Vom Stolpern über den Schatten

Valeriu Nicolae – der sich mit Stolz und Eigensinn „Zigeuner“ nennt – wurde in der Cioloș-Regierung Staatssekretär, war „für einige Wochen“ Mitglied der PLUS. Er „machte und macht“ „Volontariat für USR und PLUS“ und kennt beide Partei-Neugründungen aus ihrem Inneren. Er ist wütend auf sie. Selten hierzulande: Ein Sympathisant einer Partei spricht öffentlich mit vernichtenden Urteilen über seine politischen Herzensangelegenheiten. Das ist Valeriu Nicolae.

In wütend-verbissener Anhänglichkeit zu seiner politischen Option schrieb er vergangene Woche in Andrei Pleșus „Dilema veche“: „Ich habe im Schweiße meines Angesichts Dan Barna kritisiert. Aber verglichen mit den Leadern von PSD, PNL und PMP ist Barna immer noch eine Leuchte. In der Vergangenheit habe ich offen die Allianz USR/PLUS unterstützt.“ Dieser klarstellenden Einleitung folgt die Watschn: „(...) ich glaube, dass diese Allianz in diesem Augenblick für beide Parteien eine schlechte Option ist. Und vor allem für PLUS.“

Nachdem er einige der „enormen“ Fehltritte der PNL „aus den vergangenen Monaten“ – er meint die Monate nach dem Sturz der Dăncilă-PSD-Regierung – aufzählt (die „Nacht der Dringlichkeitserlasse“; die „Übernahme giftiger Mitglieder von Pro România und ALDE“; das Unterstützungsversprechen der PNL für den aus allen Parteiämtern von der PSD gefeuerten amtierenden Bürgermeister Mihai Chirică aus Jassy, „dem ärmsten Politiker mit dem reichsten männlichen Baby“; die Neuernennungen in der Justiz, „durch ihre Peinlichkeit an die Zeiten des Grindeanu erinnernd“ – sämtlich in seinen Augen „Zeichen der höchsten Scheinheiligkeit“, vor allem nach früheren scharfen Attacken der PNL gegen die PSD zum selben Thema, also Chefs der Justiz), stellt er fest, dass nicht einmal solche himmelschreienden Fehltritte in den Augen der Öffentlichkeit die Möchtegern-Rechte aus der Anonymität reißen konnten.

Die USR habe ein „stupides“ Referendum gestartet, um die Parteimacht des Vorsitzenden Dan Barna zu festigen. PLUS ist aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Die Ungeschicklichkeiten des Dacian Cioloș, der jede Konfrontation mit der PNL vermeidet, hat sich zur „Schranke“ ausgeartet. Dass man sich endlich auf einen einzigen Kandidaten für das Rathaus Bukarest geeinigt hat – Nicușor Dan, zuungunsten des jungen und aufstrebenden Ex-Gesundheitsministers Vlad Voiculescu – grenze im rechten Chaos an ein Wunder (weil die PNL in Bukarest seit einem Jahrzehnt keinen geeigneten Kandidaten hat...).

Doch die Fans der Allianz URS/PLUS „sind von Tag zu Tag weniger“, meint der kritische Insider. Dan Barna habe innerparteilich „gewonnen“, „aber damit mittelfristig die politische Zukunft der USR begraben“. Die „Katastrophe“ Cosette Chichirău wäre für Barna die Chance gewesen, seine „Qualitäten“ im Kontrast zu beweisen. Der jüngst der URS beigetretene Journalist Moise Guran sei „die schlechteste Alternative“. Nicht zuletzt, so Valeriu Nicolae: Für den aus Hermannstadt stammenden USR-Leader Barna wäre die klügste politische Karrierelösung eine Kandidatur fürs Rathaus Hermannstadt gewesen, „damit er beweisen kann, dass er im Stande ist, einen Wahlkampf für sich zu entscheiden“.

Zu seiner Herzenspartei, PLUS, meint der durch Lebensumstände, Studien und soziales Engagement Herausragende: „PLUS existiert praktisch nicht mehr. Geführt von der Gruppe aus Brüssel“ – den PLUS-Europaabgeordneten – „spielte die Partei mutlos und überließ die verbale Kommunikation der USR, wie auch die Allianzverhandlungen mit der PNL. (...) Dominiert von der konfliktfreien Logik europäischer Beamter, ließ sich PLUS ins Abseits stellen von der USR-Leitung. Vier USR-Kandidaten sollen auf einen der PLUS fallen, bei den Wahlen 2020. (...) Die Fusion USR/PLUS ist eine Katastrophe.“ Die rumänische Rechte stolpert über ihren eigenen Schatten.