Vernetzung für einen guten Zweck

„Brașov Heroes“ unterstützt sieben Hilfsprojekte

Jeder Geburtstag ist ein besonderer Tag.

Taktile Wahrnehmung erweitert den Horizont blinder Personen.

In einer Zeit gekennzeichnet vom Tragen einer Schutzmaske und Wahrung des Sicherheitsabstandes ist die soziale Vernetzung schwieriger geworden. Aber es gibt die Möglichkeit, sich im virtuellen Raum zu treffen und auszutauschen. Das haben auch die Veranstalter der „Brașov Heroes“ („Kronstadts Helden“) genannten Initiative genutzt, um bei der diesjährigen Auflage über soziale Netzwerke die Aufmerksamkeit möglichst vieler Kronstädter auf sieben Hilfsprojekte zu richten und für diese die nötigen Fördergelder durch Spenden einzusammeln.

Bei den bisherigen sechs Auflagen bildete ein Hindernislauf am Stadtrand, im Noa-Stadtviertel, den Höhepunkt. Dort trafen sich Familien, Freunde, Bekannte und hatten gemeinsam viel Spaß bei Bewegung im Freien – alles im Zeichen einer Wohltätigkeitsaktion, angeregt von der „Stiftung für Gemeinschaft Kronstadt“ („Fundația comunitară Brașov“). Diesmal finden gleich mehrere Hindernisläufe an mehreren Tagen, (genauer in der Woche 6.-13. September) statt. Der Fantasie zur Gestaltung der Trasse und der zu überwindenden Hindernissen sind keine Grenzen gesetzt. Nur die Teilnehmerzahl an jedem Rennen ist stark eingeschränkt, um die Regeln betreffend Sicherheitsabstand und somit der geltenden Gesundheitsschutzmaßnahmen problemlos einzuhalten. Dabei wird fleißig fotografiert und gefilmt, um am Sonntag, dem 13. September, auf der Facebook-Seite des Veranstalters die zurückgelegten Kilometer zu Gunsten eines der geförderten sieben Hilfsprojekte zu dokumentieren. Die Veranstalter steuern selber je 10 Lei pro Kilometer bei, so dass, zusammen mit den Spenden, die Geldmittel für die beworbenen Projekte zusammenfließen.

Auf der Webseite von „Brașov Heroes“  (www.brasovheroes.fundatiacomunitarabrasov.ro) werden diese Projekte ausführlich vorgestellt, und auch der Stand der bisher eingelaufenen Spenden jener, die nicht persönlich zum Hindernislauf antreten, aktualisiert. Es ist nicht uninteressant, einen Blick auf diese Projekte zu werfen, um zu erfahren, wer dessen Nutznießer sind und wie konkret geholfen werden soll.

Trotz Ungewissheit und Sorgen um den weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie sollten nicht jene vernachlässigt werden, die es auch bisher bei uns nicht leicht hatten. Es geht dabei vor allem um Kinder, die keine Familien haben, um Kinder mit verschiedenen Behinderungen und deren Angehörige, oder um Kinder aus dem ländlichen Raum, deren Erziehungs- und Unterrichtsmöglichkeiten nicht mit jenen ihrer Altersgenossen aus den Großstädten verglichen werden können. Es geht aber auch um Kinder im Allgemeinen, um Personen mit Behinderung oder um schutzlose Welpen, denen mit geringem Aufwand dennoch das Leben gerettet werden kann.

Der Verein „Rază de Speranță“ („Hoffnungsstrahl“) versucht zum Beispiel durch unkonventionelle Behandlungsformen (Kunsttherapie, Hippotherapie, Musiktherapie, Bewegungstherapie) Kindern, die an Autismus leiden, sowie deren Familien, zu helfen. In Gruppen von je acht Kindern sollen solche Behandlungen gratis angeboten werden. – Die gemeinnützige Organisation ADDIP, die 2007 gegründet wurde, nimmt sich vor, mit dem Projekt „Ein besonderer Tag“ das Selbstwertgefühl jener Kinder zu steigern, die in staatlichen Heimen und nicht mit ihrer Familie leben. Der besondere Tag ist selbstverständlich der Geburtstag dieser Kinder, an dem sie ein kleines Geschenk und die dazugehörende Geburtstagstorte erhalten. So erfahren sie, dass sie nicht verlassen sind und nicht alleingelassen werden. „Wir nehmen uns der Kinder der Zukunft an!“ lautet ein Motto dieses Vereins. Rund 300 Kinder sollen das als Geburtstagsparty und -überraschung zumindest einmal im Jahr – an ihrem Geburtstag spüren.

