Wertvolle ökumenische Begegnungen in Bayern

Metropolit Andrei von Klausenburg besuchte auf Einladung des ökumenischen Instituts „Ex fide lux“ Bayern und stellte sein Buch „Beichte und Kommunion“ vor

Kirchenzentrum München 7: „Te Deum“ in der neuen Kathedrale mit Metropolit Andrei (Mitte) und Weihbischof Sofian (links daneben) sowie Pfarrer Jürgen Henkel
Foto: Wolfram Göll

Besuch Institut Papst Benedikt XVI.: Der stellvertretende Direktor Dr. Thomas Schaller (links) führte die beiden Metropoliten Andrei (Mitte) und Serafim (rechts) durch das Institut Papst Benedikt XVI.
Foto: Jürgen Henkel

Mit einem umfangreichen Besuchsprogramm hat der rumänische orthodoxe Metropolit und Erzbischof Andrei von Klausenburg/Cluj in Bayern die kirchlichen Beziehungen der Metropolie Klausenburg und seines Erzbistums Vad, Feleac und Klausenburg/Cluj-Napoca mit Bayern vertieft. Schwerpunkte der fünftägigen Visite waren Regensburg, Nürnberg und München. In Selb besuchte Metropolit Andrei die evangelische Kirchengemeinde von Pfarrer Dr. Jürgen Henkel, des früheren Leiters der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS). 

Neben der Pflege ökumenischer Kontakte und dem Besuch rumänischer Gemeinden stand die Präsentation des Buches „Beichte und Kommunion“ auf dem Programm, das Jürgen Henkel ins Deutsche übersetzt hat. Der Besuch in Bayern wurde von der ökumenischen Einrichtung „Ex fide lux – Deutsch-Rumänisches Institut für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog“ initiiert und organisiert. 

Begegnungen mit dem katholischen Bistum Regensburg

Hochkarätige Begegnungen gab es mit dem katholischen Bistum von Regensburg. Bischof Rudolf Voderholzer empfing Metropolit Andrei in Begleitung von Metropolit Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa. Auch Pfarrer Henkel und der rumänische Pfarrer von Regensburg, Alexandru Câmpeanu, waren dabei. Beide orthodoxe Hierarchen betonten die besonderen Verbindungen der Rumänischen Orthodoxen Kirche nach Regensburg über das frühere Ostkirchliche Institut der Diözese. Bischof Voderholzer wiederum erzählte begeistert von einer früheren Reise nach Siebenbürgen. Die drei Bischöfe betonten, ihre ökumenischen Beziehungen vertiefen zu wollen. 

Auch das heutige Ostkircheninstitut der Diözese Regensburg und ein Gespräch mit dessen Leiter, dem Dominikanerpater Dr. Dietmar Schon, stand auf dem Programm. Die Metropoliten Andrei und Serafim dankten für den jahrzehntelangen regen Austausch über das Vorgängerinstitut. Metropolit Andrei bezeichnete dies als „besondere Stärkung der Rumänischen Orthodoxen Kirche vor allem in den Jahren der Unterdrückung vor 1989“. Metropolit Andrei und Direktor Schon fassten gemeinsame Projekte mit der dortigen Fakultät für Orthodoxe Theologie der Babe{-Bolyai-Universität und dem Institut „Ex fide lux“ ins Auge. 

Auf besonderes Interesse stießen auch das „Institut Papst Bene-dikt XVI.“ und das Treffen mit dem Stellvertretenden Direktor Dr. Christian Schaller. Das Institut sammelt als Forschungsstelle, Bibliothek und Archiv alle Werke von und über Papst Benedikt XVI./Joseph Ratzinger weltweit, darunter auch wertvolles Archivmaterial aus dessen Leben. Das Institut publiziert zudem die Gesamtausgabe der Werke Ratzingers. Im gemeinsamen Austausch gab es die Überlegung, eine Tagung zur Rezeption der Theologie von Joseph Ratzinger in Rumänien zu organisieren. 

Besuch im Rumänischen Kirchenzentrum München

Beeindruckend war für die Delegation aus Klausenburg der Besuch im Rumänischen Kirchenzentrum von München. Weihbischof Sofian von Kronstadt hat hier im Stadtteil Aubing in den letzten Jahren den Bau einer neuen Kathe-drale und eines Kirchenzentrum mit Tagungsräumen, Büros und Jugendräumen sowie als künftigen Bischofssitz initiiert. Das Kirchenzentrum und ein stilvoll gestalteter Gottesdienstraum sind bereits fertig. Die Innengestaltung der Kathedrale folgt als nächstes.

Hier stellte Metropolit Andrei interessierten rumänischen Gemeindegliedern und Gästen aus der Ökumene sein Buch „Beichte und Kommunion“ vor und stellte sich vielen Fragen zum Buch. Die zweisprachige Buchpräsentation fand in Kooperation des Kirchenzentrums mit dem Institut „Ex fide lux“ und der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie der Ludwig-Maximilians-Universität München statt. Dessen Leiter Professor Dr. Konstantin Nikola-kopoulos würdigte das Engagement der Rumänischen Orthodoxen Kirche für die orthodoxe Ausbildungsstätte wie auch die Buchreihe „Deutsch-Rumänische Theologische Bibliothek“ und das Institut „Ex fide lux“ als „wichtige Bausteine für die Ökumene und die Vermittlung orthodoxer Theologie im Westen“. Auch eine weitere Buchvorstellung in der Kathedrale der Rumänischen Orthodoxen Metropolie in Nürnberg stieß auf großes Interesse. 
Große Ökumene im kleinen Erkersreuth 

Eine orthodoxe Vesper mit ökumenischer Beteiligung gab es schließlich in der evangelischen Kirchengemeinde Erkersreuth von Pfarrer Jürgen Henkel in der Porzellanstadt Selb in Oberfranken. Hier feierten in der Kirche Zum Guten Hirten acht Geistliche aus drei Kirchen, darunter der orthodoxe Metropolit. Das gibt es auch in Deutschland selten. 

