Vier für die Semmeringbahn

Eine neue Initiative für die Rettung der 150-jährigen Banater Bergbahn

Reschitza – Keiner der vier ist ein Volkswirt, keiner hat unmittelbar etwas mit Eisenbahnen zu tun, keiner hat eine fundierte Ahnung vom Tourismus: Nicolae Dumitru Vlădulescu, der als Interims-Direktor des Reschitzaer Teatrul de Vest (TdV) auf seinen Pensionsbescheid wartet, Marian Apostol, Gewerkschaftspräsident bei Cartel Alfa Karasch-Severin, Gheorghe Românu, vor gut einem Jahr Bürgermeister in Anina geworden und Dr. Dumitru Ţeicu, Mittelalterarchäologe und Direktor des Museums des Banater Montangebiets (MBM) in Reschitza haben dieser Tage im Rahmen einer Pressekonferenz eine Initiative mehr zur Rettung der ältesten Bahnlinie auf dem Gebiet des heutigen Rumänien, der im Dezember 1863 eingeweihten „Banater Semmeringbahn“ zwischen Orawitza/Oraviţa und Anina, vorgestellt.

Die „Initiativgruppe“, wie sie sich nennen, verfolgt „die wirtschaftliche Rehabilitierung des Raums Orawitza-Anina durch eine Neudefinierung der Bahnlinie, welche die beiden Ortschaften verbindet“ und stellte ein etappenweises Vorgehen zu diesem Zweck vor. Letzteres ist neu, denn in den vergangenen vier bis fünf Jahren hat es zahllose ähnliche Initiativen gegeben, von denen keine über das Stadium des Nennens des (sicher gutgemeinten) Vorhabens und mehr oder weniger geschickt inszenierten Auftritten der Initiatoren hinwegkamen.

N.D.Vlădulescu, der Mensch, der im Dezember 1989 in Reschitza die Protestbewegungen gegen das Ceauşescu-Regime gestartet hat und seither im Banater Bergland eine Sonderrolle zu spielen versteht (auch dadurch, dass er zu den wenigen gehört, auf die der allmächtige Kreisratschef Sorin Frunzăverde gelegentlich hört), sagte auf der Pressekonferenz betont bescheiden: „Eigentlich sind wir hier als einfache Bürger, nicht unbedingt als Vertreter bestimmter Institutionen. Wir wollen das anvisierte Ziel unseres Projekts durch politische, vor allem aber administrative Unterstützung erreichen: die Revitalisierung von Anina und Orawitza als eine Demarche der Zivilgesellschaft. Diese ist hiermit aufgefordert, eine Unterschriftenliste zu diesem Zweck zu unterzeichnen.“
Vlădulescu trat in Reschitza als Leader der Initiativgruppe auf.

Das Projekt sei lebensfähig, hieß es, wenn eine entsprechende Tourismusstrategie lanciert wird, welche die Bahnlinie in den Fokus stellt. Ihr Projekt, meinte die Intiativgruppe, sei ein Lobbyismusprojekt. Die Idee sei ihnen gekommen aufgrund von Absichtsbriefen eines ausländischen Investors aus dem Bereich der Holzverarbeitung, der die Bahnlinie wieder für Warentransporte nutzen möchte, nachdem er in Anina ein Holzverarbeitungswerk aufzustellen gedenkt. „Wir sprechen von 120.000 bis 160.000 Tonnen Pellets im Jahr. Aber seit 2006 ist kein Leu mehr in den Erhalt der Infrastruktur der Bahnlinie investiert worden, sodass für gewisse Segmente der Strecke gegenwärtig die Expertise bereits fehlt. Fakt ist, und das zeigen alle Berechnungen“, sagte der Bürgermeister von Anina, „dass allein durch die Warentransporte  sich jede Investition in die Fitmachung der Strecke auszahlen würde.“

Da die Bahnlinie aber als Industriedenkmal geführt wird, bestünden Hürden betreffs einer Investition zu rein wirtschaftlichen Zwecken, deshalb sei die Tourismuslösung nötig, die mit der ab 2014 geltenden Donaustrategie in Gleichklang gebracht werden könnte, meinte Bürgermeister Românu und deutete als Einziger auf die Frage (auch) des gegenwärtigen Fehlens von jedweden Investitionsmitteln zu diesem Zweck hin – woran alle bisherigen Initiativen zur „Rettung der Banater Semmeringbahn“  gescheitert  sind.

Außerdem, so Museumsdirektor Dr. Ţeicu, habe sowohl das Transportministerium (unter allen bisherigen Regierungen seit Popescu-Tăriceanu gleichermaßen) als auch die Nationale Eisenbahngesellschaft SNCFR auf alle offiziellen Anfragen bezüglich der Generalreparatur der Strecke „ausweichend, zweideutig bis zögerlich“ geantwortet, einschließlich des in Bukarester Ministerien wegen seinen herrisch-fordernd-arroganten Auftritten gefürchteten Kreisratschefs Frunzăverde.
Eine Tourismusstrategie für diesen Raum setze neben der „Banater Semmeringbahn“ mit „minimaler Aufpolierung der paar Personenverkehrswaggons, die hier eingesetzt werden können“ auch die Einrichtung von Bergbaumuseen in Anina und Orawitza – „noch sind nicht alle potenziellen Exponate verschrottet!“ – und die Förderung eines „vernünftigen Hotellerie- und Gaststättenwesens“ voraus, sagte Dr. Ţeicu. Letztendlich seien das auch die Schritte, die mit einer Generalreparatur der Bahnstrecke einhergehen bzw. ihr folgen müssten. Zuallererst aber müssten Transportministerium und SNCFR Garantien abgeben, dass die „Banater Semmeringbahn“ bestehen bleibt, meinte Gewerkschaftschef Marian Apostol.