Sehen, Weitererzählen, Dabeisein

Empfehlenswertes auf der Kronstadt-Webseite von Merg.in

Eine Nebengasse mit ihrem eigenem Charme: – das Gabelgässchen/str. Alecu Russo Foto: Cătălin Stanciu/www.merg.in/brasov

Einer der beliebtesten Wanderwege: der alte Schulerauweg Foto: Laurenţiu Ciprian Tudor/www.merg.in/brasov

Nachrichten und Bilder, Reportagen und Interviews, Chroniken und Meinungen: Eine virtuelle Zeitschrift, die durch die Suchfunktion im eigenen Archiv immer umfangreicher wird – das alles bietet das Internet-Portal Merg.in. Neben zwei Großstädten - Bukarest und Temeswar/Timişoara –, dem Kreis Mureş, aber auch drei kleineren Ortschaften (Buşteni, Costineşti, Lunca Ilvei) hat nun auch Kronstadt/Braşov die Möglichkeit, auf einer Online-Plattform präsent zu sein (www. merg.in/brasov) . Vorausgesetzt man verfügt über die notwendige Technik und die Internetverbindung steht.

Straßen erzählen von heute und gestern

Kronstadt hat, vor allem in der Inneren Stadt, alte Straßen, die nun zu neuem Leben erwacht sind. Touristen suchen sie, schlendern da herum, nehmen sich Zeit für einen Kaffee oder einen Imbiss, schießen Fotos. Wenn sie etwas einkaufen, dann eher ein Andenken, eine Erinnerung an das Besondere dieser Orte, in denen, zum Glück, der Verkehr nicht die Überhand nehmen kann, allein schon weil nicht genügend Parkplätze vorhanden sind. „Merg.in“ hat eine Rubrik „De văzut“ (Zu sehen), wo eine Beitragsreihe begonnen wurde, die bekannte aber auch weniger bekannte Straßen vorstellt. Da kann man Fotos anklicken und Eindrücke anderer aufnehmen und sich von ihnen anregen lassen. Die Spitalsgasse/Postăvarului gilt einem der Webseite-Mitautoren als die schönste im historischen Stadtzentrum. Gute Gründe gibt es dafür: Sie ist ruhig, unaufdringlich, ohne zu viele Läden und Lokale – „eine Straße wie eine Klammer, wie ein Zuschauer“.

Da machen auch die Anrainer mit bei Projekten wie FatzaDa, bei Verschönerungsaktionen mit Fensterblumen oder Straßenmöbeln. Vorgestellt werden auch kleinere Straßen, Gassen, wie das Gabelgässchen/Str. Alecu Russo oder die Johann-Gött-Gasse. Sie weisen eine eigene Persönlichkeit auf, die eine gewisse Vernachlässigung, herabfallender Putz, verschmierte Wände nicht ganz verwischen. Solche Nebengassen, die „im Schatten stehen“, kommen somit zum Vorschein, können von Touristen entdeckt oder von Kronstädtern wiederentdeckt werden. Unter „Zu sehen“ finden wir selbstverständlich auch bekannte Baudenkmäler wie die Bartholomäer Kirche, die Schwarze Kirche (mit der Sage des vom Dach herabgestürzten Lehrgesellen), ganze Stadtviertel (die Obere Vorstadt/Schei), die engen Gänge und Innenhöfe in der Purzengasse.

