WORT ZUM SONNTAG: Was ist das Wesentliche zu Advent?

Traditionell ist in den Kirchen die Adventszeit eine Zeit der Besinnung und der inneren Einkehr, wie die liturgische Farbe lila andeutet. In einem kleinen Gedicht beschreibt das die Autorin Gisela Baltus:

Dieses Jahr im Advent

Dieses Jahr mal nicht aufregen über Vorweihnachtsstress,über Weihnachtsmarktrummel und Wunschzettelqual.
Ich muss mich nicht ärgern,ich muss da nicht mitmachen.Ich gönne den andren ihren Spaßund wähle aus, was mir guttut. Dieses Jahr im Advent besinne ich mich auf das Wesentliche,damit ich bereit bin für seine Ankunft bei mir.

Doch was ist das Wesentliche? Zuerst der innere und äußere Friede. Ich kann mir Zeit nehmen, mich besinnen auf das, was ich tun kann. In welcher Zeit ich lebe. Wo meine Nächsten sind. In mir regen sich ganz andere Gefühle: meine Einsamkeit, meine Ohnmacht, meine Gefühlsarmut, all das, was früher wohl mal da war, was mir aber jetzt klar wird, dass es mir fehlt.Ich las die spannenden Erlebnisse der rumänisch-stämmigen Autorin Dana Grigorcea mit dem Titel „Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit“. Ihr stößt auf eine offenbar in der rumänischen Gesellschaft tief verwurzelte Unfähigkeit, sich der Vergangenheit zu stellen und Unrecht aufzuarbeiten.

Was kann ich ändern? Zuerst nur mich selbst, mein Verhalten den anderen gegenüber, meiner Mit- und Umwelt gegenüber. In Paris fand in diesen Tagen eine große Konferenz zu den drohenden Umweltgefahren statt, die mit nur geringen Erwartungen begonnen hatte, aber schließlich doch mit einem Klimaabkommen endete. Nun müssen Taten folgen. Was könnte mein Beitrag sein? Sorgfältiger mit den Dingen umgehen, zurückhaltender im Verbrauch sein?
Wo können wir hingehen? Zunächst in die Kirchen, wo gebetet wird. Gebetet für all die Notleidenden in der Welt und bei uns. Für die politisch Verantwortlichen, dass sie ihrer Verantwortung für eine bessere Zukunft gerecht werden. Und auch für die Feinde sollen wir beten. Und wir können miteinander singen. Die alten Weihnachtslieder sind gut für die Seele und für unser Miteinander.

Wo sind Hoffnungszeichen? Ich denke zurück an die Umweltenzyklika des Papstes: Laudato sii. Es lohnt  sich, sie zu lesen (z. B. auf der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz www.dbk.de). Und es lohnt sich, in der Bibel zu lesen, die erzählt von der Ankunft eines Retters, von Jesus, der uns zuruft: Ändert euer Leben, tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nah. Ja, es ist schon unter uns! Wir sehen es in diesem kleinen Kind in der Krippe. Es ruft zur Nächstenliebe und Feindesliebe, mit der wir jetzt in der Adventszeit beginnen können; zu Barmherzigkeit, zu Gleichheit und Brüderlichkeit. Und es verpflichtet uns Christen auf Frieden durch Gerechtigkeit. So ruft es uns in die Freiheit.