

Eine Karriere als Coach beginnen

Wer sich wünscht, Menschen in verschiedenen Tätigkeitsbereichen zu helfen, ihren Alltag zu meistern und wichtige Entscheidungen zu treffen, kann eine Ausbildung als Coach abschließen. Es macht keinen Unterschied, aus welchem Bereich man kommt - man kann Mathelehrer, TV-Journalist oder Arzt sein. Wichtig ist, dass man Leuten helfen will, ihre Ziele zu verwirklichen. Wer sich eine Karriere als Life-Coach wünscht, sollte als Erstes eine international anerkannte Coaching-Schule auswählen. Es ist eine Garantie für Qualität und bietet die Möglichkeit einer internationalen Anerkennung. Man sollte auch da-rauf achten, dass die Kurse vom Internationalen Coaching Verband anerkannt sind. Neben den Kursen, an denen man unter anderem lernt, wie man Leuten zuhört und wie man die Fragen richtig formuliert, muss man am Anfang von einem akkreditierten Spezialisten beaufsichtigt werden. Man sollte so oft wie möglich praktizieren. Zuerst mit Hilfe der Kollegen und danach mit den Kunden. Außerdem sollte man sich als Coach akkreditieren lassen. Der Internationale Coaching-Verband bietet die Möglichkeit von Akkreditierungen in drei Stufen. Alle nützlichen Informationen findet man auf der Webseite www.coachfederation.org.