Zur Festigung der Qualität des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien

Rumänisch-deutsche Arbeitsgruppe unterzeichnet Protokoll und Programm

Die rumänisch-deutsche Arbeitsgruppe zur Situation des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien hat am Sonntag zum ersten Mal in Hermannstadt getagt. Dabei wurden von den beiden Delegationsleitern, Oana Badea, Staatssekretärin im rumänischen Bildungsministerium, und Dr. Christoph Bergner, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, ein Protokoll sowie ein Programm zur Festigung der Qualität des deutschsprachigen Unterrichts unterzeichnet, aus denen wir Auszüge abdrucken.


Protokoll des ersten Treffens der Rumänisch-Deutschen Arbeitsgruppe zur Situation des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien im Rahmen der Rumänisch-Deutschen Regierungskommission  für Angelegenheiten der deutschen Minderheit in Rumänien

(Auszug)

(...) 2. Die rumänische Seite wird für die Zeitspanne 2011-2020 ein Programm zur Konsolidierung der Qualität des deutschsprachigen Unterrichts und der deutschen Sprache auf allen Stufen des Unterrichtswesens in Rumänien umsetzen. (...)

3. Beide Seiten sind sich darin einig, dass die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte und die Qualität des Schulleitungsmanagements ausschlaggebend für die Konsolidierung des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien sind.I n diesem Sinne stellt die Arbeitsgruppe fest, dass der Beitrag der deutschen Seite wichtig war und ist. Das Lehrerentsendeprogramm an rumänische Schulen, die auf eine langjährige Tradition des deutschsprachigen Unterrichts zurückblicken, und an andere rumänische Schulen, die deutschsprachigen Unterricht anbieten, wird sowohl von dem Ministerium für Bildung, Forschung, Jugend und Sport als auch vom Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien geschätzt. Die rumänische Seite würdigt in diesem Zusammenhang das große Engagement des Freistaates Bayern und des Landes Baden-Württemberg.

4. Die rumänische Seite unterstreicht die Bedeutung der Ausbildung der Lehrkräfte für das deutschsprachige Schulwesen. Sie wird weitere Fördermaßnahmen unterstützen, die der Konsolidierung der deutschsprachigen Studiengänge an den Fakultäten dienen, und zu der Weiterentwicklung der universitären Abteilungen, die Lehrkräfte für das deutschsprachige Schulwesen vorbereiten, beitragen, unter Berücksichtigung der Hochsschulautonomie und der gültigen Regelungen. (…)

5. Die rumänische Seite würdigt die besondere Bedeutung der Fortbildung von Lehrkräften für den deutschsprachigen Unterricht in Rumänien. Sie strebt eine höhere Anzahl von Fortbildungsmaßnahmen an, die vom Ministerium für Bildung, Forschung, Jugend und Sport über das Lehrerfortbildungszentrum in Mediasch und seiner Zweigstelle in Temeswar, entweder vor Ort oder an anderen Standorten organisiert werden. Die rumänische Seite betrachtet als notwendig die Vertiefung der Zusammenarbeit mit deutschen Institutionen wie der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, dem Goethe-Institut, dem Institut für Auslandsbeziehungen, dem Pädagogischen Austauschdienst, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst u. a., sowie mit Nichtregierungsorganisationen.

6. Die rumänische Seite unterstützt die Einbeziehung von Maßnahmen zur Förderung der deutschen Sprache in Managemententwicklungspläne, für die Prüfungen zur Besetzung von Schulleiterstellen, bzw. von stellvertretenden Schulleitern. Die rumänische Seite wird der Teilnahme der Schulleiter und stellvertretenden Schulleiter an den von der Fachberatung initiierten Fortbildungen in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium und der Landesschulkommission des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien besondere Aufmerksamkeit schenken.
Die rumänische Seite wird sich bemühen, die Qualität des Managements an deutschsprachigen Schulen durch die Einbeziehung dieser Schulen in Qualitätsmanagementprogramme zu verbessern.
Die rumänische Seite wird die Verbesserung und Erweiterung der schulischen Infrastruktur sowie des Netzwerkes von deutschsprachigen Schulen und Abteilungen in Rumänien unterstützen.

