Voraussichtlich Ende des Schuljahres 2017/18 gibt es den ersten Abiturjahrgang

ADZ-Gespräch mit Friederike Gribkowsky über die Deutschen Schule Bukarest

Friederike Gribkowsky
Foto: Weltverband Deutscher Auslandsschulen/Florentine Sievers

Friederike Gribkowsky ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Schulvereins der Deutschen Schule Bukarest (DSBU, www.dsbu.ro). Sie legte ihr Abitur in Genf ab und studierte danach Volkswirtschaftslehre in Freiburg. Sie engagierte sich schon als Elternvertreterin für die Deutsche Schule Bukarest. Seit 2010 ist sie ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Schulvereins. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit an der Schule sind Verwaltung, Personal und die Schnittstelle zwischen Mitarbeitern und Vorstand. Seit Ende April 2015 gehört sie zum Vorstand des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen (WDA), der mit zahlreichen Vertretern der Auslandsschulen aus aller Welt in Berlin tagte. Sie vertritt insbesondere die WDA-Mitgliedsschulen in Mittelosteuropa. Lydia Pahnke führte für die ADZ mit Friederike Gribkowsky ein Gespräch über ihre Arbeit an der Deutschen Schule Bukarest. Seit 2013 befindet sich die Schule im Französischen Viertel der Hauptstadt.

Welches waren die Schwerpunkte der Tagung des Weltverbands der Deutschen Auslandsschulen vom 23. bis 26. April 2015 in Berlin?

Dort trafen sich 150 Schulvertreter, um sich über die aktuelle Entwicklung der Auslandsschulen mit Politikern, fördernden Stellen und Experten aus Bildung, Kultur und Wirtschaft auszutauschen. Zusammen mit Herrn Stephan Thelen, der Vorstandsvorsitzender unseres Schulvereins ist, nahmen wir an der Tagung teil, um die DSBU zu vertreten. In Vorträgen und Diskussionen wurden ausdrücklich die Leistungen deutscher Auslandsschulen namentlich bekundet. Hervorgehoben wurde nicht nur der wesentliche Beitrag zur Förderung der deutschen Sprache, sondern auch der Beitrag zur Förderung der qualifizierten Zuwanderung. Die Tatsache, dass Deutschland qualifizierte Zuwanderer braucht, betonten Politiker in ihren Reden immer wieder. Das heißt nichts anderes als, dass die Auslandsschulen wertvolle Partner ausbilden, die dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenwirken könnten.

Welche anderen Themen wurden noch besprochen?

Auf der Tagesordnung standen auch andere zentrale Themen wie Personalmanagement, berufliche Bildung sowie die Entwicklung des Auslandsschulgesetzes, das seit 1. Januar 2014 in Kraft getreten ist. Es sieht deutliche Einsparungen für finanzielle Förderung der deutschen Auslandsschulen bis 2018 vor. Dieses Gesetz weist einige Schwachpunkte auf, z. B. beim Haushaltsvorbehalt und beim Inklusionszuschlag, der sehr niedrig ausfällt, was nicht sein darf, weil Inklusion – als Integration und Teilhabe von behinderten Schülerinnen und Schülern am Unterricht – sehr viel mehr Aufwand für eine Schule bedeutet. Beim Symposium wurde seitens Ulla Schmidt, die dem Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik des Deutschen Bundestages angehört, bereits eine Überarbeitung dieses Gesetzes angekündigt, was ich begrüße. Letztendlich standen die Vorstandswahlen des WDA auf der Tagesordnung.

Was können Sie uns über den Ausgang dieser Wahlen berichten?

Für die Dauer von drei Jahren wurde ich in den Vorstand des WDA gewählt. Der Vorstand besteht insgesamt aus sieben Mitgliedern. Die Kandidaten werden von Schulträgern und/oder amtierenden Vorstandsmitgliedern vorgeschlagen. Die Zusammensetzung des Vorstandes soll in ausgewogener Weise die einzelnen Regionen in der Welt berücksichtigen.

Welche Aufgaben stehen für Sie als Vorstandsmitglied des WDA an?

Der WDA hat vornehmlich die Aufgabe, das Wissen lokaler Experten bzw. Vertreter der Auslandsschulen über das Auslandsschulwesen zu einem globalen Netzwerk zu bündeln und deren Interessen gegenüber dem Deutschen Bundestag und den fördernden Stellen zu vertreten. Ich werde zuständig sein für die Mitgliedsschulen in Mittelosteuropa.

Welche Rolle spielen Sie dabei genau?

