UMCR-Transaktion abgesegnet

Das älteste Maschinenbauwerk Rumäniens ist seit letzten Montag Teil des Wasserkraftnutzers Hidroelectrica

Montag letzter Woche fand in Bukarest die Außerordentliche Generalversammlung der Gesellschafter (AGEA) des rumänischen Wasserkraftwerksbetreibers SC Hidroelectrica SA statt, auf deren Tagesordnung in erster Linie die „Transaktion“ (so in der Beschlussvorlage der Hidroelectrica-Gesellschafter die Bezeichnung für den Kauf des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR) „in Form eines Transfers der Geschäfte“ - das ist der „Transfer sämtlicher unbeweglicher Güter, die für die Abwicklung der Geschäfte nötig und für Hidroelectrica von Interesse sind, also die Industriestandorte ABC und Câlnicel, die Beschäftigten von UCMR, die relevanten Verträge für die Abwicklung der Geschäfte und hinsichtlich derer Hidroelectrica sein Erwerbsinteresse bekundet hat, die geltenden transferierbaren Autorisierungen, die Lagerbestände, das Archiv, die mobilen und geistigen Aktiva sowie die Rechte auf geistiges Eigentum.“

Mit der Zustimmung der Gesellschafter wurde eine Übergangsgesellschaft gebildet, in Form einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH, rumänisch SRL), Uzina de Construcții Mașini Hidroelectrice SRL (Kürzel: UCMH), die große Teile des einst mächtigen Reschitzaer Maschinenbauwerks umfasst und die für die Fusionierung mit einem anderen Filialbetrieb von Hidroelectrica, des – ebenso wie das Reschitzaer Werk insolventen – Hidroserv, des Instandhaltungsbetriebs der rumänischen Wasserkraftwerke (das als Filialwerk von Hidroelectrica funktioniert), vorbereitet wird. Aus den zwei insolventen Unternehmen will/soll der Hidroelectrica-Vorstand dann ein zahlungsfähiges Unternehmen zusammenschweißen – haben die Gesellschafter entschieden…

Wie bereits berichtet, kauft Hidroelectrica sich die ihr „Erwerbsinteresse“ weckenden Teile von UCMR für 67,879 Millionen Lei, zusätzlich 553.000 Lei Gebühren und notarielle Kosten. Das sind Summen, die ebenfalls von den Gesellschaftern auf der AGEA zu genehmigen waren. Ebenso wurde der Vorstand von den Gesellschaftern bevollmächtigt, „sämtliche dafür nötigen Schritte zu unternehmen, um den Transfer zu gutem Ende zu führen.“ Sodann wurde entschieden, die neugeschaffene UCMH SRL mit einem Startkapital von 119,65 Millionen Lei auszustatten. Allerdings enthält dieser Wert auch die Kaufsumme. Und nur die Differenz, also rund 51 Millionen Lei, sind die eigentliche Startsumme für das neugeschaffene Werksgebilde, eine Art Restwerk des ehemaligen Reschitzaer Maschinenbauwerks. Dieses Geld müsste/soll reichen bis zur geplanten Fusion mit der Hi-droserv SA. Im Augenblick der Fusion soll auch das „GmbH-Stadium“ von UCMH aufhören. Dieses (Übergangs-)„Stadium“ soll – so die Denke des Hidroelectrica-Direktoriums, die den Gesellschaftern kundgetan wurde – eine „klare Abgrenzung in der neuen Gesellschaft für die Aktiva, die Rechte, Verpflichtungen sowie die 448 Arbeitnehmer“ ermöglichen und die Integration der Belegschaft in die neue Gesellschaft, deren Organisationsstruktur und Unternehmensphilosofie definitivieren und erleichtern.

Die neue Gesellschaft, die nach der Fusion von UCMH mit Hidroserv entsteht, wird zu 100 Prozent im Besitz von Hidroelectrica sein und soll für die beiden fusionierten Unternehmen das Ende ihres Insolvenzstadiums bedeuten, wird versichert.
UCMH SRL wird anfangs von Hidroelectrica beauftragt, mit Instandhaltungs- und Modernisierungsarbeiten bestehender Wasserkraftwerke, teilweise auch gleich schon in Zusammenarbeit mit Hidroserv. Dazu soll das Startkapital verwendet werden, mit dem Hidroelectrica seinen Neuankauf, den „Transfer“, ausstattet.

