Unterschiede in der Kunstförderung

Deutsche Praktikantin in der Galerie für Zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums

Vor der Lügenbrücke – die Praktikantin der Zeitgenössischen Galerie, Sophie Stock Foto: die Verfasserin

„Mich hat die andere Seite von Europa interessiert. Man hört viel darüber, ich hatte aber nicht das Gefühl, dass alles so ist, wie es dargestellt wird und wollte selber mal schauen“, sagt Sophie Stock über ihr Ziel Südosteuropa für das Praktikum in der Galerie für Zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums. Seit Juli lernt sie für zwei Monate die Organisation in einer rumänischen Kulturinstitution kennen. Vorbild ist für sie vor allem die Tätigkeit von Liviana Dan, der Kuratorin der  Galerie. Das Praktikum der 25-Jährigen fügt sich in den Inhalt ihres soeben absolvierten Studiums der Angewandten Kulturwissenschaften mit Hauptfächern Kunst, Sprach- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Lüneburg ein. „Das Praktikum hat mir gezeigt, dass es mir Spaß macht, mit Kuratoren zu arbeiten“, meint Stock. Das Aufbauen von Ausstellungen, die Recherche zu Künstlern und den Kontakt zu diesen gehört zu ihrem Aufgabenbereich.

Ihren Berufsalltag kann sie sich durchaus in einem Museum oder einer vergleichbaren Institution mit zeitgenössischer Kunst und gegenwärtiger Kultur vorstellen. Eine Alternative sieht Stock in der Verschriftlichung von Kunst in einem fachspezifischen Medium. „Ich habe einen Artikel über eine Ausstellung in Hermannstadt für ein Bukarester Kunstmagazin verfaßt. Ich finde es interessant, über Kunst zu reflektieren, sich mit den Künstlern zu unterhalten und darüber zu schreiben“, erklärt sie. Stock hat in Deutschland bereits Erfahrung im Redaktionsalltag während eines Praktikums bei einem Lokalfernsehsender gesammelt. Das Eindrücklichste ihrer Praktikumszeit in Hermannstadt ist die Erkenntnis, wie unterschiedlich Kunst in Deutschland und in Rumänien gelebt wird. „Hier erst habe ich die Verhältnisse in Deutschland schätzen gelernt, wo Kulturelles vom Staat gefördert wird. Gerade kritische Kunst hat in Rumänien einen schweren Stand,“ stellte sie nun fest. „In Rumänien ist man in dieser Branche weitestgehend von der Privatwirtschaft abhängig. Das wäre in Deutschland nicht denkbar“, erläutert Stock. Dabei sei gerade diese Kunst so wichtig, da sie die Gesellschaft widerspiegelt, so die Praktikantin. Sie bewundert, unter welchen Umständen Künstler und Kuratoren in Rumänien arbeiten.

Das Alltagsleben in Hermannstadt erinnere sie ansonsten an den Ausdruck „in die Sommerfrische fahren“. „Die Atmosphäre in der Stadt ist einfach so entspannt. Man kann sich überall in ein Café setzen, und hinter der Stadt liegt das Bergpanorama. Ich denke, durch die Kulturhauptstadt 2007 wurde hier viel gewonnen“, resümiert Stock. In Hermannstadt wohnt sie bei einer befreundeten rumänischen Familie ihrer Eltern. Dadurch bekommt sie viel von der Geschichte der Familie und natürlich den rumänischen Alltag mit. Das Leben in der Stadt und Ausflüge innerhalb Rumäniens haben sie neugierig gemacht auf mehr. Sie werde auf jeden Fall wieder nach Rumänien kommen, sagt Stock. Zuerst geht es für sie nach dem Praktikum aber zurück nach Lüneburg, von wo aus sie sich für eine Arbeitsstelle bewerben wird.