Mitbürger kommen zu Wort

Außer Geschichte, Naturschönheiten in der nahen Umgebung (vorgestellt werden z. B. die Sieben Leitern, die Salomonsfelsen, der Tamina-Wasserfall, die Narzissenwiese, die Fledermaushöhle), Museen verdienen es die Kronstädter, selber zu Wort zu kommen. Vor allem jene, die was zu sagen und vorzuzeigen haben, oder die neue Wege gehen und so für ihre Zukunft Kronstadt entdeckt und gewählt haben. Ein Beispiel ist der Schriftsteller Daniel Drăgan. Gerade im Kontext der Kronstädter Kandidatur für den Titel der europäischen Kulturhauptstadt 2021 ist es interessant, seinen Standpunkt zum Kronstädter Kulturleben, zu den Schwächen und Stärken der Stadt in diesem Bereich zu erfahren. In einem Interview für „www. merg.in/brasov“ sagt er: „Die Kultur kann sich nicht in einem von Missgunst befallenen Umfeld entfalten. Sie braucht stressfreie Leute, die von Sorgen nicht erdrückt werden, Sorgen die andere nicht kennen (mein Glückwunsch dafür !). Ich wünsche mir, dass wir uns die Kultur wie eine Pflanze vorstellen, deren Wurzel wir begießen müssen, der wir Sonnenlicht und Luft zum Atmen geben müssen.“

Zu Wort kommen in der Interview-Rubrik Leute aus verschiedenen Kunstbereichen (eine Musikerin, ein Tänzer, ein Fotograf, ein Blogger und Schriftsteller), aber auch ein Psychologe, die einzige Schülerin, die im Vorjahr im Kreis Kronstadt bei der Reifeprüfung eine Zehn als Durchschnittsnote vorweisen konnte – Maria Luiza Steinesz vom Unirea-Kolleg –, ein Rollstuhlfahrer, dessen Lebensmotto lautet. „Es gibt kein `Ich kann nicht!’“, ein Trainer und Projektmanager und andere. Interessant, aber wahrscheinlich nicht zufällig – Lokalpolitiker sind in dieser Aufstellung nicht zu finden. Die Webseite hat sich auch nicht zum Ziel gesetzt, parteipolitische Standpunkte darzustellen. Zu lesen sind unter dem Titel „Chronik“ auch Echos auf Kulturveranstaltungen, Festivals, Ausstellungen, Buchvorstellungen, humanitäre Spendenkampagnen.

Tipps für Freizeitgestaltung

Dieser Teil der Webseite beinhaltet vor allem Beiträge mit einem praktischen, nützlichen Wert. Es geht um Vorankündigungen („Avan-cronici“) der wichtigsten Veranstaltungen (Konzerte, Festivals, Messen, Theateraufführungen) mit den nötigen Infos und mit der Möglichkeit, die offiziellen Poster anzuklicken. Freizeit heißt aber auch Bewegung in der Natur und Sport. Vorgestellt werden einige der beliebten Ausflugsorte in der Nähe von Kronstadt. Da konnte der alte Schulerauweg nicht ausgelassen werden. Die Schlussfolgerung des Beitrags ist vielsagend: „Ein alter Weg, schön und ruhig wie ein Großvater!“ Nicht fehlen konnte die Zinne, der Hausberg der Kronstädter. „Die Zinne ist wie ein großer und gutmütiger Dinosaurier mit dichtem, grünem Fell.“ Oben (er)trägt er einen sonderbaren Bau – das Anfang der 70er Jahre gebaute Panoramic-Restaurant. Das gibt dem Autor aber auch die Gelegenheit, die Geschichte der Vorgängerin der heutigen Gaststätte, der Bethlen-Hütte, vorzustellen. Nicht gerade glücklich findet er den Einfall, in Riesenlettern, á la Hollywood, den Namen der Stadt unter dem Zinnengipfel anzubringen. Vorgestellt werden noch der neue „Aventura“-Freizeitpark im Noua-Stadtviertel und eine Fahrt mit dem Rad durchs Bucegi-Gebirge. Viele weitere Ausflugs- und Freizeitempfehlungen könnten folgen, denn Kronstadt hat noch viel zu bieten. Wenn Nicht-Kronstädter über Freunde und Bekannte keine Tipps erhalten können, so ist „Merg.in/Brasov“ nur ein Click entfernt, um sich bereits in der Stadt und ihrer Umgebung umzusehen, um einige ihrer Bewohner virtuell kennenzulernen, um mehr über ein Konzert, eine Ausstellung zu erfahren oder um (nicht nur bei ungünstigem Wetter) den Weg zu einem der zahlreichen und sehenswerten Museen zu finden.