Wort zum Sonntag: Das Buch des Lebens

Die Sonne ist der Mittelpunkt unserer Sternenwelt. Alle Planeten unseres Sonnensystems drehen sich um sie. Von ihr erhalten die Planeten Licht und Wärme. Ohne die Sonne wäre unsere Erde ein toter Planet. Ähnlich verhält es sich in der Welt des Geistes. Es wurden und werden auch weiterhin viele Bücher geschrieben, die uns Kenntnisse und Lebensweisheiten vermitteln und die deshalb unser Kulturgut bilden. Wir können und wollen dieses Geistesgut nicht missen. Doch ein Buch überragt alle von Menschen geschriebenen Bücher: Es ist die Heilige Schrift, unsere Bibel. Die übrigen Bücher, die besten, sind im Vergleich zur Bibel wie Wandelsterne, die alle ihren Glanz und Schimmer von der Sonne erhalten. Deshalb nennen wir die Bibel ehrfurchtsvoll das „Buch der Bücher“ oder auch das „Buch des Lebens“.

Menschen, die sich nicht an Lebenswerten, die uns die Bibel vermittelt, orientieren, suchen die Bedeutung dieses Buches herunterzuspielen. Das tat auch der berühmt-berüchtigte französische Schriftsteller Voltaire (1694-1778). Er behauptete steif und fest, die schönsten Gedanken und Grundsätze der Evangelien seien dem indischen Werk „Ezur Veda“ entnommen, dessen Verfasser noch vor Alexander dem Großen gelebt habe. Die christliche Religion sei nichts anderes als eine menschliche Nachbildung der indischen Religion. Ein Engländer ging dieser Behauptung nach und entdeckte die Urschrift dieses Werkes. Was stellte sich heraus? Das Werk ist vom berühmten italienischen Jesuitenmissionar Roberto de Nobili verfasst und war dazu bestimmt, dem christlichen Denken in seinem indischen Missionsgebiet Eingang zu verschaffen. Es war genau umgekehrt als es sich Voltaire vorgestellt hatte.

Dieser Schriftsteller litt offenbar an einer krankhaften Selbstüberschätzung. Er behauptete nämlich, dass die Bibel in hundert Jahren ein vergessenes Buch sein werde. Im Jahre 1933, etwa 160 Jahre nach dieser Behauptung Voltaires, wurde der „Codex Sinaiticus“, eine der ältesten Handschriften des Neuen Testamentes, die sich bis dahin in Sankt Petersburg befand, von den Sowjets um 100.000 Pfund an das Britische Museum in London verkauft. Um dieselbe Zeit wurde eine Gesamtausgabe der Werke Voltaires, die dem Grafen Dudly gehörte, zum Verkauf angeboten. Man zog dabei eine große Reklame auf, um je einen höheren Preis zu erzielen. Käufer und Verkäufer einigten sich schließlich auf einen Preis von acht Schilling für das Gesamtwerk. Das waren für je einen Band etwa acht Pfennige, also weniger als das Papier wert war.

Eigendünkel bringt oft sonderbare Blüten hervor und gibt den damit Behafteten manchmal der Lächerlichkeit preis. Abgesehen von der leichten und seichten Unterhaltungsliteratur werden viele wertvolle Bücher geschrieben. Verantwortungsbewusste Schriftsteller greifen wichtige Themen auf und suchen sie mit Hilfe sittlicher Maßstäbe zu behandeln. Solche Bücher bilden unseren Geist und formen unseren Charakter. Nicht nur das gesprochene, auch das geschriebene „gute Wort“ zeitigt wertvolle Früchte. Wird aber unsere ganze Existenz oder gar unser Leben durch gefahrdrohende Ereignisse in Frage gestellt, dann helfen uns Menschenworte nicht mehr weiter, wie weise sie auch sein mögen. In schweren Situationen kann uns nur das Gotteswort der Bibel Lebensmut und Lebenskraft einflößen.

Die Bibel soll die Gestalterin unseres Lebens sein. In diesem Buch erhellt der lehrende Christus die Finsternisse unseres Geistes. Er belehrt uns über den Sinn und die Bestimmung unseres Lebens so überzeugend wie es kein Philosoph vermag. Der wunderwirkende Christus erweckt in uns die Zuversicht, dass wir auch in ausweglos erscheinenden Situationen auf die Hilfe Gottes bauen dürfen. Der kreuztragende Christus gesellt sich als Weggefährte uns zu und geht uns voran, wenn unser Lebensweg in einen Leidensweg einmündet. Der auferstandene und verklärte Christus erbringt uns den Beweis, dass unser Glauben und Hoffen nicht ins Leere geht, sondern im Reiche Gottes seine volle Erfüllung finden wird. Kein Buch der Welt gibt uns so viel Licht und Kraft und enthält so fest verbürgte Verheißungen wie das „Buch des Lebens“.