So trugen Pfarrer Dr. Jürgen Henkel und seine evangelischen Amtsbrüder Andreas Münster und Werner Latteier, der katholische Pfarrer von Selb, Thomas Fischer, der rumänische Priester von Regensburg, Alexandru Câmpeanu, der Mönchspriester Ioan Popoiu von der Rumänischen Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa und Diakon Claudiu aus Klausenburg zur Gestaltung des Abendgottesdienstes  mit dem Metropoliten aus Klausenburg bei. Die Pfarrer aus Selb waren dabei mit Gebeten und Lesungen eingebunden. Die Vesper wurde auf Deutsch und Rumänisch zelebriert, wobei die schmetternden ostkirchlichen Hymnen und Gesänge auf Rumänisch sehr beeindruckend waren. 

Pfarrer Jürgen Henkel führte wie schon in München in das Buch ein und hielt fest: „Seelsorge wird hier profiliert als Lebensbegleitung durch einen Priester als Geistlichen Vater verstanden, der den Menschen im geistlichen Kampf gegen die Sünde zur seelischen Erneuerung und steten Vertiefung der Gemeinschaft mit Gott und den Nächsten motivieren soll und ihn auf seinem Weg zu Gott führen, begleiten und immer wieder bestärken soll.“ 
Metropolit Andrei machte in seiner Predigt deutlich: „Die Seelsorge braucht einen langen Atem in einer säkularen Zeit und einer Gesellschaft, die die Sünde nicht mehr als solche wahrnimmt. Es ist wichtig, dass der Geistliche den Gläubigen als Freund und Berater gegenübertritt und immer wieder betont, wie wichtig der Weg und die Umkehr zu Gott ist, um das ewige Leben zu erlangen.“ Etliche Gottesdienstbesucher versorgten sich mit Büchern und ließen diese auch persönlich signieren. 


Pfarrer Jürgen Henkel erhielt orthodoxes Verdienstkreuz

Der evangelische Pfarrer Dr. Jürgen Henkel aus Selb (Bayern) hat jüngst einen Verdienstorden der Rumänischen Orthodoxen Metropolie von Klausenburg (Cluj-Napoca) und des Erzbistums Vad, Feleac und Cluj erhalten: das Große Verdienstkreuz in Gold des Ordens „Bischof Nicolae Ivan“. Der orthodoxe  Metropolit und Erzbischof von Klausenburg Andrei verlieh dem bayerischen Theologen im Rahmen seiner ökumenischen Visite nach Bayern die hohe Auszeichnung als Würdigung und Anerkennung seiner Verdienste für den Dialog zwischen den Kirchen Rumäniens, besonders der Orthodoxen Kirche, und den Kirchen in Deutschland, sowie für die Vermittlung orthodoxer Theologie im Westen. Die Verleihung fand im Rahmen einer orthodoxen Vesper mit ökumenischer Beteiligung in der Kirchengemeinde Erkersreuth statt, die Pfarrer Henkel seit 2008 betreut.

„Pfarrer Jürgen Henkel hat sowohl im Gemeindedienst bei den von ihm betreuten evangelischen sächsischen Gemeinden auf der Kleinen Kokel segensreich gewirkt, als auch viele Impulse gegeben für den ökumenischen Dialog zwischen unseren Kirchen. Er hat sich um die Vermittlung der orthodoxen Theologie in den Westen bleibende Verdienste erworben. Wir danken ihm dafür mit dem Verdienstkreuz ‚Bischof Nicolae Ivan‘“, so Metropolit Andrei. Der Orden „Bischof Nicolae Ivan“ erinnert an jenen orthodoxen Bischof, der in Klausenburg von 1921 bis zu seinem Tod 1936 amtierte. In seiner Amtszeit wurde dort die große Kathedrale erbaut.

Der Erzbischof erwähnte besonders die Tätigkeit Henkels als Leiter der Evangelischen Akademie Siebenbürgen von 2003 bis 2008. 2011 habe der Erkersreuther Pfarrer die „Deutsch-Rumänische Bibliothek“ ins Leben gerufen, 2016 die Gründung der internationalen ökumenischen Gesellschaft „Ex fide lux – Deutsch-Rumänisches Institut für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog“ initiiert. 2017 wurde Henkel auf Antrag der Fakultät für Orthodoxe Theologie der renommierten Babes-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca zum „Professor honoris causa“ ernannt. 

Zur Kirchengemeinde Erkersreuth gibt es seit 2013 eine besondere Verbindung. So haben die Teilnehmer einer Studienreise  der Kirchengemeinde 2013 nach Rumänien Metropolit Andrei in seinem Amtssitz in Klausenburg besucht. Einige Reiseteilnehmer von damals waren auch zur Vesper gekommen und freuten sich mit dem Erzbischof über das Wiedersehen. Pfarrer Henkel dankte dem Metropoliten für die hohe Auszeichnung und erinnerte an viele akademische und gottesdienstliche persönliche Begegnungen seit 1998 in Karlsburg (Alba Iulia) und Klausenburg, aber auch auf der Kleinen Kokel, etwa anlässlich der Weihe der orthodoxen Kirche in Bulkesch/Bălcaciu.