FIFA-WM-Qualifikation: Ernüchterung nach Fußballdebakel

Der Wunsch, wieder jemand im Fußball zu sein, und eine Trendwende im dürftigen Spiel der Auswahl einzuleiten, hat den Rumänischen Fußballverband veranlasst, einen ausländischen Trainer an die Spitze der Nationalmannschaft zu berufen. Eine hohe Messlatte wurde gelegt, verbunden mit Hoffnungen, die auch ein Christoph Daum scheinbar nicht erfüllen kann. Grundsätzlich muss er mit dem gleichen Spielerreservoir auskommen, wie das bei seinen Vorgängern der Fall war. In einem Fußball, der von Insolvenzen heimgesucht wird, ist es schwer, Spieler zu finden, die international bestehen können und die im Ausland kickenden Akteure sind bei ihren Vereinen meist zweite Wahl.

Unter solchen Voraussetzungen hat Rumänien in der WM-Qualifikation ihren ersten wahren Härtetest gegen Polen in demütigender Form 0:3 verloren und trotz aller verbliebenen Chancen ist bei fünf Punkten aus vier Partien und einem lamentablen Auftritt vor eigenem Publikum selbst der zweite – in die Relegation führende – Platz derzeit einem euphorisch anmutenden Publikum in Rumänien zuzuschreiben und keineswegs den reellen Verhältnissen. Zwei Vergleiche mit dem Kapitän der Polen und Doppeltorschützen Robert Lewandowski sprechen Bände über den Unterschied zu seinem rumänischen Gegner. Der Stürmer des FC Bayern München hat einen Marktwert, der um 50 Prozent höher ist als jener des gesamten Aufgebotes der Rumänen, und „Lewa“ spielt bei einem der besten Vereine der Welt, sein direkter Gegenspieler von Freitagabend, Rumäniens Innenverteidiger und Kapitän Dragoş Grigore, ist nicht immer erste Wahl bei einem Abstiegskandidaten der ersten Liga in Katar.

Weder mental noch physisch oder spielerisch konnten die Rumänen ihrem haushoch überlegenen Gegner die Stirn bieten. Zwei eher schwerfällige Innenverteidiger – Dragoş Grigore und Vlad Chiricheş - standen einem Robert Lewandowski gegenüber, der hervorragend unterstützt von seinen Nebenleuten, das Spiel meist dominierte. Genauso wie die Mannschaft mehr auf den Gegner reagierte, als selbst agierte, so reagierte Trainer Daum bereits zur Pause und brachte mit Prepeliţă und Florin Andone zwei neue Leute. Nach der Pause kamen die Rumänen zwar etwas besser ins Spiel, doch nennenswerte Torszenen kamen dabei nicht heraus. In den Schlussminuten setzte Trainer Daum auf noch mehr Offensive und brachte den derzeit formstärksten rumänischen Stürmer, der derzeit zur Verfügung steht. Doch auch Claudiu Keşeru, der zuletzt in der bulgarischen Liga und in der Champions-League seine Tore gemacht hatte, kam viel zu spät, um noch Akzente zu setzen.

Christoph Daum mag seine Gründe haben, warum er auf einen in der Türkei recht erfolgreichen Raul Rusescu verzichtet, oder auf Gabriel Tamaş, der trotz seiner Eskapaden der derzeit beste Innenverteidiger Rumäniens ist. Warum er sich jedoch komplett von seinem anfänglichen Ziel offensiver Spielausrichtung als rumänischer Auswahltrainer verabschiedet hat, („Wir werden auch dann angreifen, wenn wir uns verteidigen“.) bleibt schleierhaft. Sicher mag im Spiel gegen Polen der misslungene Start die Marschroute von Daum und seiner Mannschaft spielerisch verändert und mental beeinflußt haben, aber schon ein Spiel mit Linksaußenverteidiger Toşca zeigt, dass die Mannschaft auf Defensive aus war, mit Latovlevici an seiner Stelle, hätte manch einer an eine offensive Einstellung geglaubt. Dass Daum nach der Partie keiner klaren Analyse seiner Mannschaft – mit Einbezug seiner eigenen Fehler - in der Lage war, dürfte auch damit zusammenhängen, dass nicht nur die Niederlage sondern die Art, wie diese zustande kam, den Trainer in Schockstarre versetzt hatte.

Das kommende Qualifikationsspiel Rumäniens, im März, zu Hause gegen Dänemark, erfolgt wahrscheinlich unter Zuschauerausschluss, denn es war reinster Horror, was sogenannte Fans mit ihren Feuerwerkskörpern anzurichten vermochten. Der Leiter der Sicherheitsfirma tat dies in der Gazeta Sporturilor mit dem Hinweis ab, dass es „nicht so viele“ gewesen seien, und Lewandowski sei nicht deshalb am Boden liegen geblieben, weil ein Böller neben ihm auf das Spielfeld krachte, sondern weil „man das so im Fußball macht, um das Spiel zu unterbrechen“. Dreister geht es kaum!