Schwäbische Mundart als immaterielles Kulturerbe bewahren

Ein regelmäßig stattfindender Stammtisch soll dazu beitragen

Im nächsten Jahr wollen sich die sathmarschwäbischen Mundartsprecher monatlich treffen. Foto: Josef Hölzli

Die überwiegende Mehrheit der Menschen spricht mehrere Sprachen. Doch zugleich sind nach Schätzungen der Unesco 50 Prozent aller heute bekannten Sprachen, über 6500 an der Zahl, vom Aussterben bedroht, bis zum Ende des Jahrhunderts wird der Wert auf bis zu 90 Prozent steigen. Dies bedeutet eine Konzentration auf immer weniger Sprachen: Lediglich 19 sind es, die die Hälfte aller Menschen auf der Erde nutzen. Gemessen an der Gesamtzahl der Menschen, die eine Sprache als Erst- oder Fremdsprache sprechen, liegt Englisch an der Spitze, gefolgt von Mandarin-Chinesisch, weit abgeschlagen folgen Hindi und Spanisch.

Vor über 300 Jahren kamen nach dem Sathmarer Frieden von 1711 die ersten Siedler aus Süddeutschland, vor allem aus dem heutigen Baden-Württemberg, in die Region Sathmar. Sie brachten nicht nur die Hoffnung auf ein neues und besseres Leben sowie Kenntnisse in Handwerk und Landwirtschaft mit, sondern eben auch ihre Sprache. Diese war in erster Linie das Schwäbische. Dieser Dialekt blieb vor allem durch die zunehmende Anzahl an schwäbischen Gemeinden bis in das 19. Jahrhundert bestehen, die Familien sprachen zu Hause und untereinander Schwäbisch. Der Dialekt überlebte in diesen über drei Jahrhunderten die österreich-ungarische Monarchie, die wechselvolle Zwischenkriegsperiode sowie schließlich das sozialistische System nach dem Zweiten Weltkrieg. Trotz drastischer Assimilierungspolitik der verschiedenen Verwaltungen, in die sich die Schuladministrationen und die Kirche einspannen ließen, gelang es den Sathmarer Schwaben über diesen Zeitraum hinweg, ihren Dialekt beizubehalten, auch wenn dieser stets vom Aussterben bedroht war. In einigen Gemeinden verschwand der Dialekt schon vor drei bis vier Generationen, in anderen wird er bis heute noch gesprochen.

Die Sprache bzw. der Dialekt ist viel mehr als nur Kommunikationsmittel, er ist vor allem immaterielles Kulturerbe, welches Schritt für Schritt in Sathmar zu verschwinden droht. In den 1970er und 80er Jahren und dann nach der Revolution von 1989 wanderten sehr viele Sathmarer Schwaben in die Bundesrepublik Deutschland aus – und damit auch sehr viele, die noch Schwäbisch sprachen. So sind es heute nur noch wenige Familien und Personen, die das Schwäbische in der Region  Sathmar pflegen und versuchen, den Dialekt nachkommenden Generationen weiterzugeben. ifa-Kulturmanager Arthur Glaser und der Vorsitzende des Regionalforums Nordsiebenbürgen, Josef Hölzli, wurden nun aktiv, um dieses Kulturerbe zu bewahren und zu pflegen: Kürzlich wurde zum ersten Mal ein „sathmarschwäbischer Mundartstammtisch“ veranstaltet. Dessen vorrangiges Ziel ist es, Sathmarer Schwaben, die noch Schwäbisch sprechen, eine Möglichkeit zu geben, den Dialekt mit anderen zu pflegen. Das erste Treffen fand große Zustimmung. Es trafen sich zum ersten Mal gleich drei Generationen, die den Dialekt noch sprechen. Diese Initiative soll ab dem kommenden Jahr monatlich veranstaltet werden und zu einem traditionellen schwäbischen „Mundartstammtisch“ in Sathmar werden.