WORT ZUM SONNTAG: Unser Lebenskompass

Das Leben ist unser kostbarstes Gut. Darum suchen wir, es mit allen Mitteln zu erhalten und zu verlängern. So entstand der Beruf der Ärzte und die Arzneikunde. Die Erfahrung der Ärzte ist so weit vorangeschritten, dass Organverpflanzungen etwas Alltägliches geworden sind. Auch die Forschungen in der Medikamentenwissenschaft haben gewaltige Fortschritte gemacht. Die Folge ist, dass heute die Menschheit eine längere Lebenserwartung hat, als in vergangenen Zeiten. Es wird sogar vorausgesagt, dass in Zukunft die Lebenszeit noch länger dauern wird. Aber würde unser Leben dadurch glücklicher werden? Solange Neid, Hass, Missgunst, Machtsucht, Besitzgier und noch eine Menge anderer Laster uns Menschen beherrschen, wird die Erde ein von Gewalt und sündiger Lust beherrschtes Tränental bleiben.

Wer kann uns helfen? Das Osterfest kündet uns eine Zukunft an, die alles menschliche Sehnen und Hoffen weit übertrifft. Der Apostel Paulus gießt diese alles überragende Zukunftsaussicht im Korintherbrief in die klassischen Worte: „Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, in keines Menschen Herzen ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben!“ Der Garant für die ewig dauernde Zukunft des Lebens und der Freude ist der auferstandene Christus. Deshalb ist die Auferstehung Christi von den Toten das gewaltigste und verheißungsvollste Ereignis der ganzen Menschheitsgeschichte. Er hat eine Verheißung ausgesprochen, wie sie kein Sterblicher in den Mund zu nehmen wagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben! Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt!“ Den Aposteln verhieß Er: „Ich lebe und auch ihr werdet leben!“

Ist diese Osterbotschaft zu schön, um wahr zu sein? Wir haben den auferstandenen Christus nicht gesehen, aber seine Apostel haben ihn gesehen und wie Petrus sagt: „Wir haben nach seiner Auferstehung mit Ihm zusammen gegessen und getrunken.“ Allerdings hatten die Apostel anfänglich Zweifel. Jesus erschien ihnen als Gewandelter, als Verklärter, nicht so, wie er ihnen in seinem irdischen Leben begegnet war. Das zeigte sich auch, als er plötzlich, bei verschlossenen Türen, vor Ihnen stand. Ungläubige Menschen sagen, es ist noch keiner aus der anderen Welt zurückgekommen. Das ist insoweit richtig, dass keiner so zurückgekommen ist, wie er im irdischen Leben war. Die Erscheinungen des Auferstandenen sind die Weise, wie sich der verklärte Jesus in dieser Welt kundtut. Und diese Erscheinungen waren etwas so Überwältigendes, dass aus den ängstlichen, verzagten Jüngern mutige Zeugen der Auferstehung Jesu wurden.

Knapp fünfzig Tage nach der schmachvollen Kreuzigung Christi erschallte in Jerusalem durch die Apostel die Kunde: „Er ist von den Toten auferstanden! Wir sind die Zeugen dafür!“ Was hätte die Reaktion der Vorsteher des Volkes sein müssen? „Öffnen wir das Grab! Ist sein Leichnam drin, seid ihr falsche Zeugen!“ Das wäre die einfachste Methode gewesen. Aber niemand bestritt das leere Grab. Haben die Apostel den Leichnam entfernt? Welchen Vorteil hätten sie davon gehabt? Es war geradezu lebensgefährlich, ein Jünger des Gekreuzigten zu sein.

Als Jesus gefangen genommen wurde, da war die verängstigte, aufgescheuchte Apostelschar drauf und dran, alles wegzuwerfen, um in heller Verzweiflung nach Galiläa zu flüchten. Es waren doch nur Bauern, Hirten und Fischer, die ihren Herrn und Meister verlassen hatten und kläglich versagten. Über Nacht wurde aus ihnen eine selbstsichere, überzeugte Schar. Und diese Schar wirkte nach Ostern weit erfolgreicher als vor Ostern. Anders ist dieser Umschwung ihres Lebens nicht zu erklären. Weil der von den Aposteln verkündete Christus tatsächlich von den Toten auferstanden ist, konnte dieser Osterglaube die Welt erobern, nicht mit dem Schwert, sondern mit der Gnadenkraft des Verkündigungswortes.

Dieser Osterglaube soll auch uns in Fleisch und Blut übergehen. Für uns sei die Osterbotschaft unser Lebenskompass.