„Grow and Know“, was durch „Wachsen und Wissen“ übersetzt werden könnte, heißt ein Projekt, das in Kindergärten und Schulen in ländlichen Gegenden mit schwacher Sozialinfrastruktur Lehrmaterial sichern soll. So soll, zusammen mit der Unterstützung der Erzieherinnen und Erzieher, erste Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Kleinen leichter lernen und sich entwickeln, um ihre Kreativität und Persönlichkeit zu formen mit der Hoffnung, dass sie zu selbständigen, mündigen Erwachsenen werden. Das Projekt könnte in Crizbav in den fünf Gruppen der beiden Kindergärten starten, wo 90 Kinder betreut werden, wobei die Mehrzahl der Roma-Minderheit angehört. Die Kronstädter lokale Gruppe „Orizont“ der Pfadfinder Rumäniens („Cercetații României“) will mit dem Programm „SOS – Erziehung fürs Leben“ 160 Kronstädter Kindern und Jugendlichen Prinzipien einer gesunden Lebensweise vermitteln und dabei auch Erste-Hilfe-Maßnahmen vorstellen. Das soll in drei Lagern Anfang nächstes Jahres, mit Beteiligung von 30 Freiwilligen, erreicht werden.

Der Zeidner Verein „Rafael“, ein rumänisch-niederländischer Hilfsverein, der bereits 2007 gegründet wurde, dient der Unterstützung von Personen mit physischen und geistigen Behinderungen. Mit dem Projekt „Ich möchte dir sagen...“ sollen bessere Verständigungsmöglichkeiten mit den rund hundert Kindern und Erwachsenen versucht werden. So können sich diese besser an ihre Umwelt anpassen, wobei auch Therapie und Erziehung aussichtsreicher werden. Das – Endziel ist es, dort, wo möglich, diese Personen aus ihrem Status als „Assistierte“ herauszubringen. Die Werkstatt für behinderte Personen ist ein großer Schritt in diese Richtung.

Eine Initiativgruppe, bestehend aus George Bor{an, Ioana Borșan und Denis Ioniță, setzt sich für Blinde und Personen mit schwachem Sehvermögen ein. In Kronstadt sind es rund 2000 Personen, für die mehr getan werden könnte, z. B. für sie gedachte Orientierungstafeln an einigen Stellen in der Stadt. Ein 3D-Drucker wäre eine sinnvolle Investition, um taktile Gegenstände zu erzeugen. Dabei will man mit dem Museum der Wissenschaften zusammenarbeiten.

Unter den Nutznießern der Projekte sind auch Welpen nicht übersehen worden. „Care for Dogs“ („Hundepflege“) hat sich dem Kampf gegen die Hundeseuche (Parvovirose) verschrieben. Dabei können nur zusätzliche Quarantäneräume beim Hundeheim helfen, wo je eine Hündin und ihre Welpen (im Durchschnitt fünf an der Zahl) oder nur die Welpen, wenn sie allein sind, untergebracht werden. Auf Dauer könnten vier Quarantäne-Räume hunderte Hundeleben retten, lautet die Rechnung der Projektinitiatoren, die aber zu bedenken geben, dass das Retten auch weitere Verantwortung für das Schicksal dieser Hunde einschließt.

Für jedes Projekt ist ein Budget angegeben worden, das von 8000 bis 17.000 Lei reicht, wobei die meisten im Bereich 10.000 – 12.000 liegen. Das sind auch die Ziele, die sich die Projektinitiatoren für die Spendenkampagne setzen, wobei sie auf das Mitwirken möglichst vieler „Kronstädter Helden“ zählen.