Politkomödie im Land aller Möglichkeiten

Ein Wochenende und zwei Parteien

Über Langweile kann mit Sicherheit keiner klagen, der sich irgendwie interessiert für das Geschehen auf der innenpolitischen Szene hierzulande. Das vergangene Wochenende lieferte uns wieder einmal eine einzigartige Komödie zur Bestätigung dieser Aussage. Zwei kuriose Formationen, sie selbst bezeichnen sich als Parteien, gaben dem Publikum ihre Geburt bekannt: die Sozialdemokratische Partei der Arbeiter und die Partei der Brünetten. Im ersten Falle handelt es sich um ein „Produkt“ des „Abendsterns der Steinkohle“ Miron Cozma, im zweiten um eine (Schnaps)Idee zweier natürlich dunkelhaariger Models.

Der ehemalige Gewerkschaftschef und Anführer der Schiltal-Bergleute machte die Gründung seiner Partei in Târgu Jiu feierlich bekannt. Der „historische Augenblick“ spielte sich vor zwei bis drei Dutzend Sympathisanten ab. Für die Lancierung der Brünettenbewegung wählten die beiden Vertreterinnen der Modebranche, Roxana Marinescu und Andreea Podărescu ist ihr Name, ein ausgeflipptes Event auf einer viel exotischeren und besser besuchten Bühne: eine Modeschau (für Unterwäsche) in einem Bukarester Club. Lauter Delikatessen, nicht wahr, für die mehr oder weniger mondänen Sendungen der mehr oder weniger Nachrichten-Sender Realitatea, Antena 3 und B1.

Miron Cozma (er wurde 2007 aus der Haft entlassen und hat bis 2014 kein Recht zu wählen oder in ein öffentliches Amt gewählt zu werden) kündigte seine Absicht an, sich bei der nächsten Präsidentschaftswahl als Kandidat zu stellen, falls dies jedoch nicht klappen sollte, will er für alle Fälle auch bei der Europawahl kandidieren. Ein politisches Programm habe er auch parat. Kurz gefasst sieht es, so der Parteigründer und -chef in einem Realitatea-Interview, die Festnahme des „ehrlichen Iliescu, des peinlichen Constantinescu und des listigen Băsescu vor. Und des Königs. Und des Nationalbankgouverneurs.“ Ach, auch noch die Streichung des Begriffs „arbeitslos“ aus dem politischen Konzept der Sozialdemokratischen Partei der Arbeiter. Einfach so!

Bei den zwei Schönheitsköniginnen ging es, im Gegenteil, viel friedlicher und toleranter zu. Blonde sollen auch akzeptiert werden in der politischen Formation, sogar Männer. Das Alter dürfte auch keine Rolle spielen. Bezüglich der Ideologie und der Plattform haben sie sich allerdings noch keine großen Gedanken gemacht. Im Prinzip wollen sie benachteiligten Menschen helfen, was natürlich begrüßenswert ist, und dadurch der Welt beweisen, dass sie mehr können als über den Laufsteg marschieren.
Sowohl Miron Cozma als auch Roxana Marinescu und Andreea Podărescu sind überzeugt, die nötigen Unterschriften für die Registrierung ihrer Parteien zusammenzukriegen. Was wir dazu meinen, ist – glaube ich – nicht einmal der Frage wert.