Neue Themen, jüngere Bieter und Preisrekorde

Der Jahresbericht des Auktionshauses Artmark für 2022

Beim rumänischen Auktionshaus Artmark werden nicht nur Kunstwerke, sondern auch gute Taten versteigert. Foto: Artmark

Der rumänische Kunstmarkt folgte auch 2022 einem Aufwärtstrend, geprägt von einer größeren Zahl an Kunstversteigerungen, neuen Auktionsthemen, wachsendem Interesse an zeitgenössischer Kunst; vom Aufkommen neuer Sammlergenerationen, die nach Investitionseignung und Renditen orientiert sind, von der Teilnahme am Kunsthandel über Online-Auktionsplattformen, aber auch von der Häufigkeit wertvoller kultureller Ausstellungsprojekte. All dies geht aus dem vor einer Woche veröffentlichten Jahresbericht des Bukarester Auktionshauses Artmark hervor.

Interessantes und Neuigkeiten


Mit 50 Auktionen mit Zuschlägen in Höhe von ca. 10,8 Millionen Euro und einer durchschnittlichen Zuschlagsquote von 72 Prozent war 2022 ein intensives Jahr für Artmark. Zu den Errungenschaften des Auktionshauses im Vorjahr zählen außerdem eine um 16 Prozent größere Anzahl an Versteigerungen als 2021 und um einen Fünftel mehr als 2020 sowie thematische Vielfalt (28 Themen, darunter einige neue), die Aufstellung zahlreicher Preisrekorde für Autorenwerke und der Fokus auf Erweiterung sowohl seiner Dienstleistungen als auch durch Zweigstellen im Ausland. Zwischen April und November 2022 eröffnete Artmark zwei europäische Außenstellen in Sofia (Bulgarien) und Zagreb (Kroatien), die den bekannten Namen des rumänischen Auktionshauses tragen. Die ersten lokalen Kunstauktionen sind bereits für den Frühling und den Sommer dieses Jahres geplant.

Mehr Online-Bieter und neue virtuelle Auktionsplattform

Was die Zahl der Teilnehmer über die Online-Auktionsplattform von Artmark an den organisierten Versteigerungen anbelangt, konnte letztes Jahr ein Anstieg der Einzelteilnehmeranzahl um 14 Prozent und die Erstellung von einem Viertel mehr neuer Online-Bieterkontos im Vergleich zu 2021 beobachtet werden – was nicht heißen soll, dass die Aufhebung der Pandemie-Vorkehrungen nicht allmählich begonnen hat, Kunstliebhaber, die an Versteigerungen vor Ort teilnehmen möchten, wieder aus den virtuellen in die physischen Auktionsräumen zu locken.

Im Juli 2022 aktualisierte und ersetzte die Artmark Live 2.0-Plattform die ursprüngliche Online-Plattform. Letztere wurde 2011 vom rumänischen Softwareentwicklungsbetrieb Art Games Software eingerichtet und galt zu der Zeit als erste Online-Auktionsbeteiligungsplattform in Europa. Die neue 2.0-Plattform gewährleistet hundertprozentige Vertraulichkeit der Auktionsangaben, die zwischen den Benutzern und dem Auktionator übertragenen werden. Gleichzeitig bietet die Plattform eine Benutzeroberfläche mit einfacherer Anwendung und neuen Anpassungsfunktionen zugunsten der Nutzer.

Kunst offline, online und in den sozialen Medien

Mit einem Webseitenverkehr von über einer Million Einzelbesuchern im letzten Jahr, der im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent gestiegen ist, behält und baut artmark.ro seinen Status als Hauptplattform zur Förderung des nationalen künstlerischen Erbes sowie als offizielle Informationsquelle zu den Preisen des rumänischen Kunstmarktes, auf die am häufigsten zugegriffen wird, aus. Das Auktionshaus erreichte 2022 über sein Facebook-Konto ebenfalls ein weltweites Publikum von über 400.000 Nutzern und verzeichnete einen 40-prozentigen Anstieg der Besuche auf seiner Instagram-Seite. Der im Oktober eröffnete TikTok-Kanal A10 von Artmark erreichte in den letzten drei Monaten des vorigen Jahres eine Million Aufrufe.

Bieter aus 32 Ländern

Die große Vielfalt an Kunst und Sammlerstücken lockte auch eine Vielfalt an ausländischen Teilnehmern an,  Angebote einzureichen – darunter Bieter aus Australien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, China, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Israel, Italien, Kanada, Mexiko, Monaco, der Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweiz, Singapur, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Schweden, der Tschechischen Republik, der Türkei, der Ukraine, Ungarn, den Vereinigten Staaten von Amerika und Zypern.

