Ohne Rückflug zum Roten Planeten

Rumänin und zwei Deutsche unter den letzten 100 Kandidaten

Was bleibt, nachdem Marco Polo den Osten erkundet hat? Nachdem Kolumbus und die amerikanischen Siedler den Westen entdeckt haben? Es ist nur eine Richtung übrig, in die Entdecker in der heutigen Zeit reisen können: der Weltraum, unendliche Weiten... Das Versprechen aus der Star-Trek-Serie könnte schon bald für einige wenige Auserwählte ein Stück näher rücken. Zwar werden sie nicht, wie die Besatzung des Raumschiffs Enterprise, in fremde Galaxien, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, vorstoßen, doch die private, von zwei niederländischen Forschern und Unternehmern gegründete Mars One-Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst bald Menschen auf den Mars zu schießen.

Lange schien der Mond als aussichtsreichster Kandidat für eine erste menschliche Kolonie fern der Erde, schließlich hinterließen „wir“schon vor Jahrzehnten dort unsere Fußabdrücke. Der Mars hingegen ist sehr viel weiter entfernt und weit weniger gründlich erforscht. Gerade das jedoch motivierte 202.586 Menschen, sich für ein One-way-ticket zum Mars zu bewerben. Es sollen schon im Jahre 2024 die ersten Menschen zum roten Planeten fliegen – ohne einen Rückflug buchen zu können. Im Jahre 2018 soll die erste unbemannte Rakete starten, um Vorbereitungen für die neuen Bewohner zu treffen.

Der Auswahlprozess für die ersten Marsbewohner ist langwierig und umfangreich, von den ehemals 202.586 Bewerbern waren nach ersten Tests noch 660 übrig geblieben. Diese mussten sich medizinischen Untersuchungen stellen, nur 100 wurden zur nächsten Runde zugelassen. Unter den glücklichen sind 39 Abenteurer von den amerikanischen Kontinenten, 31 Europäer, 16 aus Asien, 7 vom afrikanischen Kontinent und ebenfalls 7 aus Ozeanien. Eine Runde weiter geschafft haben es auch zwei Deutsche und eine Rumänin. Andreea Lavinia Rădulescu (34) ist in Rumänien geboren und aufgewachsen, lebt und arbeitet als IT-Analystin zurzeit jedoch in Kanada. Sie ist eine der jeweils 50 Männer und Frauen, die die bisherigen Auswahltests bestanden haben und sich weiter Hoffnung auf eine Reise zum Mars machen können.

Der nächste Schritt für die verbliebenen Kandidaten sind Trainingseinheiten in einer Mars-Simulation hier auf der Erde. Dort soll vor allem ihre Teamfähigkeit getestet werden. Denn die Organisatoren des Mars One-Projekts sehen als eine der größten Herausforderungen die zu Beginn bedrückende Einsamkeit. Es sollen zu Beginn nur vier Personen zum Mars geschickt werden, die dort zwei Jahre auf die nächsten vier Siedler warten müssen. Die Zeitspanne kommt durch die Umlaufbahnen von Erde und Mars zustande, nur alle zwei Jahre sind die Bedingungen günstig genug, um eine Rakete zum Mars zu schicken.

Die vier Pioniere müssen ganz auf sich allein gestellt ihr Leben organisieren, anders als Bewohner der internationalen Raumstation ISS können sie nicht im Notfall zur Erde zurückkehren. Deshalb soll vor ihrer Ankunft auf dem roten Planeten von Marsrobotern eine komplett redundante Lebenseinheit gebaut werden. In ihr werden Wasser, Atemluft und Nahrungsmittel hergestellt, denn eine Versorgung von der Erde ist aufgrund der extrem hohen Kosten und langen Transportzeiten – der Flug dauert unter optimalen Bedingungen 6-8 Monate – nicht möglich. Auch die Kommunikation mit der Erde wird gewöhnungsbedürftig. Je nach Abstand zwischen Erde und Mars werden Nachrichten zwischen 6 und 22 Minuten zwischen den beiden Planeten reisen. Ein Telefongespräch wird damit unmöglich, nur Video- oder Textbotschaften können übermittelt und mit Verzögerung beantwortet werden.

Zur Finanzierung des Projekts ist die Mars One-Stiftung im Moment auf Spenden angewiesen. Später soll vor allem mit Fernsehübertragungsrechten Geld verdient werden. Zur Landung der ersten bemannten Mars-Mission erwarten die Forscher aufgrund der Erkenntnisse der Mondlandung Neil Armstrongs mehr als 4 Milliarden Fernsehzuschauer. Doch auch schon die Trainingseinheiten der potenziellen Astronauten, die endgültige Entscheidung, wer zur ersten Vierergruppe gehört, und der Start der Rakete sollen im Fernsehen ausgestrahlt werden. Nach der Landung der ersten Menschen auf dem Mars soll es eine ständige Live-Übertragung des Lebens auf dem neuen Außenpostens der Menschheit zur Erde geben. Die Kosten für die ersten vier Marsbewohner schätzt Mars One auf 6 Milliarden US-Dollar, die nächsten vier Personen sollen für weitere 4 Milliarden Dollar zum Mars fliegen können. Andreea scheint das alles nur noch weiter zu motivieren, sie sagt von sich, dass egal wie schwer das Problem sei, sie gebe niemals auf.