„Wir wollen auch weiterhin Sozialprojekte in Westrumänien unterstützen!“

Eine Delegation aus Meckenbeuren/Baden-Württemberg in Temeswar, auf den Spuren ihres Ehrenbürgers Pater Berno

Besuch im Altenpflegeheim. Markus Müller (links), Neffe des Salvatorianer-Paters Berno Rupp, und Meckenbeurens Bürgermeister Georg Schellinger (rechs) führten die Delegation aus dem Bodenseekreis an, die sich in Westrumänien über Sozialprojekte informierte. Herbert Grün, Chef der Caritas in Temeswar (zweiter von rechts), informierte über die einzelnen Projekte. Fotos: der Verfasser

Zu Gast im Pater-Berno-Haus: Die 15-köpfige Delegation informierte sich in Temeswar und in Bakowa über jene Sozialprojekte, die der aus Meckenbeuren stammende Pater Berno Rupp einst auf den Weg gebracht hatte.

Seit über 30 Jahren unterstützen Bürgerinnen und Bürger aus Meckenbeuren Sozialprojekte in Temeswar und in dem kleinen, etwa 30 Kilometer entfernten Dorf Bakowa. Den Anstoß gab Anfang der 1990er Jahre der aus Meckenbeuren stammende Salvatorianer Pater Berno Rupp, der im September 2017 verstorben ist. Doch die Unterstützung aus Meckenbeuren soll über eine eigens gegründete Pater-Berno-Stiftung fortgesetzt werden, bekräftigte nun Meckenbeurens Bürgermeister Georg Schellinger bei einem Vor-Ort-Besuch einer 15-köpfigen Delegation in Rumänien.

Das Aufrichten auf dem Bett macht Mühe. Und trotzdem: George Roisu sitzt aufrecht auf dem Kissen. „Foarte bine!“ sagt er zustimmend. Zu Deutsch: „Sehr gut“ gefalle es ihm hier. Und er nippt an der Tasse mit Tee vor ihm. Drei weitere Männer im Raum dösen vor sich hin. „Wir sind hier in unserem Altenpflegeheim Johannes in Bakowa“, sagt Herbert Grün, seit deren Gründung zu Beginn der 1990er Jahre Chef der Caritas Sankt Gerhardus im 30 Kilometer entfernt gelegenen Temeswar. Saubere, weiße Wände, ein lichtdurchfluteter Raum, Telefone auf den kleinen Nachttischchen der Bewohner: Das Pflegeheim erweckt, im Vergleich zu anderen Einrichtungen dieser Art in Rumänien, einen höchst modernen, anheimelnden Eindruck.

Dass es das Pflegeheim in dieser Form überhaupt gibt, hängt mit einem Mann zusammen, der einst über viele Umwege den Weg von Meckenbeuren im Bodenseekreis, ganz im Süden Baden-Württembergs, nach Westrumänien gefunden hat: Pater Berno Rupp, Mitglied des Salvatorianerordens und Ehrenbürger von Meckenbeuren. Anfang der 1990er Jahre wurde der rührige Pater von seinem Orden nach Temeswar geschickt. Sein Auftrag: Ein Kloster, das die Salvatorianer nach dem Ende der Ceau{escu-Diktatur wieder nutzen konnten, mit neuem Leben erfüllen. Doch da war andererseits die große Armut allenthalben: Straßenkinder ohne Eltern, Obdachlose, Frauen, die von ihren Männern geschlagen werden. 
Pater Berno ließ das alles nicht kalt. Und er brachte Sozialprojekte auf den Weg, die seinerzeit für Rumänien beispielgebend waren: Eine Suppenküche für die Armen, ein Nachtasyl für Wohnsitzlose, eine Kinderfarm mit Bildungs- und Beschäftigungsangeboten für Straßenkinder – und schließlich auch das Altenpflegeheim in Bakowa. Bis zuletzt unterstützte der rührige Salvatorianer-Pater die Projekte, bis er im September 2017 im Alter von 81 Jahren in einem Krankenhaus in Ravensburg starb. „Für mich war der unheimlich wuselig, unheimlich aktiv. Er war sich für nichts zu schade. Er  war immer ein Macher. Einer, der etwas bewegt hat.“ Karl-Heinz Endrass, einst Gemeinderat in Meckenbeuren und heute noch in der ehrenamtlichen Kirchenarbeit aktiv, erinnert sich noch gut an den riesengroßen schlaksigen Salvatorianer-Pater mit gestutztem Vollbart – ein Pendler zwischen den Welten, zwischen Meckenbeuren im Bodenseekreis und Temeswar in Westrumänien. Endrass gehört dieser Tage zu jener 15-köpfigen Delegation aus Meckenbeuren, die zu einem Vor-Ort-Besuch nach Westrumänien gereist ist: Hier das Altenpflegeheim „Casa Pater Berno“ / „Pater Berno Haus“, dort das Nachtasyl: Viele sind zum ersten Mal vor Ort, kennen aber die einzelnen Projekte schon länger. 

