Neue Bücherspende vom Freundeskreis  Karlsruhe-Temeswar

Deutscher Botschafter stattet der Lenau-Schule einen Besuch ab

Der Freundeskreis Karlsruhe-Temeswar hat in diesem Jahr bereits die zweite Schulbücherspende für die Lenau-Schule vermittelt. Fotos: die Verfasserin

Franz Quint übergibt Helene Wolf die Ehrennadel des Vereins.

Freitag, den 8. Dezember, um 9 Uhr in der Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar/Timi{oara: Auf vier Tischen im Eingangsflur links stehen mehrere Stapel Bücher in deutscher Sprache. Sie sind mit Papierschildern versehen, auf denen mit Rot verschiedene Schulnamen geschrieben stehen: Victor-von-Scheffel-Schule, Rennbuckel-Schule, Grund- und Hauptschule Daxlanden, Ludwig-Erhard-Schule Karlsruhe, Schule am Wasserturm, Schule am Weinweg, Hans-Thoma-Schule, Ludwig-Marum-Gymnasium, Schloss-Schule Durlach, Edith-Stein-Gymnasium Bretten, Südschule Neureut, Otto-Hahn-Gymnasium. Diese Schulen inDeutschland haben vor wenigen Monaten beschlossen, einen Teil ihres Schulbuchbestandes an die deutsche Nikolaus-Lenau-Schule im Banat zu verschenken, wo die Bücher von den Grundschul- und Fachlehrern im Unterricht eingesetzt werden sollen. 

Die umfangreiche Bücherspende kam durch die Vermittlung des Freundeskreises Karlsruhe-Temeswar zustande, an dessen Spitze der Prorektor der Hochschule Karlsruhe, Franz Quint, steht. Franz Quint ist zugleich auch Vorsitzender des Vereins der Freunde der Lenauschule und ein großer Unterstützer seiner ehemaligen Schule. Am heutigen Freitag ist Franz Quint mit einer größeren Delegation aus Karlsruhe in Temeswar zugegen, denn das europäische Kulturhauptstadtjahr wird an diesem Wochenende feierlich abgeschlossen. Zwischen den Städten Karlsruhe und Temeswar besteht seit 1992 eine Städtefreundschaft und seit 1997 eine offizielle Städtepartnerschaft. 

„Als wir im Februar eine Bücherspende im Beisein von Oberbürgermeister Frank Mentrup der Lenau-Schule übergeben haben, ist uns bekannt geworden, dass die Schule vor allem im Grundschulbereich Klassensätze an Lehrbüchern benötigt. Es ist ein erneuter Aufruf an die Karlsruher Schulen gegangen und da ist eine beachtliche Menge an Büchern zusammengekommen. Der Transport konnte durch eine Spedition von DM kostenfrei erfolgen. Wir haben über den Verein der Freunde der Lenauschule auch einen Buchscanner als Spende einer Hochschule mitgebracht, sodass es damit auch einfach möglich ist, Bücher für Unterrichtszwecke zu vervielfältigen“, sagt Franz Quint. 

Lenau-Schulleiterin Gabriela-Simona Mateiu zeigt sich besonders dankbar für die Bücherspende aus Deutschland: „Wir werden die Grundschullehrerinnen bitten, sich die Bücher anzuschauen und daraus welche für den Unterricht auszusuchen. Wir hoffen, dass unsere Lehrer und Schüler das Beste daraus machen“, sagt sie. An die 2900 Kilogramm Bücher, die in fünf Paletten angekommen sind, werden den Schülerinnen und Schülern zugute kommen. 

