Vorschläge für den Aufbau der Kronstädter Kulturlandschaft

C-ARTA 2020: Von den Lokalbehörden wird Kooperation erwartet

Seit seiner Gründung im Jahr 2014 setzt sich das Kronstädter Kulturkonsortium „Corona“ dafür ein, den multikulturellen Charakter der Stadt hervorzuheben und Chancengleichheit in Bezug auf den Zugang zu Kultur zu sichern. Ein weiteres wichtiges Ziel des Konsortiums ist die Vermittlung zwischen Lokalbehörden und Kulturschaffenden. Leider existierte in dieser Hinsicht bisher noch kein wirklicher Dialog. 

Das führte dazu, dass alle mutigen Initiativen, das Kulturleben der Stadt zu beleben, keine Chance hatten, verwirklicht zu werden. Seit aber am 27. September ein neuer Bürgermeister gewählt wurde, gibt es Hoffnung, dass das Kulturleben in Kronstadt in den nächsten Jahren aufblühen wird. Dafür müssen jedoch sehr viele Schritte unternommen werden, und besonders die Corona-Pandemie erschwert diese Initiativen. Am 22. Oktober organisierte daher das Kulturkonsortium eine öffentliche Debatte zum Thema „Kultur in Kronstadt“ im Multikulturellen Zentrum der Transilvania-Universität. Während des Treffens wurde das öffentliche Dokument „C-ARTA 2020“ vorgestellt, das auch an die Lokal- und Kreisbehörden geschickt wird, um eine bessere Einbeziehung der Zivilgesellschaft in die Entscheidungen zu sichern, die in der Zeitspanne 2021-2024 auf kultureller Ebene getroffen werden. 

Das Dokument wurde von mehreren Kulturschaffenden unterzeichnet und kann online unter folgendem Link eingesehen werden: consortiulcorona.ro . Außerdem können auch andere Kronstädter, ob Kulturschaffende oder nicht, das Dokument unterzeichnen, indem sie eine E-Mail an consortiul-culturalcorona@gmail.com senden. 

Es fehlt qualifiziertes Personal

Der neue Bürgermeister Allen Coliban scheint viel interessierter am Kulturleben der Stadt zu sein als sein Vorgänger: Im Monat Mai, als angekündigt wurde, dass Kronstadt im Jahr 2020 überhaupt kein Budget für Kulturveranstaltungen haben werde, obwohl das Bürgermeisteramt neue, an die Corona-Maßnahmen angepasste Veranstaltungs-Formate hätte fördern können, protestierte Coliban heftig. Damals schlug er vor, dass die Stadt eine neue Finanzierungslinie mit einem kleineren Budget gründen solle, damit Kulturvereine ihre Aktivität fortsetzen können. „Man sollte sich zusammen hinsetzen und darüber nachdenken, wie man die Kultur in dieser Zeit trotzdem fördern kann“, sagte Coliban vor sechs Monaten. 

Daneben gibt es aber noch weitere Probleme: Eines davon  ist das Fehlen von kompetenten Kulturmanagern in der Lokal- und Kreisverwaltung wie auch in den wichtigen Kulturinstitutionen der Stadt. Die eher konservativen Institutionen, die sich rumänienweit nicht sehr großer Popularität erfreuen, sollten moderner und offener gestaltet werden. Auch wird sehr wenig in die kulturelle Infrastruktur der Stadt investiert: Seit der Eröffnung der beiden Patria-Säle (im großen Saal finden Konzerte der Philharmonie statt, im kleinen Saal befindet sich eine Kinemathek) ist kein neuer Raum mehr zur Verfügung gestellt worden. Die Eröffnung der Kinos „Astra“, „Popular“ und „Modern“, die inzwischen fertiggestellt wurden, musste  wegen der Coronakrise verschoben werden – in diesem Jahr werden sie sicher nicht mehr stattfinden. 
Die meisten Basteien und Türme, in denen auch Kultur-events stattfinden könnten, sind für Besucher geschlossen, und in den Stadtvierteln gibt es kaum ein Kulturangebot, wie es in anderen Städten durchaus der Fall ist.
Um diese Probleme zu lösen, wird in der C-ARTA 2020 die Umsetzung verschiedener Prinzipien gefordert:

Die acht Punkte der C-ARTA 2020 

  1. Das Prinzip der Verantwortung: Die Lokal- und Kreisbehörden sind verantwortlich für die Hochleistung im kulturellen Bereich. Deshalb ist erforderlich, dass drei Prozent des jährlichen Stadthaushaltes der nicht rückzahlbaren Finanzierung von Kulturprojekten zugeteilt wird. Auch die Kulturschaffenden sind für die Qualität der kulturellen Dienstleistungen verantwortlich. 
  2. Das Prinzip der Entscheidungstransparenz: Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Kronstädter Bürgermeisteramts, des Kronstädter Kreisrats und der Kulturinstitutionen sollte geschaffen werden. Die Gruppe sollte sich einmal pro Monat treffen und die Kulturschaffenden sollten in die Entscheidungsfindung miteinbezogen werden. Auch sollte ein Teil des Haushalts ausschließlich für Kulturprojekte verwendbar sein. 
  3. Das Prinzip der Gleichbehandlung: Es sollte ein Gleichgewicht geschaffen werden zwischen der traditionellen und der zeitgenössischen Kunst. 
  4. Das Prinzip der Digitalisierung: Im Kontext der Corona-Pandemie sollten Kulturveranstaltungen an das digitale Medium angepasst werden. Die Lokalbehörden sollten den Kulturinstitutionen die besten Bedingungen schaffen - das bedeutet: Infrastruktur und qualifiziertes Personal. 
  5. Das Prinzip der Priorisierung: Prioritär für Kronstadt sind die Projekte, die das materielle und immaterielle Kulturerbe der Stadt verwerten. Das sind Festivals und Künstlerwettbewerbe; Projekte, die Bildung durch Kultur anstreben und Künstlerresidenzen. 
  6. Das Prinzip der Weiterbildung im Kulturmanagement: Das Personal, das im Bereich des Kulturmanagements arbeitet, sollte permanenter Evaluierungen unterzogen werden. Ebenfalls ist es nötig, neue Strukturen für Kulturmanagement zu schaffen und qualifiziertes Personal sowohl beim Bürgermeisteramt als auch beim Kreisrat anzustellen. 
  7. Das Prinzip der Planung: Sowohl die Behörden als auch die Kulturschaffenden brauchen eine Kartierung der Kronstädter Kulturlandschaft und eine Kulturstrategie für die nächsten vier Jahre.
  8. Das Prinzip der Entwicklung der kulturellen Infrastruktur: Die kulturelle Infrastruktur Kronstadts entspricht nicht mehr den modernen Anforderungen. Kronstadt braucht ein multifunktionales Kulturzentrum für Konzerte und andere Veranstaltungen, ein Mehrzweck-Ausstellungszentrum und mehrere Kulturzentren in den Stadtvierteln. 

Ein Kulturministerium vor Ort 

Zu den Gründungsmitgliedern des Konsortiums „Corona“ gehört die Evangelische Kirche A.B. in Kronstadt, neben Behörden und Vereinen wie der „Transilvania“-Universität, der Kreisbibliothek „George Barițiu“, dem Dramentheater „Sică Alexandrescu“, dem Kunstmuseum, dem Verein KunStadt, dem Verein „Forum Arte“, dem Puppentheater „Arlechino“, dem „Casa Mureșenilor“-Museum, der Agentur für nachhaltige Entwicklung des Kreises Kronstadt, dem Kulturzentrum „Redoute“ und der Metropolagentur Kronstadt. 

Das Kulturkonsortium strebt eine bessere Zusammenarbeit und Koordinierung im Bereich des kulturellen Angebots an, wie auch ein gegenseitiges Entgegenkommen der älteren und der jüngeren Generationen und wünscht sich, wie ein „Kulturministerium vor Ort“ zu agieren. Seit fünf Jahren vergibt das Konsortium außerdem die „Kronstädter Kulturpreise“ für herausragende Leistungen im kulturellen Bereich.