Top-Zuschläge

Die zehn im Bericht vorgestellten Ranglisten für 2022 verzeichnen einige der bedeutendsten Zuschläge des vergangenen Jahres sowie absolute Preisrekorde: Das rumänische Kunsterbe erzielte durch seinen wichtigsten Vertreter Nicolae Grigorescu einen neuen Erfolg: 196.000 Euro für das Gemälde „Ciobănaș/Pe Bucegi“ (Hirtenjunge/Im Bucegi-Gebirge). Als Ranglistenerster der zeitgenössischen Kunst wurde Ștefan Câlția mit seinem für 70.000 Euro zugeschlagenen Bild „Lumea ca teatru“ (Die Welt als Theater) eingestuft. In der Sparte technische Raritäten ging eine von NS-Deutschland während des Zweiten Weltkriegs verwendete Enigma-Verschlüsselungsmaschine K-Modell für 95.000 Euro an den Höchstbietenden.

Das teuerste versteigerte Sammlerauto war ein Ford Mustang GT Fastback von 1967, welches der erfolgreiche Bieter für 70.000 Euro in Besitz nahm. In der Kategorie Sammlergetränke wurde eine 103 Jahre alte Flasche Springbank 50 Whisky für 12.000 Euro zugeschlagen. In der Sparte seltenes Buch und Bibliophilie wurde eine vom Woiwoden Alexander der Gute im Jahre 1412 ausgestellte Eigentumsurkunde für den Rekordpreis von 31.000 Euro verkauft. Eine mit Diamanten verzierte goldene Rolex Daytona Herrenuhr von 2016 war mit 45.000 Euro die teuerste verkaufte Uhr des Jahres, zusammen mit einer ebenfalls mit Diamanten und Emaille verzierten goldenen Kettenuhr, die 1886 von Paul Telge für Königin Elisabeth von Rumänien hergestellt wurde. Letztere erzielte als historisches Stück den Betrag von 33.000 Euro bei der Auktion. Unter der Kategorie Numismatik wurde eine 1922 geprägte 100-Lei-Goldmünze für 12.000 Euro zugeschlagen. Ebenfalls für 12.000 Euro wurde auch eine rumänische Ikone auf Holz aus dem 16. Jahrhundert, welche die Kreuzigung Christi darstellt, erfolgreich versteigert.

Die rumänischen Kunstklassiker waren auch voriges Jahr sehr nachgefragt und erzielten Rekordpreise. Neben dem obenan erwähnten Ranglistenersten Nicolae Grigorescu wurden Höchstangebote auch für Werke von Nicolae Tonitza (290.000 Euro), Ștefan Luchian (170.000 Euro), Samuel Mützner und Theodor Aman für jeweils 160.000 Euro, Camil Ressu (147.500 Euro), Ion }uculescu (135.000 Euro), Victor Brauner (120.000 Euro) und Nicolae Vermont (110.000 Euro) eingereicht.

Im Gegensatz dazu notiert der rumänische Kunstmarkt eine Reihe von wertvollen, bekannten, jedoch unterschätzten Künstlerinnen und Künstlern, etwa Ion Theodorescu-Sion, Jean Alexandru Steriadi, Eustațiu Stoenescu, Alexandru Moser Padina, [tefan Popescu, Alexandru Satmari, Lucia Dem Bălăcescu, Vasile Popescu, Lucian Grigorescu, Max Arnold, Alexandru Moscu, Henri Catargi, Dumitru Ghiață, Petre Iorgulescu-Yor, Constantin Artachino, Paul Miracovici, Gheorghe Vânătoru, Adam Bălțatu u.a. nur mit 1000 bis 10.000 Euro.

Steigende Nachfrage nach zeitgenössischer rumänischer Kunst

Die am häufigsten nachgefragten rumänischen zeitgenössischen Künstler im Laufe des Jahres 2022 waren in der Reihenfolge des Gesamtwerts der Verkäufe bei Artmark: Ștefan Câlția (311.000 Euro), Ion Țuculescu (295.000 Euro), Corneliu Baba (200.000 Euro), Sabin Bălașa (196.000 Euro), Felix Aftene (163.000 Euro), George Mazilu (161.000 Euro), Constantin Piliuță (158.000 Euro), Alexandru Ciucurencu (142.000 Euro), Adrian Ghenie (114.000 Euro), Marcel Guguianu (103.000 Euro).