In der Lenau-Schule findet sich heute jedoch nicht nur die Delegation aus Karlsruhe ein. Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, Dr. Peer Gebauer, begleitet von der deutschen Konsulin in Temeswar, Regina Lochner, aber auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit im Parlament Rumäniens, Ovidiu Gan], statten der Lenau-Schule ebenfalls einen Besuch ab. Die Gäste werden im Festsaal im zweiten Stock empfangen. Mit dabei ist auch die langjährige Schulleiterin Helene Wolf, auf die eine Überraschung wartet. 
Die Überraschung gelingt, denn keiner der Anwesenden, der davon gewusst hat, hat auch nur ein Wörtchen an Helene Wolf geflüstert. Für ihr Engagement bekommt Physiklehrerin Helene Wolf, die 20 Jahre lang die Geschicke an der Lenau-Schule geleitet hat, die Ehrennadel des Vereins der Freunde der Lenauschule. Die Auszeichnung wurde vom Goldschmied Eduard Knöbl hergestellt, auch er ein ehemaliger Schüler dieser Bildungseinrichtung. „Sie hat über 20 Jahre diese Schule durch dick und durch dünn geleitet, vor allen durch die schweren Zeiten der Renovierungen, mit Umzug, mit Außen- und Innenrenovierung - das Ganze hat über zehn Jahre gedauert. Man kann auch nicht genug betonen, dass die Lenau-Schule heute die meisten Schüler ihrer über 150-jährigen Geschichte hat, und das vor dem Hintergrund, dass die deutsche Minderheit nach 1990 zum großen Teil das Banat verlassen hat“, betont Franz Quint. 1600 Schülerinnen und Schüler besuchen heute die Nikolaus-Lenau-Schule, die als Spitzenschule im Banat gilt. „Diese Schule ist der Garant dafür, dass noch deutsches Kulturleben im Banat stattfindet und die deutsche Tradition hochgehalten wird“, hebt Franz Quint hervor. Helene Wolf tritt sichtbar gerührt auf die Bühne, um die Auszeichnung entgegenzunehmen. „Ich habe mich bemüht und es ist noch einiges zu erwarten. Der Campus steht und muss noch fertiggestellt werden und den brauchen wir dringend ab nächstem Jahr, denn die Schule ist in Entwicklung“, sagt Helene Wolf, die weiterhin an der Schule tätig ist. Der Schulcampus, in den die Schüler der Vorschule und bis zur achten Klasse ziehen werden, soll voraussichtlich Ende nächsten Jahres in Betrieb genommen werden. 

„Es ist immer eine Freude für mich, hier, in Temeswar zu sein. Temeswar ist nicht nur in diesem Jahr in den Mittelpunkt gerückt durch eine fantastische Präsentation als Kulturhauptstadt Europas, sondern Temeswar strahlte natürlich schon immer einiges an Faszination aus, an Multikulturalität, an Vielseitigkeit“, sagt Botschafter Peer Gebauer. „Die Schule ist die Garantie dafür, dass die deutsche Kultur hier im Banat weiterlebt und immer wieder befruchtet und inspiriert wird. Dass die deutsche Kultur im Banat und in ganz Rumänien weiterlebt, ist auch die Basis dafür, dass wir politisch so exzellente Beziehungen zu Rumänien haben“, fügt er hinzu. Botschafter Gebauer kommt nach der Ehrennadelverleihung mit Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen ins Gespräch. Die Schüler haben viele Fragen an den deutschen Diplomaten vorbereitet und wollen u.a. wissen, wie es um die deutsch-rumänischen Beziehungen bestellt ist, wie Deutschland den Schengen-Beitritt Rumäniens unterstützt, was einen Botschafter/Diplomaten charakterisiert, welche kulturellen Unterschiede es zwischen den Deutschen und Rumänien gibt, uvm. Prorektor Franz Quint schließt sich dem Gespräch an und erklärt den Schülern einiges über das Studium in Deutschland. Der Verein der Freunde der Lenauschule bietet seit Kurzem das Erich-Pfaff-Stipendium an, wodurch Lenau-Absolventen, die in Deutschland studieren wollen, mit 500 Euro im Monat unterstützt werden. Das Gespräch dauert knapp über eine halbe Stunde, anschließend schreibt der deutsche Botschafter einige Zeilen ins Ehrenbuch der Schule. 

„Ich glaube, Temeswar hat sich im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt exzellent präsentiert, mit herausragenden Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerten. Der Ruf Temeswars hat sich noch einmal in die Welt getragen. Alle Rumäninnen und Rumänen können stolz darauf sein, dass sie mit Temeswar ein so exzellentes Aushängeschild für Europa und in Europa haben“, sagt der deutsche Botschafter, der abends der Abschlussfeier des europäischen Kulturhauptstadtjahres beiwohnt. Auch die Karlsruher Delegation, zu der auch Gemeinderat Tom Hoyem gehört, ist bei der Abschlussveranstaltung in der Oper dabei.  Der Beitrag Deutschlands zum Kulturhauptstadtjahr ist ein erheblicher gewesen. Die im September stattgefundene Aufführung von Arnold Schönbergs Gurre-Liedern gilt als einer der Höhepunkte des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2023 in Temeswar und wird wohl vielen als eine Glanzaufführung in Erinnerung bleiben.