WORT UM SONNTAG: Unser bester Helfer

In den dreißiger Jahren exportierte eine amerikanische Maschinenfabrik eine Maschine nach Japan. Einen Monat später erhielt das Unternehmen ein Telegramm: „Maschine funktioniert nicht. Bitte zwecks Regelung jemanden schicken.“ Die Firma schickte einen Mann nach Japan. Ehe er überhaupt Gelegenheit bekam, die Maschine zu überprüfen, erhielt das amerikanische Unternehmen ein zweites Telegramm: „Mann zu jung, bitte älteren schicken.“ Die Antwort der Firma lautete: „Wir schlagen vor, ihn einzusetzen, er ist der Erfinder der Maschine.“

Unser Leben gleicht einer Maschine, die oft auch nicht gut funktioniert. Bei leiblichen Gebrechen gehen wir zum Arzt und nehmen Medikamente. An wen wenden wir uns aber bei seelischen Leiden? Manche suchen Hilfe bei Psychologen oder Philosophen, andere bei Wahrsagern und Gurus. Können diese uns wirksam helfen? Wer ein gläubiger Christ ist, wendet sich an den, der unsere Lebensmaschine ersonnen und erschaffen hat: Wenden wir uns an Gott. Er ist unser bester Helfer!

Dazu ermuntert uns Christus mit seinem Gleichnis von der Witwe und dem starrköpfigen Richter. Sie verlangt ihr Recht, er aber will ihr nicht helfen. Sie lässt ihm keine Ruhe. Damit er diesen Quälgeist los wird, erfüllt er ihre Forderung. Christus sagt dazu: „Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich Recht verschaffen!“ Damit mahnt er uns, wir sollen mit unseren Problemen zu Gott gehen. Er verheißt uns, dass unser Beten Erhörung finden wird.

Wie sieht das im Leben aus? Im 18. Jahrhundert lebte in Deutschland ein edler Mann, der Baron von Kottwitz. Er war ein tief religiöser Mann und kümmerte sich nicht nur um sein eigenes Wohl, sondern auch um das Wohl anderer Menschen. So gründete er ein Armenhaus. Eines Tages besuchte er in Berlin den berühmten Philosophen Fichte (1762— 1814).

Der Philosoph behandelte den schlichten Mann anfangs von oben herab. Im Laufe des Gesprächs war auch vom Beten die Rede. Schroff sagte der gebildete Philosoph: „Das Kind betet, der Mann will!“ Er wollte damit sagen: Nur wer sich selbst nicht helfen kann, der betet. Wer sich aber selbst helfen kann, hat kein Gebet nötig. Darauf antwortete Baron von Kottwitz: „Herr Professor, ich habe 600 Menschen zu versorgen und weiß oft nicht, woher ich das Brot nehmen soll. Da kenne ich nur ein Mittel: Das Gebet zu meinem himmlischen Vater! Und das hat mir immer geholfen“. Fichte schwieg eine Weile. Auf einmal rollten ihm Tränen über die Wangen und er sagte: „Ja, lieber Baron, dahin reicht meine Philosophie nicht.“ Das wollen wir ihm ungeprüft glauben. Mit Philosophie allein kann man keine 600 hungrigen Mäuler stopfen.

Wie handelt in so einer Lage ein Mensch, der nicht betet? Bevor er etwas unternimmt, zählt er sein Geld. Ist es zu wenig, lässt er die Sache bleiben. Warum etwas anfangen, das man nicht vollenden kann?

Wie handelt ein betender Mensch? Auch er zählt sein Geld, natürlich ist es viel zu wenig. Lässt er die Sache bleiben? Nein, denn der betende Mensch verlässt sich in erster Linie nicht auf seinen Geldbeutel, sondern auf Gott, den Geber alles Guten. Er traut Gott mehr Macht zu als dem Geld. Dabei stützt er sich auf die Worte Christi: „Was seid ihr so ängstlich besorgt, was werden wir essen, was werden wir trinken, was werden wir anziehen? Betrachtet die Vögel des Himmels! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen. Euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“

Als es mit dem Philosophen Fichte zum Sterben kam, setzte er den Baron von Kottwitz zum Vormund seines Sohnes ein. Wohlgemerkt: Er wählte nicht einen Gelehrten, der sich in der Philosophie gut auskannte, sondern einen Mann, der sich im Gebet gut auskannte. Den hielt er für den besseren Vormund.

Gebrauchen wir das Hilfsmittel des Gebets in allen Ängsten, Sorgen und Nöten unseres Lebens. Wir werden die gleiche Erfahrung machen wie alle gläubigen Beter: Es hilft! Gott, der uns erschaffen hat und uns tagtäglich erhält, ist unser erster und bester Helfer. Wir dürfen Ihn aber nicht nur als Nothelfer ansehen. Wir sollen ihm auch täglich für alles Gute danken.