Und dennoch: Dass die sozialen Netze in Rumänien für diejenigen, die eher am Rande der Gesellschaft stehen, staatlicherseits längst nicht so dicht geknüpft sind wie in Deutschland, fällt allen sofort auf. Endrass spricht, eher nachdenklich, von einer „eindrücklichen Reise“. Konkret: „Wir kommen alle ein bisschen intensiver geerdet zurück. Wir leben schon in einer Komfortzone zuhause. Ich glaube auch, dass uns das alles zum Nachdenken und zur inneren Einkehr einlädt.“

Meckenbeurens Bürgermeister Georg Schellinger, seit etwa einem Jahr im Amt, ist ebenfalls mitgereist. Die Projekte, die der einst zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannte Pater Berno auf den Weg gebracht hat, sieht Schellinger zum ersten Mal: „Vom deutschen Standpunkt aus tut es gut, sich mal anzuschauen, wie Hilfe vor Ort funktionieren kann.“ Dass man auf der Farm in Bakowa, gleich neben dem Altenheim, moderne landwirtschaftliche Anbauformen erprobt, beeindruckt ganz besonders. Und dann ist da noch die Sache mit dem Elefantengras: „Genau weiß ich auch nicht, was das ist“, sagt Schellinger. Aber so viel ist klar: Rumänisches Elefantengras wird zu Pellets verarbeitet und dient in Rumänien als alternative Heizquelle. 

Die weitere Unterstützung der Projekte aus Meckenbeuren sei „auf jeden Fall wichtig.“ Er werde alles dafür tun, „um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Spendenbereitschaft am Leben erhalten bleibt. Und um sie weiter zu stärken.“

Scheint auch zu funktionieren. Markus Müller, Architekt, CDU-Politiker und Meckenbeurener durch und durch, gibt sich durchaus entspannt: Nach dem Tod von Pater Berno im September 2017 sei die Befürchtung groß gewesen, dass es mit der Spendenbereitschaft aus Meckenbeuren bergab gehe. Schließlich hatte sich Pater Berno, ein charismatischer Typ, häufig vor Ort persönlich für die Unterstützung seiner Projekte eingesetzt. 

Allerdings: Längst hat Markus Müller die Pater-Berno-Stiftung auf den Weg gebracht, die in Zusammenarbeit mit der westrumänischen Caritas die einzelnen Maßnahmen finanziert. „Und das Erstaunliche ist, dass das Spendenaufkommen nicht zurückgegangen ist in den letzten Jahren.“ 

Das liege auch an den gelegentlichen Vor-Ort-Besuchen von Bürgerinnen und Bürgern aus Meckenbeuren im Westen Rumäniens, speziell in Temeswar und Umgebung, wie in den vergangenen Tagen – für Markus Müller eine Region mit ihrem eigenen Reiz: „Die Entdeckung dieser habsburgischen Tradition in diesem Temeswar, eine großartige Studentenstadt mit großer Dynamik, zu sehen, wie stark sich eine solche Region entwickelt – das hat eben auch seinen Reiz.“