Wort zum Sonntag: Lasst uns Gutes tun

Jesus weist uns mit dem Gleichnis von den fünf Talenten in die Richtung, die unser Leben nehmen soll. Ein reicher Mann musste für lange Zeit verreisen. Deshalb übergab er sein Vermögen seinen drei Dienern. Je nach ihrer Fähigkeit gab er dem ersten Knecht fünf Talente, dem zweiten zwei und dem dritten ein Talent. Er ließ ihnen zum Wirtschaften freie Hand, nur sollten sie sein Eigentum vermehren. Bei seiner Rückkehr sollten sie über ihr Handeln Rechenschaft ablegen.

Dieses Gleichnis ist auf jeden von uns gemünzt. Alles, was wir sind und haben, kommt von Gott. Wir sind nicht autonome Herren über unser Leben und unsere Fähigkeiten, sondern stehen im Dienste Gottes. Dementsprechend sollen wir unser Leben gestalten. Gott gibt uns einen großen Freiraum, in dem wir unsere Fähigkeiten entfalten können. Das geschieht durch unsere tägliche Arbeit und in der Erfüllung unserer Pflichten. Wie wir das machen sollen, haben uns schon viele andere Menschen vorgemacht.

Der berühmte französische Chemiker Louis Pasteur (1822-1895) war ein Mann von eisernem Arbeitswillen. Schon als Student schrieb er seinen beiden Schwestern, die weniger Arbeitseifer zeigten: „Es kommt viel auf das Wollen an; denn auf das Wollen folgt das Tun, die Arbeit, und fast immer hat die Arbeit den Erfolg zum Begleiter. Wollen, arbeiten, Erfolg haben – auf diesen drei beruht die menschliche Existenz!“ Ein wahres Wort. Das Schaffen dieses Mannes wirkt bis in unsere Zeit hinein. Er gründete 1888 das international bekannte „Pasteur-Institut“ in Paris, das auch heute eine der wichtigsten Forschungsstätten für moderne Biologie, Bakteriologie, Immunologie, Gentechnik und Virologie ist. In diesem Institut wurde das AIDS-Virus entdeckt. Louis Pasteur war nicht nur ein erstklassiger Wissenschaftler, er war auch ein überzeugter Christ. Seine ihm von Gott anvertrauten Talente hat er mehr als verdoppelt.

Wir können die uns anvertrauten Talente nur durch gewissenhafte und beharrliche Arbeit entfalten. Zu dem berühmten Komponisten und Geiger Pablo Sarasate (1844-1908) sagte ein Zuhörer enthusiastisch: „O Meister, Sie sind ein Genie, ein Genie!“ „Ein Genie?“ fragte der Künstler: „Ich habe 37 Jahre hindurch täglich 14 Stunden geübt, jetzt nennt man mich ein Genie“. Genies fallen nicht vom Himmel, sie werden durch beharrliche Arbeit geboren.

Christus ermuntert uns, wir sollen den beiden treuen und fleißigen Knechten gleichen. Erfüllen wir seine Erwartung? Gleichen wir nicht vielmehr dem müßigen Knecht, der zwar nicht das anvertraute Vermögen verschleudert, aber auch nichts tut, um es zu vermehren? Wie wird es uns da ergehen? Der italienische Dichter Dante (1265-1321) schreitet in seiner Dichtung „Die Göttliche Komödie“ über den Berg der Läuterung (Purgatorio). Er wird von Büßenden eingeholt, die in raschem Lauf an ihm vorbeistreben. Es sind jene, die auf Erden allzu säumig im Guten waren, und jetzt durch vermehrten Eifer gutmachen wollen, was sie auf Erden durch Trägheit gefehlt. Sie lassen kaum den Ersten, die an der Spitze des Zuges dahineilen, die Zeit, sich dem Dichter zu erkennen zu geben. Die anderen rufen: „Schnell, schnell, dass uns verlorene Zeit nicht schade, durch wenig Liebe. Dem treuen Eifer neu aufblüht die Gnade.“ Dante will uns davon abhalten, dem trägen Knecht nachzufolgen.

Bischof Konrad von Hildesheim sah sich im Traum in den Gerichtssaal Christi versetzt. Ein Fürst wurde wegen Missbrauchs der ihm von Gott verliehenen Lebenszeit zum Tode verurteilt. Darauf entfernten sich die erschütterten Anwesenden mit den Worten: „Lasst uns Gutes tun, da wir noch Zeit haben!“ Dieser Traum bestärkte den Bischof in seiner Lebensführung. Auch für unser Leben sei es das Geleitwort: „Lasst uns Gutes tun, solange wir noch Zeit haben!“