Hidroelectrica kauft mit den für den Wasserkraftwerksbetreiber „interessanten“ Teilen des ehemaligen Reschitzaer Maschinenbauwerks auch ziemlich ausgedehnte Grundstücke in Reschitza: insgesamt rund 18 Hektar auf Stadtgebiet, auf denen die Produktionshallen stehen. Und zwar steht der Industriestandort ABC (u.a. in der Altstadt, vorwiegend am linken Ufer der Bersau/Bârzava, die Halle für Schwermaschinenbau, die Turbinenbauabteilung, die Abteilung für Schiffsdiesel-Ersatzteile, die Verchromung, die Wärmebehandlung, die Abteilung für große elektrische Maschinen, das Verwaltungsgebäude, die Luftverdichter-Station usw.) auf 10,66 Hektar, während zum abgekauften Teil von UCMR auch ein Großteil des Standorts Câlnicel in der Neustadt, linkerhand der Einfahrt aus Richtung Temeswar, gehört: 7,35 Hektar, mit den Abteilungen für große geschweißte Bestandteilgruppen, der Luftverdichterstation, der Umspannstation für 110 kV, inklusive Zufahrten und Transportwege.
Bei alldem kann man nur hoffen, dass das Direktorat von Hidroelectrica, das all das managen soll, seinen Aufgaben auch kompetent, zeitgerecht und zielorientiert nachkommt. Seit dem 7. November 2023 hat Hidroelectrica ein neues Direktorat (bestimmt aufgrund Eilbeschluss der Regierung 109/2011 für die kommenden vier Jahre), bestehend aus Károly Borbély (Geschäftsführender Generaldirektor, CEO), Bogdan-Nicolae Badea (Investmentchef, CIO), Radu-Ioan Constantin (Verwaltungsdirektor, CAO), Marian Fetița (Finanzdirektor, CFO) und Ianăș Rădoi (Operativdirektor, COO).

Kàroly Borbély war bis zu seiner Ernennung zum CEO acht Jahre lang (zwei Mandate) Mitglied des Aufsichtsdirektoriums von Hidroelectrica und saß vorher bei Orange im Verwaltungsrat sowie bei Energibit, einem Exportunternehmen für Energie. Auch war er Staatssekretär im Departement für Energiewesen im Wirtschaftsministerium, während der Ponta-Regierung (Victor Ponta ist heute Sonderberater von Regierungschef I. M. Ciolacu), Minister für Kommunikationswesen in der T²riceanu-Regierung und Staatssekretär in der Nationalen Autorität für Jugendfragen, ebenfalls in der T²riceanu-Regierung. Er ist verheiratet mit der Tochter eines gutsituierten Unternehmers aus Buzău. Sein Schwiegervater Ionel Gagu gehört, laut HotNews, zum engsten Freundeskreis von Premierminister und PSD-Chef Ion M. Ciolacu.

Das ist der engste Kreis der Verantwortlichen, die jetzt über das Schicksal des Hauptwerks von Reschitza bestimmen und UCMH – implizite der Stadt Reschitza – eine neue Zukunft aufbauen sollen.

Auf alle Fälle schadet es nicht, sich an dieser Stelle in Erinnerung zu rufen, mit wieviel Arbeitnehmern das 1771 gegründete metallverarbeitende Werk in der Reschitzaer Altstadt, das zuletzt den Namen UCMR trug, 1990 in den rumänischen Kapitalismus der Neuzeit segelte: um die 20.000. Hidroelectrica übernimmt jetzt 449 Arbeitnehmer. Das Hütten-, Stahl- und Walzwerk, das ebendann gegründet wurde und in der Altstadt am rechten Ufer der Bersau steht, ist längst verkauft und arbeitet, nach anfänglichem Schlingerkurs unter amerikanischem Management (Noble Ventures Inc.), heute mit rund 1000 Arbeitnehmern profitabel weiter, lange Zeit im Besitz eines russischen Oligarchen (dem Putin-Vertrauten Dmytry Pumpianskyi), seit nunmehr zwei Jahren im Besitz einer serbischen Investmentgesellschaft (Hefestos Capital mit Sitz in Belgrad, eine Gründung von Milutin Nikolic und Pavle Kavran, die das Werk mit Hauptsitz in Slatina in Artrom Steel Tubes umbenannt haben, wo Reschitza den Stahl erzeugt, aus dem in Slatina nahtlose Rohre gewalzt werden).