Neuentdeckt für den rumänischen Tourismus. Trüffeljagd und Kochshow bei Buzãu / Von Christine Chiriac

Es ist weitgehend bekannt, dass die Trüffeln zu den teuersten und kulinarisch wertvollsten Pilzen gehören. Die unterirdisch wachsenden, knolligen Pilze leben in Symbiose mit den Wurzeln ihrer Wirtspflanzen, und zwar zum gegenseitigen Nutzen: die Trüffel übernimmt Fotosyntheseprodukte, die Wirtspflanze erhält Mineralsalze und Wasser. Weiße Trüffeln können unwahrscheinlich hohe Preise erreichen, laut Internet zwischen 9000 und 15.000 Euro pro Kilo (!), die besonders wertvollen werden im Rahmen von Luxus-Events versteigert. Allerdings werden sie eher als würzende Zutaten verwendet, nur sehr selten in größeren Mengen. Beliebt unter den Kennern sind Produkte wie das Trüffelöl, die Trüffelbutter oder die Pralinen mit Perigord-Trüffeln. Die weltweit größten Trüffellieferanten sind Frankreich und Neuseeland.

In Rumänien setzten sich Organisationen wie der Verein der Trüffelsucher (Asociatia Cãutãtorilor de Trufe din România – ACTR) für das umweltfreundliche Aufrechterhalten der Trüffeltradition ein. Dass es hier auch um unentdecktes touristisches Potenzial geht, erkannten vor Kurzem einige „junge“ Tourismusorganisationen. 

Mitte Juni wurde in den Wäldern bei Buzãu durch „Mobile Cooking Romania“ (Mobiles Kochen Rumänien) die erste offizielle rumänische Trüffelsaison eröffnet. Etwa 60 Touristen, darunter Feinschmecker aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland und den USA, sowie Medien- und Firmenvertreter nahmen an der Veranstaltung teil. Hauptattraktionen des Tages waren die von Experten der ACTR geleitete Trüffelsuche (oder „Trüffeljagd“) und die Koch-Show mit den Chefs Horia Vîrlan und Jakob Hausmann. 

In der Holzhütte von Izvoranu/Tisãu (Kreis Buzãu) wurden die Gäste mit regionalen Produkten – Fleisch- und Käsespezialitäten, Brotaufstriche und Konfitüren – empfangen. Zu den „einheimischen“ Trüffeln kam es anschließend: Vertreter des Trüffelsuchervereins stellten die „schwarzen Diamanten der „Haute Cuisine“ vor. 

So erfuhren die Anwesenden, dass Trüffeln eine wohltuende entschlackende Wirkung für den Körper haben und dass sie nur an Orten wachsen, an denen die Umweltverschmutzung sehr gering ist. So habe es beispielsweise nach der Katastrophe von Tschernobyl in der ganzen Gegend etwa zehn Jahre lang fast keine Trüffel mehr gegeben. 

Die Pilze seien somit „ein Zeichen der Noblesse des Ökosystems“. Umso mehr sei es wichtig, die Trüffelgebiete zu schützen. „Ausschließlich an Gewinn interessierte Trüffelsucher hacken den ganzen Wald durch, um wertvolle Pilze zu finden“, sagte ein Vertreter des ACTR, „aber wenn man so aggressiv vorgeht, bleiben die Trüffeln an den betroffenen Orten jahrelang danach aus.“ Auch hierzulande soll es die besonders teuren weißen Trüffeln geben. „Wer jedoch Orte kennt, wo diese wachsen, der sagt es um keinen Preis weiter“, lächelte ein anderes Vereinsmitglied.

Es folgte eine anderthalbstündige Trüffelsuche im Wald – die spezial dressierten Hunde Billi und Pecki spielten hier die Hauptrolle. „An einem besonders guten Tag können zwei Hunde bis zu 20 Kilogramm Trüffeln finden“, hieß es. Dafür sei es aber Mitte Juni noch zu früh, denn die Saison, die sich bis Februar erstreckt, habe erst begonnen. Im Hof der Holzhütte konnten die Gäste anschließend die Vielfalt von Spezialitäten ausprobieren, die von den Meisterköchen zubereitet wurden: Parmesansuppe mit Trüffelöl, Ente mit Leber- und Trüffelfüllung, Rind- und Barschgerichte, sogar Trüffeleis. Eine Weinprobe ergänzte das kulinarische Programm. 

Ziel des Events sei, laut Veranstalter, die Wiederbelebung der Trüffeltradition, sowie die Förderung des Gourmet-Tourismus im Karpatenraum. Das unlängst lancierte Tourismusprodukt „Mobile Cooking Romania” (www.mobile-cooking-romania.com), entwickelt von dem „Carpathian Tourism Cluster“ (Karpaten Tourismus Cluster) in Zusammenarbeit mit mehreren Verbänden, soll die traditionellen „Delikatessen des Karpatengartens Rumänien“ mit den touristisch attraktiven – oder eben noch unentdeckten – Orten verbinden. Mithilfe einer mobilen Küchenausstattung sollen in den nächsten Monaten weitere thematische Kochshows u. a. in siebenbürgischen Kirchenburgen, im Donaudelta oder in Weinbergen stattfinden. Auch Teambuildings für Unternehmen oder Kochkurse für interessierte Gruppen stehen im Angebot.

Mitorganisator des „Trüffeltages“ in Buz²u war der Verein „Monteoru Renaissance“ (Asociatia Monteoru Renaissance), welcher in diesem Sommer ein Jahr seines Bestehens feiert. Einige erste Erfolge der Organisation: Seit Oktober vorigen Jahres vertritt sie offiziell den Kreis Buzãu in der Föderation der Vereine für Touristische Entwicklung in Rumänien ( Federatia Asociatiilor de Promovare Turisticã din România – FAPT); das von Monteoru Renaissance betriebene Internetportal www.TravelBuzau.com ist zurzeit mit 16.000 Besuchern pro Monat eine der wichtigsten Informationsquellen für den Tourismus der Gegend Buz²u.