WORT ZUM SONNTAG: Schwarzer Freitag

Und wieder ist ein Jahr vorbei. Nine eleven ist schmerzlich in unserem Gedächtnis eingeprägt. Es ist kein Freitag, der 13., aber was macht das schon? Gewinnsucht und Börsenkrach, Größenwahnsinn der Bankiers und eine jahrelange Rezession, die der kleine Mann von nebenan wie gewöhnlich ausbaden und auslöffeln muss, oder Angriffe auf andere, die weg sollen oder müssen, weil sie nicht ins eigene Weltsystem passen. Nichts ist neu, alles schon dagewesen, aber anscheinend werden einige nicht müde, immer wieder den eigenen Frust und das eigene Versagen den anderen unterzujubeln. Wie schon gehabt. In der „guten alten Zeit“ unserer heutigen Sozialisten hieß es ja auch: „Genossen, so kann das nicht weitergehen. Wir müssen endlich lernen, Selbstkritik zu üben. Die anderen sind schuld.“ Der „Schwarze Freitag“ als Köder benutzt, um Kunden anzulocken, denn warum soll man nicht ein paar kleine Psychotricks mehr anwenden, um noch reicher zu werden, um den „anderen“ das Geld aus der Tasche zu locken?

Schlimmer noch ist es, wenn sich „religiöse“ Gemeinschaften einreden, sie müssten die Welt in Ordnung bringen und zwar so, wie sie sich das vorstellen. Da klingt das böse Wort: „Der Mensch schuf sich seinen Gott nach seinem Bilde“, gefährlich aktuell. Vor langen Jahren sang Reinhard Mey: „Es ist noch alles wie es war... im Namen der Gerechtigkeit schlagen sie sich noch immer breit. Das Mittelalter ist nicht vorbei.“
Wann wird es vorbei sein? Menschen werden verfolgt und verschleppt, obdachlos und sind auf der Flucht, weil sie einigen nicht aus der Hand (oder der geballten Faust) fressen wollen oder können, jahrtausendealte Kulturgüter werden dem Erdboden gleichgemacht, weil sie von „anderen“, DEN anderen stammen. Menschen, die helfen können und sollten, wollen nicht, denn die Ausgebombten, die Entwurzelten, die Flüchtlinge sind (welchem?) Gott sei Dank die „anderen“.

Verzweiflung und Angst ist in vielen und immer größeren Regionen an der Tagesordnung, Kindern wird ihre Kindheit gestohlen und sie werden Waisen, Frauen werden zu Witwen, ganze Landstriche werden dem Erdboden gleichgemacht. Und immer sind die „anderen“ schuld. Politiker rufen zu diesem oder jenem auf, aber wie dünn und fadenscheinig sind oft ihre Argumente!

Was muss noch alles passieren, damit wir begreifen, dass das, was jetzt den anderen geschieht, wann immer auch uns hätte ereilen können oder noch kann?

„Panem et circenses“ ist reichlich in unserem alten Europa vorhanden, aber plötzlich sollen wir (schon wieder?) etwas davon abgeben, mit den leidigen anderen teilen?

E i n Fußballspieler kann für zig Millionen für vier Jahre gekauft, gemietet werden, denn wir haben es ja, aber was ist, wenn andere sich bei uns einmieten wollen? Was oder wie viel ist unsere Menschlichkeit – „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – wert?

Wir haben am Sonntag, dem 13.! viel, wovon wir unserem Schöpfer berichten sollen und müssen – und noch mehr, ihn zu bitten, aber das reicht nicht. So wie das Hören und Wiederhören der altbekannten Geschichte vom barmherzigen Samariter (vielleicht das Paradebeispiel für den „anderen“) nicht ausreicht.
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, heißt es im alten Sprichwort. „So gehe hin und tue desgleichen“, fordert uns Jesus auf.