WORT ZUM SONNTAG: Was haltet ihr von Christus?

Diese Frage richtete Jesus an die Pharisäer. Sie hüllten sich in Schweigen. Der Schriftsteller Stefan Andres (1906-1970) lässt in seinem Buch „Der Reporter Gottes“ Zeitzeugen Jesu aus dem Jahr 32 durch einen Zeittunnel in einem modernen Funkstudio erscheinen. Sie hatten Jesus persönlich gekannt, ihn gesehen, ihn gehört und mit ihm gesprochen. Welche Meinung hatten sie von ihm?

Der blinde Bartimäus wurde von ihm geheilt. Er konnte wieder sehen. Deshalb bezeugt er: „Er hat mir die Augen geöffnet. Er ist mein Licht, dem ich folgen will!“ Der reiche Jungmann hat eine andere Meinung: „Dieser Mann fordert zu viel. Er verlangt Ungeheuerliches: Ich soll Hab und Gut verkaufen, den Erlös den Armen geben und so ihm nachfolgen. Er lehnt Reiche ab, sagt, sie haben kein Herz und bevorzugt die Armen. Er hat mir die Ruhe des Herzens genommen.“ Nun will der Reporter etwas Genaues von einem Verwandten Jesu hören. Dieser behauptet: „Er ist aus der Art geschlagen und verkehrt mit zwielichtigen Gestalten, mit Zöllnern, Sündern und Dirnen. Er muss von Sinnen sein!“ – Der Hauptmann von Kapernaum ist ganz anderer Meinung: „Er hat meinen Knecht mit einem Wort aus der Ferne geheilt. Er ist Gott, was sonst!“

Die Ehebrecherin, die er vor der Steinigung bewahrt hat, erklärt mit dankbarer Stimme: „Er ist mein Erretter, meine Zuflucht, meine Burg!“ Der Händler aber, dem Jesus im Tempelhof den Warentisch umgestürzt hat, klagt voller Erbitterung: „Dafür wird er eines Tages büßen müssen. So alt werde ich noch.“ Der Zöllner Lewi jedoch, den Jesus von der Zollbank abberief, sagt: „Von diesem Jesus geht eine geistige Kraft aus, der man nicht widerstehen kann. Man muss ihm folgen, auch dann, wenn er, statt Geld, Kreuztragen verheißt!“ Der Hohepriester Kaiafas, der um seinen Einfluss beim Volk fürchtet, zürnt: „Er ist ein Volksverführer, deshalb muss er sterben. Es ist doch besser, einer stirbt, als dass das ganze Volk zugrunde gehen soll!“

Der vorsichtige Ratsherr Nikodemus hat Jesus reden hören und Wunderheilungen beigewohnt. Seine Überzeugung: „Dieser Mann muss von Gott gekommen sein, denn keiner lehrt und wirkt Wunder wie er!“ – Dann kommt auch der Apostel Petrus zu Wort. Der Reporter weiß, dass er ein intimer Weggefährte des geheimnisvollen Mannes war. Petrus sagt klipp und klar: „Er ist der Sohn des lebendigen Gottes!“

Der Schriftsteller gibt die Antworten wieder, die sich mit dem Neuen Testament decken. Wenn der „Reporter Gottes“ heutige Menschen in sein Funkstudio einladen und ihnen die gleiche Frage stellen würde: „Was haltet ihr von Christus?“ Wie würden dann die Antworten lauten? Manche würden sagen: „Was kann man schon über Jesus nach zwei Jahrtausenden sagen? Vielleicht hat er nicht einmal gelebt. Leichtgläubige und wundersüchtige Menschen haben ihre religiösen Träume in dem Jesusmythos verkörpert.“ Da müssen wir aber schon ernstlich fragen: „Kann die menschliche Psyche einen gekreuzigten Gott erfinden?“ An einen allmächtigen Gott zu glauben ist doch ungleich leichter als an einen gekreuzigten Gott. Und welche Begeisterung soll ein solcher Gott in den Herzen seiner Anhänger erwecken, wenn er, statt Wohlergehen zu gewährleisten, Kreuztragen fordert? Das wäre doch religiöser Masochismus. So pervers sind Christen nicht.

Andere sind der Meinung: Der Rabbi von Nazareth sei ein Weltweiser gewesen, der die Menschen auf den Weg des Guten führen wollte. Wieder andere sehen in Jesus einen gescheiterten Sozialreformer. Wie wir Christus beurteilen, hängt davon ab, mit welchen Augen wir ihn betrachten. Wer nur Augen für diese materielle Welt hat, ist so blind für die geistige Welt, wie es Bartimäus vor seiner Heilung für die materielle Welt war. Hier trifft das Christuswort zu: „Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen: Die Blinden sollen sehend und die Sehenden sollen blind werden!“

Was sagen Menschen mit „erleuchteten Augen“ über Christus? Julius Langbehn, der Rembrandtdeutsche erklärt: „Christus ist entweder nichts, was niemand behaupten wird können, oder er ist die Hauptsache!“ Hugo Cromwell: „Pythagoras, Sokrates, Plato, Aristoteles sind Fackeln in der Nacht, Christus ist der Tag!“ Und Goethe setzt in seinem Gespräch mit Eckermann noch eins drauf: „Von der Person Christi geht der Abglanz einer Hoheit aus, die so göttlicher Art ist, wie nur je auf Erden das Göttliche erschienen ist!“ Das sind nur einige Aussagen aus einer namenlosen Fülle. Nun folgt die wichtigste Frage. Der „Reporter Gottes“ wendet sich an Christus persönlich und fragt ihn: „Was sagst du von dir selbst? Wer bist du?“

Christus gibt Antworten, wie sie kein Sterblicher in den Mund zu nehmen wagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“ „Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!“ „Ich bin das Brot des Lebens!“ „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben! Nur wer in mir bleibt, bringt reiche Frucht!“ „Ich bin der gute Hirte!“ „Ich bin dir Tür zum Leben!“ „Ich bin das Leben und die Auferstehung!“ „Ich und der Vater sind eins!“ Da können wir nur dem Bibelforscher Grützmacher zustimmen: „Entweder ist er von Sinnen oder der wirkliche Messias. Entweder ein böser Geist oder die Kraft Gottes. Er ist Gottes Sohn. Tertium non datur! „Wir bekennen freudig: Du bist unser Lehrer, unser Erlöser, unser ewiges Heil!“