7. Die rumänische Seite wird die Erstellung von deutschsprachigen Lehrbüchern unterstützen.

8. Die deutsche Seite würdigt die im europäischen Rahmen herausragende rumänische Bildungsgesetzgebung zum Schutze der Kultur und Sprache nationaler Minderheiten. Die damit verbundene Öffnung der Bildungsangebote ermöglicht die Umsetzung des Konzeptes von „Schulen in der Sprache der deutschen Minderheit“.

9. Die deutsche Seite unterstützt das Anliegen, den Einsatz der deutschen Programmlehrkräfte zukünftig möglichst langfristig zu planen.

10.  Das nächste Treffen der Arbeitsgruppe wird 2012 in Deutschland stattfinden.


Programm zur Festigung der Qualität  des deutschsprachigen Unterrichts
(Auszug)

Ausgehend von der Analyse der gegenwärtigen Situation des deutschsprachigen Unterrichts, von dem Angebot von Deutsch als Muttersprache im rumänischen Schulwesen und von der Notwendigkeit der Ausbildung von deutschsprachigen Fachleuten, stellt das Ministerium für Bildung, Forschung, Jugend und Sport erneut Richtlinien auf, die in der Zeitspanne 2011-2020 alle Formen des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien auf allen Unterrichtsstufen festigen sollen.

Ziele und Aktionsplan
Zwecks Förderung des deutschsprachigen Schulwesens und der deutschen Sprache auf allen Stufen des rumänischen Schulwesens, ist ein Zusammenwirken der Bestrebungen des Bildungsministeriums, der Universitäten, der lokalen Schulinspektorate (lokale Schulbehörden), der Schulen, des Zentrums für Fortbildung in deutscher Sprache sowie der Landesschulkommission des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien erforderlich.
Dabei geht es um  folgende wichtige Bereiche:

1. Erstausbildung
• Festigung und Erweiterung der Studiengänge, Beibehaltung der universitären Abteilungen, die Lehrkräfte für den deutschsprachigen Unterricht ausbilden; die Einrichtung weiterer Studiengänge in deutscher Sprache, gemäß der Hochschulautonomie; die Beibehaltung der Germanistik als selbstständigen Studiengang an traditionellen Universitäten, wie: Klausenburg/Cluj-Napoca, Temeswar/Timișoara, Hermannstadt/Sibiu, Bukarest,  Kronstadt/Brașov, sodass Unterricht in der Sprache der Minderheit bis zur Hochschule ermöglicht wird, gemäß der Verpflichtungen, die Rumänien laut dem Gesetz 282/2007 eingegangen ist;
• Sicherstellung eines Finanzierungskoeffizienten, der für die Förderung von ähnlichen Einrichtungen des universitären Minderheitenunterrichtswesens vorgesehen wird, gemäß der Vorgaben von C.N.F.I.S., der zuständigen Stelle im Bildungsministerium; (...)
• Förderung der doppelten Ausbildung (d.h. Deutsch und eine andere Fachausrichtung) (...), um den Bedarf an Fachlehrern decken zu können, die in der Lage sind sowohl Deutsch als auch andere Fächer auf Deutsch zu unterrichten; (...)

