Soooo heiß!

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Obwohl kein Fan von drögem Sonnenbaden oder schrillem Nackedei-Strandleben, kann mir der Sommer gar nicht heiß genug sein... sag ich jetzt freilich nur im Flüsterton. Bei den derzeitigen Temperaturen macht man sich mit solchen Aussagen keine Freunde. Denn während andere schimpfend am Bukarester Asphalt festkleben und von Erste Hilfe Zelt zu Erste Hilfe Zelt taumeln, sitzt mir selbst nach Jahren noch traumatisch der „deutsche Sommer“ im Nacken, der manchmal nur drei Tage dauerte. Oder noch schlimmer, man bemerkte ihn erst im Nachhinein: Ach, gestern war der Sommer! Die übrige Zeit ist man morgens aus dem Haus gegangen bei strahlendem Sonnenschein, hoffnungsfroh... bis zum nächsten Regenschauer, und dann nur noch brrrr! Weh dem, der nicht ständig mit Schirm und Jacke durch die Gegend rannte. Man musste schon befürchten, die Evolution löst das Problem irgendwann auf ihre Weise: durch Ausbildung gelber Gummischuppen, Schwimmflossen oder einer konkav gewölbten Verhornung der Augenbrauen - als Regenrinne.
Obwohl, in den letzten Jahren soll es auch dort wieder Sommer geben. Liegt wohl an der Erderwärmung. Wenn schon Klimakatastrophe, dann wenigstens auch mit angenehmen Seiten: Heißzeit statt Eiszeit! Wen stört es, wenn das Mittelmeer bis nach Bayern geht?

Ist ein außerirdisches Hitzeresistenzgen schuld, dass sich manche Menschen erst kurz vor dem Punkt, wo die Körpereiweiße gerinnen, wohlfühlen? Oder entwickelt sich unsere Rasse langsam zum Reptil zurück, und wir Hochtemperaturfans sind nur die Vorreiter? Für normale Erdlinge ist es nicht immer leicht, mit unsereinem zusammenzuleben. Aber auch umgekehrt: Klimaanlagenflüchtig und schattenscheu wundern wir uns, dass der Partner bei lauen 35 Grad den Vorschlag zum Spaziergang vehement ablehnt. Wo doch endlich mal die Sonne scheint!
Bei Normaltemperaturen sind Hochtemperatur-Extremisten eher unauffällig. Erst bei den Hundstagen tritt ihre absonderliche Neigung immer offener zutage. Diese empirische Tabelle – das Hitzebarometer eines Extremsommerfreaks – hilft bei der Früherkennung:

20 Grad: Endlich Plusgrade! Der Wollpulli fliegt in die Ecke.
25 Grad: Wo bleibt er denn, der Sommer?
30 Grad: Schön langsam kann man es jetzt kurzärmelig aushalten.
35 Grad: Der Beginn einer nach oben offenen Wohlfühltemperaturskala...
40 Grad: Hurra, nun kann man Spiegeleier auf der Kühlerhaube braten!
45 Grad: Die Plexiglas-Abdeckungen der Neonröhren im Büro fallen krachend von der Decke, weil sich der Kleber aufgelöst hat. Die Katze schläft im Kühlfach. Was haben die nur alle? Endlich Sommer!
50 Grad: Heißer Wüstenwind bläst mir ins Gesicht. Ist das der berühmte arabische Frühling? Toll, ganz ohne Strom Haare föhnen und Zucchini gleich gekocht ernten. Hey – immer noch keine Lust auf gebratenes Ei von der Kühlerhaube?
55 Grad: Schön langsam wird’s auch mir warm. Ob es hilft, den Wollpulli wieder anzuziehen, um keine Körperkälte nach außen zu verlieren?
60 Grad: Leichtes Schwitzen unterm Arm. Was bedeuten nur die komischen Bläschen in der roten Thermometerflüssigkeit?
65 Grad: Prima, die Fliegen fallen von den Wänden. Ist da sonst noch jemand? Haaal-looooo!
70 Grad: Bläschen, überall! Diesmal auf der Haut. Das Thermometer? Geschmolzen. Wieso schüttelt‘s mich auf einmal vor Kälte?