WORT ZUM SONNTAG: Gesang des Lebens und der Hoffnung

Das „HALLELUJA“ ist wohl der älteste und bekannteste Lobgesang in unseren Kirchen. Komponisten aller Zeit- und Stilepochen haben das „Halleluja“ in unvergessliche Töne umgesetzt, wie z. B. Händel in seinem „Messias“ oder Bach, Mozart, Haydn, Mendelssohn, Brahms, Verdi, Constantinescu, Nichifor und wie sie alle heißen. Auch im Jazz und Blues, Gospel und Spiritual oder Rock und Pop kommt das „Halleluja“ in den buntesten Farben zum Ausdruck.
Es ist kein Wort unserer Sprache. Es heißt zu Deutsch: „Lobt Gott!“ Aber wir singen es nicht deutsch. Auf der ganzen Welt singen Menschen diesen Ruf nicht in ihrer eigenen Sprache, außer den Juden. Alle singen dieses hebräische Wort, und es ist geblieben bis heute. Seit mehr als 2000 Jahren hat das Volk Israel dieses Wort allen anderen Völkern sozusagen als Dauerleihgabe gegeben.

„Halleluja!“, so sangen Miriam, die Prophetin, und  David, und so sangen die Männer im feurigen Ofen und unzählige Menschen nach ihnen: die Märtyrer der Alten Kirche, junge und alte Männer und Frauen in den Klöstern, Martin Luther und Paul Gerhard, Dietrich Bonhoeffer und die Menschen in Auschwitz, in Jerusalem und Palästina, in Nordirland, Brasilien oder Südafrika. Das Halleluja klingt auf in unserer Welt seit Jahrtausenden. Und es wandert rund um den Erdball, auch bis in unsere evangelischen, orthodoxen und katholischen Kirchen von Rumänien, den vielfältigen Kirchen Siebenbürgens, des Banats und der übrigen Landesteile.

Wenn wir das „Halleluja“ singen, achten wir auf das, was wir selbst in den Mund nehmen?
„Halleluja! Lobt Gott!“ Freundlich werden wir daran erinnert! Lobt Gott, ihr Menschen, die ihr gesund und wohlbehütet seid. Lobt ihn, die ihr genug zu essen habt. Lobt ihn, die ihr ein Dach über dem Kopf habt. Lobt ihn, die ihr gute Freunde und Nachbarn habt. Lobt ihn, die ihr Blüten und Blumen und Wolken und Schmetterlinge seht. Lobt ihn, die ihr Vogelrufe hört und Sternenschimmer wahrnehmt. Lobt Gott, ihr Menschen, die ihr atmet und lebendig seid! Lobt Gott, ihr Menschen, die ihr das Wort des Evangeliums hört.

Das waren jetzt nur schöne Beispiele. Wie kann man aber in einer Welt das „Halleluja“ singen, wo Menschen entführt oder gefoltert werden, wo Kinder ausgenützt und missbraucht werden, wo Panzer und Granaten oder Geld und Beziehungen darüber entscheiden, wer am Ende Recht behält? Wo Bösewichte Bomben legen und eine friedliche Sportveranstaltung tödlich auseinandertreiben? Können wir Halleluja singen, wenn die Natur durch die Hand des Menschen stirbt oder verdirbt, oder wenn wir unheilbar krank sind? Nein, das Halleluja passt nicht in diese Welt. Wir singen ein Wort, an das wir uns gewöhnt haben und das doch ganz und gar nicht zu uns passt.

Halleluja singen lernt man nicht, wenn man auf unsere Welt schaut – selbst wenn sie manchmal schön und wunderbar ist. Wir wissen, dass sie bedroht und zerrissen und von Blut getränkt ist. Aber ist es nicht auch absurd, damit zu rechnen, dass einer, der vor 2000 Jahren starb, wieder lebt und unter uns ist, bis an der Welt Ende? Unser Singen hängt mit der Erfahrung von Ostern und Pfingsten zusammen. Das „Halleluja“ ist ein österlicher und pfingstlicher Gesang, ein Gesang des Lebens und der Hoffnung, der aus einer Welt kommt, in der der Tod seine Macht und sein Recht verloren hat, weil Gott das Leben will und Leben schafft und diese Welt aus dem Tode reißt und verwandelt und auf Zukunft hin öffnet. Und immer, wenn lebendige Menschen ihren Atem und ihre Stimme und hoffentlich auch ihr Denken und ihr Herz für diesen Gesang hergeben, dann wird Hoffnung laut in unserer Welt. Das „Halleluja“ wird nie aufhören!