2. Fortbildung
• Vervielfältigung der Fortbildungsmaßnahmen, die von der Minderheitendirektion im Bildungsministerium, dem Mediascher Zentrum für Lehrerfortbildung, der Zweigstelle in Temeswar in Zusammenarbeit mit zuständigen deutschen Stellen und Mittlerorganisationen durchgeführt werden, wie z. B.  ZfA, GI u. a.; (...)
• Schrittweise Einbeziehung aller Lehrkräfte, die Deutsch oder in deutscher Sprache unterrichten in ein umfassendes Fortbildungsprogramm, über das Mediascher Zentrum für Fortbildung in deutscher Sprache und über andere Programme aufgrund der bilateralen Beziehungen, (...)
• Sicherstellung des Zugangs von Lehrkräften zu Fortbildungsmaßnahmen durch Übernahme der entstehenden Transportkosten von den Schulinspektoraten, bzw. von den Schulen; dies gilt sowohl für das Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache in Mediasch als auch für andere lokale Fortbildungsanbieter, die auf Fortbilder oder Lehrer mit Unterrichtserfahrung zurückgreifen können; (...)
• Anerkennung von unterschiedlichen im In- oder Ausland besuchten Fortbildungs- und Qualifizierungsprogrammen sowie von Bescheinigungen der erworbenen zusätzlichen Qualifikationen, gemäß der von der zuständigen Stelle im Bildungsministerium erarbeiteten Umsetzungsbestimmungen von Leistungsnachweisen;
• Verbesserung der Qualität von Management in den deutschsprachigen Schulen durch die Einbeziehung dieser Schulen in Qualitätsmanagementsprogramme, in Zusammenarbeit mit der Fachberatung, dem ZfL und deren Partner (Fortbildungsakademie für Lehrer und Personalführung Dillingen, Wiesneck, Soest u. a. ähnliche Einrichtungen);
• Berücksichtigung der Managementprogramme zur Förderung der deutschen Sprache bei Wettbewerben zur Ernennung der Schulleiter für deutschsprachige Schulen sowie der Teilnahme an den jährlichen Veranstaltungen der Fachberatung in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium und der Landesschulkommission des DFDR; (...)

3. Partnerschaften, Austauschprogramme
• Förderung des Erfahrungsaustausches zwischen Schulen mit deutschsprachigem Unterricht;
• Erweiterung des Stipendienangebots für Jugendaustauschprogramme und Schulpartnerschaften im Rahmen der Pasch–Schulen;
• Förderung der Teilnahme von Schülern der Klassen 10  und 11 an  einjährigen internationalen Schüleraustauschprogrammen von rumänischen Organisationen in enger Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen in den deutschsprachigen Ländern; (…)
• Förderung der Teilnahme von Schülern, Studenten, Lehrkräften aus dem präuniversitären und universitären Bereich an Sommerschulen im In- und Ausland, zwecks Verbesserung der Sprachkenntnisse, der eingesetzten Methoden in der Vermittlung des Faches Deutsch und der in deutscher Sprache unterrichteten Fächer; (...)
• Förderung von Pilotprojekten zur Ausbildung von Junglehrern durch die Gewährleistung von Praktika an deutschen Schulen, Stärkung der fach- und alltagssprachlichen Komponente der  Ausbildung von Junglehrern; (...)

4. Schulische Infrastruktur
• Instandhaltung und Erweiterung der schulischen Infrastruktur von deutschsprachigen Schulen und Abteilungen;
• Genehmigung des Entwurfs mit europäischer Finanzierung für das Gebäude des Lyzeums Nikolaus Lenau in Temeswar/Timișoara  (Warteliste);
• Aufnahme des Gebäudes des ehemaligen Internats auf dem Schulgelände des Deutschen Lyzeums J. Ettinger aus Sathmar/Satu Mare auf die Investitionsliste des Bildungsministeriums;
• Bereitstellung der für den Abschluss der Bauarbeiten am Colegiul Național Pedagogic A. Șaguna – Hermannstadt/Sibiu notwendigen Gelder;
lBereitstellung der für die Bauarbeiten an der Lenauschule in Temeswar/Timișoara mit den Klassen I-IV notwendigen Gelder;

5. Lehrbücher
• Erstellung von Lehrbüchern für die deutschsprachigen Schulen unter den Vorgaben des Unterrichtsgesetzes, Nr.1 von 2011, (...)
• Die Qualitätssicherung von übersetzten Lehrbüchern für den muttersprachlichen Unterricht durch die fach- und sprachgerechte Überprüfung der Lehrbücher von Fachlehrern, die von der Landesschulkommission, bzw. von den Vertretern der Minderheit empfohlen werden;
• Die Zusammenarbeit mit Verlagen und Fachleuten zur Förderung von deutschsprachigen Büchern.