Daneben eigenen sich auch die Werke vor allem von Jules Perahim, Horia Bernea, Ion Pacea, Horia Damian, Alexandru Țipoia, Henry Mavrodin, Georgeta Năpăruț, Sorin Ilfoveanu und Șerban Savu für Kunstinvestitionen, rät Artmark interessierten Sammlern.

Aus dem Jahresbericht ist dabei auch zu entnehmen, dass parallel zur Senkung des Durchschnittsalters der Bieter von 48 Jahren (2021) auf 46 Jahre (2022) die regelmäßige Auktionsbeteiligung von jungen Bietern in der Altersgruppe zwischen 20 und 35 Jahren, an denen voriges Jahr 14 Prozent der gesamten Einzel-Zuschläge in dieser Sparte erfolgten, zur Selbstverständlichkeit wurde.

Neue Themen

2022 war das Jahr der Einführung von zwei neuen Auktionsthemen: „Kunst heute“, gewidmet der neueren, ultrazeitgenössischen Kunst und neuen Trends (mit zwei Auktionen im Februar und September) sowie der digitalen Kunst, wobei ebenfalls im Februar eine Auktion ausschließlich für NFTs (Non-fungible Token) stattfand. Vielleicht wäre es nicht uninteressant, selbst in diesem begrenzten Berichtsrahmen die jüngste Einführung vieler junger und sehr junger Künstler auf dem rumänischen Kunstmarkt im letzten Jahr hervorzuheben, für deren Werke sich der Markt inzwischen interessiert: Alina-Ondine Slimovschi (*1982), Irina Dragomir (*1983), Ștefan Ungureanu (*1984), George Aghelescu (*1985), Obie Platon (*1987), Mircea Ciutu (*1989), Daniel Rüdulescu (*1990), Paul Baraka (*1994), Robert Lörincz (*1995), Mihai Mure{ean (*1995), , Alexandru Ranga (*1995), Silviu Preda (*1997), Adrian Piorescu (*1997), Marc (*1999) und andere.  
Außerdem organisierte Artmark 2022 erstmals Auktionen für Numismatik (insgesamt drei) sowie für alte Karten (zwei Auktionen) – anspruchsvolle Themen, die bei gelehrten Nischensammlern gut angekommen sind.

Wohltätigkeitsa(u)ktionen

Mit vier Wohltätigkeitsauktionen im Jahr 2022 – „Help Autism“, „OvidiuRo“, das Projekt „Wir hören mit der Seele zu“ des Pipera Rotary Clubs, aber insbesondere die Versteigerung verschiedener Wohltätigkeitszwecke im Rahmen der „Auktion der guten Taten“, einem gemeinnützigen Konzept, das sich bei der zweiten Ausgabe befindet, – bedankt sich Artmark weiterhin bei seinen Sponsoren und den einzelnen Wohltätern, die vor Ort beim Sitz des Auktionshauses oder über die Online-Plattform gespendet haben.

Die „Auktion der guten Taten 2022“ brachte rund 200.000 Euro ein, die an die zehn geförderten gemeinnützigen Projekte überwiesen wurden. Diese wurden vom Rumänischen Roten Kreuz und weiteren NGOs wie etwa „SOS-Kinderdörfer“ und „Filia“, vom Blondie-Verein, der Stiftung für soziale Innovation „Regina Maria“ sowie von den Stiftungen „Polisano“, „Forever Forest“, „World Vision Romania“, „Motivation Romania“ und „Digital Nation“ aus reiner Nächstenliebe entwickelt (die ADZ berichtete).

Trends in den kommenden Jahren

Das rumänische Auktionshaus Artmark sieht abschließend die Werterhöhung der rumänischen Kunstklassiker, die Verschärfung der Marktpreisunterschiede zwischen diesen und anderen Meistern der Kunst, die sich gut als Investition eigenen, hervor.

Außerdem wird eine Zunahme und Vervielfältigung des Interesses an rumänischer zeitgenössischer Kunst, die Konsolidierung von Nischenmärkten wie etwa jene für bedeutende religiöse Kunst, Numismatik, Sammlerautos, rumänische Volkskunst, aber auch zu einer allmählichen Entwicklung und Umstrukturierung des rumänischen Kunstmarktes in Richtung des Online-Bereichs, zu mehr Transparenz bei Verkäufen und Garantien bis hin zu integrierten Dienstleistungen erwartet.