Meine Rolle sehe ich insbesondere darin, mit anderen Vorstandsmitgliedern, Kontakte mit Politikern herzustellen und Anliegen der Auslandsschulen zu schildern. Die Aufgabe der Deutschen Schule Bukarest ist, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die DSBU stellt insofern nur eine Stimme dar. Für mich wäre es wichtig, den Austausch mit anderen europäischen Mitgliedsschulen aufzubauen. Dafür möchte ich mich mit Vertretern anderer Schulen treffen und in Kontakt bleiben. Im internationalen Vergleich zu anderen Mitgliedsschulen in Europa, die eine beachtenswerte und lange Tradition haben, ist die DSBU jedoch eine sehr junge Schule. Man muss einsehen, dass viele Auslandsschulen eine ganz andere Perspektive haben. Teilweise können diese Schulen mehrere Generationen von Absolventen aufweisen. Wir befinden uns hingegen in der Aufbauphase.

Was können Sie uns über die Anfänge der Deutschen Schule Bukarest berichten?

Ursprünglich hat sie mit lediglich zwei Schülern in einem Wohnzimmer angefangen. Damals im Jahre 2007 ist die Schule von Frau Schilcher-Fuhrig gegründet worden. Sie gründete einen Schulverein, weil sie in Bukarest keine Schule fand, die einem deutschen Lehrplan folgte. Wegen der großen Nachfrage eröffnete sie ein wenig später auch einen kleinen Kindergarten. Heute befindet sich unter dem Dach der DSBU nicht nur eine Schule, sondern auch ein Kindergarten und eine Krippe.

Welche Fortschritte hat die Schule in den letzten Jahren gemacht?

Inzwischen besuchen 70 Schüler die Schule, 60 Kinder den Kindergarten und 12 Kinder die Krippe. Die Schule ist bereits mehrmals umgezogen und es steht jetzt schon fest, dass wir irgendwann wieder umziehen müssen. Seit Mai 2012 gehört die DSBU zu den anerkannten Deutschen Auslandsschulen, allerdings ohne Förderungsanspruch. Am 21. Oktober 2014 wurde ein öffentlich-rechtlicher Verleihungsvertrag zwischen dem Schulverein und der Bundesrepublik Deutschland auf der Grundlage des § 2 Abs. 1, 3 des Auslandsschulgesetzes unterzeichnet. Dieser Vertrag verleiht der DSBU für die Dauer von drei Jahren den Status einer Deutschen Auslandsschule und sichert den gesetzlichen Anspruch auf personelle und finanzielle Förderung. Voraussichtlich Ende des Schuljahres 2015/16 wird erstmals ein deutscher Schulabschluss der Sekundarstufe I oder die sogenannte Mittlere Schulreife bei uns vergeben. Ende des Schuljahres 2017/18 folgt dann der erste Abiturjahrgang.

Was unterscheidet die Deutsche Schule Bukarest von anderen Schulen in Bukarest?

Zweifelsohne können an weiteren Schulen in Bukarest, wie z. B. am Goethe-Kolleg mit der deutschen Spezialabteilung oder am Lyzeum „Alexandru Vlahu]²“ deutsche Schulabschlüsse erlangt werden. Diese Schulen bestehen sehr lange in Bukarest und bieten sogar Doppelabschlüsse an, also sowohl rumänischen als auch deutschen Schulabschluss. Wichtig für uns bei der DSBU ist, dass unsere Schule nach dem deutschen Lehrplan des Bundeslandes Baden-Württemberg unterrichtet. Weiterhin ist uns wichtig, dass wir nicht nur die deutsche Sprache vermitteln, sondern auch soziale Werte, die mit einem hohen pädagogischen Anspruch in allen Entwicklungs- und Bildungsbereichen eines Kindes folgen. Dazu gehört der freundliche und offene Umgang miteinander, Toleranz und Interkulturalität. Ich habe sehr oft von Eltern gehört, auch übrigens von rumänischen Eltern, dass sie sich für die DSBU entschieden haben, weil ihnen diese Werte bei der Erziehung ihrer Kinder wichtig sind.

„Gemeinsam Zukunft tragen“ lautet das Motto des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen. Wie sehen Sie die Zukunft der Deutschen Schule Bukarest in 20 Jahren?

Zunächst einmal erwarten wir voraussichtlich im kommenden Schuljahr 2015/16 insgesamt 30 neue Schülerinnen und Schüler. Langfristig gesehen, wollen wir natürlich expandieren und größer werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir mehr als 200 Schüler haben, den Kindergarten und die Krippe erweitern und in einem großen neuen Gebäude unterkommen werden.

Vielen Dank für das Gespräch!