„Viel Herzblut hineingesteckt“

Sanierungsarbeiten an der Kirchenburg in Heltau offiziell abgeschlossen

Während der Sanierungsarbeiten wurden in der Kirche wertvolle Fresken aus dem 13. Jahrhundert freigelegt.

Kirchenburg Heltau Fotos: Kirchengemeinde Heltau

Das Thema des Erhalts des siebenbürgischen Kulturerbes, im Besonderen der Kirchenburgen, ist nicht unumstritten. Die Positionierungen sind unterschiedlich und nicht selten kontrovers. Trotz so mancher skeptischer Stimme wird mehr getan als so mancher wahrnehmen will. Ein gutes Beispiel dafür sind die Sanierungsprojekte der Kirchenburgen, die von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien mittels EUFinanzierung durchgeführt wurden. Im Rahmen des zweiten dieser Projekte fand, durch die Abnahme des Sanierungsprojekts, vergangene Woche der Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Kirchenburg in Heltau/Cisn²die statt. Die der Heiligen Walburga geweihte Kirche aus dem 13. Jahrhundert und das dazugehörige Kirchenburgensemble wurden in umfassenden Arbeiten gesichert, saniert und nutzerfreundlich umgestaltet.

„Ich bin beeindruckt. Sehr beeindruckt von der Art und Weise, wie ein solches Denkmal aufgewertet wurde oder aufgewertet werden kann, wie es hier geschehen ist. Aber das Wichtigste beginnt jetzt. Ich bin überzeugt, dass die Nutzung, das Füllen dieses Denkmals mit Leben gewährleistet sein wird. Und das ist es, was mich am meisten begeistert. Wir werden in der Lage sein, als Mittler zu sagen, dass wir den Besuch der Heltauer Kirchenburg empfehlen können. Freunden, der Familie und denen aus dem Ausland, die kommen und fragen, wohin sie gehen sollen, werden wir getrost sagen können: ‘Geht wohin ihr wollt, aber geht zuerst nach Heltau!’“, erklärte Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien.

Das Projekt „Instandsetzungsarbeiten, Konservierung und touristische Erschließung des befestigten evangelischen Kirchenensembles in Heltau“ wurde somit erfolgreich abgeschlossen. Es wurde zwischen April 2017 und Dezember 2023 durchgeführt und war der zweite Finanzierungsvertrag, der im Land und im Kreis Hermannstadt/Sibiu im Rahmen des Regionalen Operationellen Programms 2014-2020 unterzeichnet wurde. Das Projekt hatte einen Gesamtwert von 8.218.473,70 Lei, wovon 8.016.734,57 Lei auf nicht rückzahlbare Finanzierung entfielen. Der Betrag der nicht förderfähigen Ausgaben stieg auf über 38.000 Lei. „Es gab mehrere Augenblicke, in denen dieses Projekt in Schwierigkeiten geriet. Wir begannen mit einem Projektwert von 7,1 Millionen Lei und landeten bei 8,2 Millionen Lei. Da es sich um ein Baudenkmal handelt, gibt es kein Baubuch, es handelt sich nicht um einen Wohnblock und es kommen immer Dinge vor, die bei der Unterzeichnung des Finanzierungsvertrags nicht vorhersehbar waren. Aber dank der Einigung zwischen dem Bauleiter und dem Geschick und dem Engagement des Unternehmens, welches die Arbeiten durchgeführt hat, konnte die Gemeinde das Projekt erfolgreich abschließen“, sagte Valentin P²un vom Verwaltungsteam des Projekts.

Im Rahmen des mit europäischen Mitteln geförderten Projekts wurden Fassaden, Fußböden, Tischlerarbeiten, Wandund Gewölbeverkleidungen, Elektround Heizungsinstallationen sowie Gehwege, Kanalisation und Wasserversorgung saniert. Außerdem wurde ein Audio- Leitsystem installiert, ein behindertengerechter Infopoint eingerichtet, Digitalisierungs- und Werbemaßnahmen durchgeführt. Die spezifischen Ziele des Projekts waren die Sanierung des Kirchenkomplexes, die Digitalisierung des Kulturerbes sowie die Ausarbeitung und Umsetzung eines Marketingplans mit soziokulturellen Maßnahmen, die das Kulturerbe als Touristenattraktion etablieren sollten.

Für Ortspfarrer László-Zoran Kézdi sind drei Aspekte von zentraler Bedeutung: „Der erste besteht darin, diese Kirche der Gemeinde, für die sie das geistige Zentrum ist, zurückzugeben. Ohne Kirche gibt es keine Gemeinde, so sehen wir das. Wir wissen, wie sehr wir als Gemeinde in den letzten vier Jahren ohne unsere Kirche gelitten haben. Wir haben sie so sehr vermisst, und jetzt, da wir sie wieder haben, genießen wir es. Der zweite Aspekt ist die Aufwertung eines historischen Erbes, eines kulturellen Erbes, und ich denke, das wird besonders deutlich in den Fresken, die wir entdeckt haben. Dort sehen wir auch das Erbe unserer katholischen Vergangenheit. Es sind Fresken von unschätzbarem Wert, Fresken aus dem 13. Jahrhundert, die in Siebenbürgen sehr selten sind. Der dritte Aspekt hat mit unserem Motto als Gemeinde zu tun: „Lebendige Kirchenburg“. Das hat sich in den letzten Monaten gezeigt, seit die Kirche wieder eingeweiht wurde“.

Eine wichtige Rolle in der Durchführung des Projekts spielte auch die HOGHeltau. Nicht nur in der fünfzigprozentigen Beteiligung an der Kofinanzierung des Projekts, sondern auch durch Rat und Tat in der Überwindung schwieriger Momente in den unterschiedlichen Etappen. „Für die Heltauer, die in Deutschland leben, ist die Kirchenburg keine Touristenattraktion, sondern ein Ort des Glaubens. Wir betrachten uns als moralische Erben dieses Gebäudes. Deshalb haben wir viel Herzblut hineingesteckt. Wir sind im Laufe der Jahre mehrmals mit verschiedenen Teams gekommen und haben Schulter an Schulter mit Alfa Construct gearbeitet. Wir haben nicht nur gesagt, hier fehlt etwas, hier muss mehr gemacht werden. Wir haben zusammen gearbeitet und gemeinsam Entscheidungen getroffen. Danke, Pfarrer Kézdi, dass Sie uns die Möglichkeit gegeben haben, Partner in diesem Projekt zu sein“, sagt Heinz Hermann, Vorsitzender der HOG-Heltau.

Das Sanierungsprojekt soll aber nicht nur innerhalb der Kirchengemeinde Auswirkung haben, sondern mittel- und langfristig ein zentrales Element der lokalen wirtschaftlichen Entwicklung werden. „Die angestrebten Ergebnisse des Projekts, d. h. die Sanierung des Kulturerbes und der Anstieg der Besucherzahlen von 1900 auf 2390 pro Jahr werden sich durch die von den Touristen erzielten Einnahmen in der Gastronomie und im Gastgewerbe positiv auf die Stadt auswirken. Das Interesse der Touristen wird dazu führen, dass das Bewusstsein für den Wert des kulturellen Erbes, vor allem bei jungen Menschen, wächst. Es ist schwierig, die sozialen oder wirtschaftlichen Auswirkungen zu bewerten, aber es ist sicher, dass die Stadt Heltau und die Gemeinde einen Vektor für die Entwicklung und eine Chance zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts erhalten haben“, so die Pressemitteilung der Kirchengemeinde.