Warten auf den Weihnachtsmann

2016 – rabenschwarzes Baujahr für rumänische Autobahn

Symbolfoto: pixabay.com

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Schaut man auf den Kalender, ist der Herbst bereits eingetroffen, und die Zeit läuft den rumänischen Autobahnbauern davon. Dass die Nationale Gesellschaft für Autobahnen und Nationalstraßen in Rumänien CNADNR Ende 2016 ihre wohl schwächste Baubilanz in Sachen Autobahnen hinnehmen muss, war schon vor Monaten voraussehbar. Von den derzeit offenen Baustellen ist leider bis Jahresende keinerlei freudige Nachricht mehr zu erwarten.

Alle Welt, gemeint ist CNADNR, das Transportministerium aber auch die künftigen Nutznießer, sieht nun gespannt, wie in Erwartung des Weihnachtsmannes, auf das Banat, bzw. die Baustelle der Banater Autobahn, Abschnitt Lugosch-Deva, Trasse 2. CNADNR drängt darauf, dass der Bauausführer Salini (Impreglio)-Secol SpA – wenn auch verspätet nach etlichen Problemen, Unterbrechungen, Reparaturen – wenig-stens eine Strecke von 15 Kilometern auf dieser Autobahn bis kurz vor Weihnachten fertigstellt.

Es sind nur 15 Kilometer Autobahn, zirka die Hälfte der Trasse 2 dieses Autobahnabschnitts Lugosch-Deva, doch mit diesem Stückchen ist gleichzeitig die einzige Hoffnung von CNADNR verbunden, dass man heuer über-haupt einige Kilometer auf der rumänischen Autobahn weiterkommt. CNADNR-Generaldirektor Cătălin Homor macht sich stark für diesen Weihnachtstermin. Die Fachleute sind jedoch etwas skeptischer. Die Arbeiten auf dieser Strecke von 15 Kilometern wären wohl zu 95 Prozent fertiggestellt. Es fehlen jedoch die geplanten Tunnels. Der Entwurf ist da, muss jedoch genehmigt werden, es folgen die Auftragsversteigerungen, sodass der Übergabetermin für diesen Abschnitt schwer-lich Weihnachten 2016 sein kann.

Der Bauausführer der Trasse 2 Lugosch-Deva, die Firmengruppe Salini (Impreglio)-Secol SpA, geriet auch in diesem Fall, wie bei der Trasse 3 der Autobahn Hermannstadt-Broos/Orăştie, in Schwierigkeiten. Die erwähnte Teilstrecke der Siebenbürgen-Autobahn musste be-kanntlich im September 2015, zehn Monate nach der Übergabe, wegen der erheblichen Schäden am Asphaltbelag gesperrt werden und soll in diesem Herbst, nach Reparaturen und stellenweisem Neubau den Betrieb wieder aufnehmen. Bei der Autobahn Lugosch-Deva entdeckte ein Kontrollteam vor Monaten ebenfalls, dass die Arbeiten nicht genau nach dem Entwurf ausgeführt, die verwendeten Baustoffe von zweifelhafter Qualität wären. Diese zusätzlichen Reparaturarbeiten haben den Bauausführer dann stark aus dem geplanten Baurhythmus geworfen.

In welchem Stadium befinden sich nun die Bauarbeiten an der Autobahn Lugosch- Deva? Auf dem Abschnitt 2 (28,75 Kilometer Länge, Baukosten: 562,73 Millionen Lei) waren Ende August 45,22 Prozent der Bauarbeiten fertiggestellt. Der Übergabetermin war der Mai 2016. Trasse 3 (21,14 Kilometer, Baukosten: 579,92 Millionen Lei) sollte ebenfalls im Mai 2016 ihrer Bestimmung übergeben werden. Ende August standen die Arbeiten hier bei 60,86 Prozent. Auf der Trasse 4 (22,14 Kilometer, Baukosten: 419,4 Millionen Lei) wurden bisher 47,92 Prozent der Arbeiten verwirklicht. Diese Strecke sollte gleichfalls schon im Mai 2016 fertig sein.

Am schwierigsten scheint sich der Bau der Trasse 4 zu gestalten: Diese verzeichnet einen besorgniserregend schleppenden Baurhythmus. Ausführer ist als einzige rumänische Baufirma die Firmengruppe UMB-TECHNOSTRADE SRL. Obwohl der Bauvertrag schon vor drei Jahren geschlossen wurde, fehlen dem Bauausführer bis zum heutigen Tag noch immer die nötigen Umweltschutz- und Baugenehmigungen für 11 der 22 Kilometern. Hier gibt es weitere Probleme mit der Enteignung von Bodenflächen. CNADNR scheint in diesem Fall zusätzlich ein besonderes Pech zu haben: Die Arbeiten erlitten einen unliebsamen, langen Baustopp, als man auf dieser Strecke eine Fledermaus-Höhle entdeckte.

Die Ausarbeitung einer erforderlichen Fachstudie dauerte ein Jahr. Dann entdeckten die Bauleute auch noch einen Friedhof, mit dessen Umsiedlung weitere kostbare Zeit verloren ging. Die Chancen, dass dieser Autobahnabschnitt we-nigstens bis Ende 2017 fertig wird, sind demnach gering. Und damit auch der lang ersehnte Anschluss an die Autobahn Hermannstadt-Broos gegen Osten und an Nadlak gegen Westen.
Verzögerungen ähnlicher Art produzierte auch der Bauausführer der Trasse 3, die spanische Firmengruppe Teloxim Con-COMSA-Aldessa Construcciones-Arcad. Gemäß des Bauprojekts sollte die Überführung bei Lăpugiu de Jos, Kreis Hunedoara, fünf Meter Höhe haben, die Bauleute brachten es aber nur auf eine Höhe von 4,81 Metern. Der Bauausführer muss nun diese Arbeiten auf eigene Kosten von Neuem durchführen.

Laut der Leitung von CNADNR wird aufgrund dieser nicht gerade erfreulichen Situation gerade diesem Abschnitt 2 der Autobahn Lugosch-Deva eine besondere Bedeutung beigemessen: Dieses Teilstück der Banater Autobahn macht die Verbindung zu der schon befahrbaren Autobahn Nadlak-Traian Vuia, diese Trasse wird aber auch die Rolle einer Umgehungsstraße für die Temescher Stadt Fatschet und die Gemeinden Dumbrava und Margina übernehmen.

Die Bauarbeiten an den Trassen 2, 3 und 4 der Autobahn Lugosch-Deva wurden bekanntlich schon im Winter des Jahres 2013 gestartet, die Übergabefrist war für Mai 2016 vorgesehen. Derzeit macht es sich CNADNR immer schwerer, künftig eine sichere Frist für die Übergabe der gesamten Autobahnstrecke Lugosch- Deva ins Kalkül zu nehmen und öffentlich bekannt zu geben.