Das Wunder unter der Erde

Spaß für Groß und Klein im touristischen Salzbergwerk von Thorenburg

Der Eingang in das Salzbergwerk von Thorenburg: Tickets sind vor Ort, online oder über die App „Salina Turda“ erhältlich. | Fotos: die Verfasserin

Unterwasser-Salzsee mit Booten

Das Riesenrad

Kein Kind langweilt sich in der Saline: der Spielplatz steht den Kleinen kostenlos zur Verfügung.

Spaß im Durgău-Freibad: In den beiden Salzwasser-Seen kann man beim besten Willen nicht untertauchen.

Wie ein Ufo sieht die Glaskuppel aus, die über dem Eingang in das ehemalige Salzbergwerk von Thorenburg/Turda im Kreis Klausenburg/Cluj steht – heute eine touristische Attraktion. Auf der hellbraunen, trockenen Erde mit weißen Salzspuren, die das Areal um das Salzbergwerk prägt, wachsen kleine, lila Blumen – Steppenschleier-Strandflieder (Limonium gmelinii). Es ist kurz vor 9 Uhr im August und der Parkplatz vor dem Salzbergwerk fast leer. In nur zwei-drei Stunden werden hier alle Parkplätze besetzt sein und Dutzende von Menschen ein- und ausgehen. Der Vergnügungspark, zu dem die einstige Salzmine umgewandelt wurde, zieht täglich Hunderte von Menschen aus Rumänien und dem Ausland an, die sowohl als einfache Besucher, als auch für Halotherapie hergekommen sind.  

Das Salzbergwerk von Thorenburg ist zweifellos eines der faszinierendsten und einzigartigsten Reiseziele in Rumänien. Schließ-lich war es schon mal auf Platz 1 in einem von „Business Insider“ aufgestellten Ranking der „coolsten“ unterirdischen Plätze der Welt. Das erstaunliche unterirdische Wunderwerk von Thorenburg erstreckt sich über eine Fläche von etwa 45.000 Quadratmetern und ist tatsächlich „cool“ – im Sinne von kühl, denn drinnen herrschen konstante Temperaturen zwischen elf und zwölf Grad Celsius.  An diesem Ort gruben die Menschen nach dem Salz, das sich nach der Verdunstung des Meeres, das die ganze Region vor Millionen von Jahren bedeckte, ablagerte. Eine interessante Information, die auf der Webseite salinaturda.eu nachzulesen ist: Das Salz aus dem Thorendorfer Salzbergwerk könnte den gesamten Planeten 60 Jahre lang mit Salz versorgen!

Die Geschichte des Salzbergwerks reicht Tausende von Jahren zurück. Bereits in der Antike wurde hier Salz abgebaut und die Römer nutzten die reichen Salzvorkommen der Region intensiv. Während des Mittelalters war das Salz von Thorenburg ein wertvolles Handelsgut und trug erheblich zum Wohlstand der Region bei. Das Bergwerk wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert und modernisiert.

Im Jahr 1932 wurde der Salzabbau eingestellt, da modernere Bergbauverfahren anderswo effizienter waren. Das Bergwerk wurde jedoch nicht aufgegeben, sondern für andere Zwecke genutzt, darunter als Lager für Käse und später als Schutzraum während des Zweiten Weltkriegs. Schließ-lich wurde es in den 1990er Jahren zu einem Touristenziel umgebaut und für Besucher geöffnet – und das ist es bis heute. Auch ist das Salzbergwerk ein Bildungszentrum, in dem Interessierte die Geschichte des Salzabbaus in Thorenburg erfahren können. 
Doch was das Salzbergwerk von Thorenburg so besonders macht, ist nicht nur seine Geschichte, sondern auch seine beeindruckende unterirdische Architektur. Das Bergwerk erstreckt sich über mehrere Ebenen, die durch einen zentralen Schacht miteinander verbunden sind. Mehrere Minen, die mit verschiedenen Attraktionen ausgestattet sind, können hier besucht werden. Diese sind sowohl mit Aufzügen, als auch zu Fuß, über viele dutzend Treppen, erreichbar. Die Franz-Joseph-Galerie, die man durchstreift, um in das Innere des Salzbergwerks zu gelangen, ist berühmt für ihre beeindruckenden Salzkristalle und die spektakuläre Beleuchtung: Man fühlt sich wie in einer unterirdischen Kathedrale aus Salz. Der prägende Geruch nach Salz dringt einem tief in die Nasenlöcher, während man durch die Salztunnels schlendert. Ärzte empfehlen Erstbesuchern einen kurzen Aufenthalt von einer Stunde, um sich an die salzige Luft zu gewöhnen. In den Tagen darauf kann der Aufenthalt in der Saline verlängert werden, auf bis zu vier Stunden. 

In der obersten Ebene des Bergwerks gibt es eine Aussichtsplattform mit atemberaubendem Ausblick auf die unteren Ebenen. Es ist der perfekte Ort, um Fotos zu schießen. Mit einem Panorama-Aufzug kann man in die Rudolf-Mine hinunterfahren. Die zu Ehren von Prinz Rudolf von Österreich nach ihm benannte Einrichtung überwältigt mit ihrer Größe und Pracht. Die trapezförmige Kuppel der Rudolfs-Mine ist 42 Meter tief, 50 Meter breit und 80 Meter lang. In dieser Mine wurde ganz zuletzt noch Salz abgebaut. 

172 Stufen führen ins hinunter ins Herz  des Bergwerks. Auf 13 Etagen geht es hinab, wobei an jeder Ruhebrücke das Jahr des Abbaus an der Wand vermerkt ist. An der nordwestlichen Decke haben sich im Laufe der Zeit Salzstalaktiten gebildet. Sie folgen der Richtung einer hochreinen makrokristallinen Salzzwischenschicht (über 99,9 Prozent NaCl). Die Wachstumsrate der Stalaktiten beträgt etwa zwei Zentrimeter pro Jahr, und die maximale Länge, die sie erreichen, beträgt etwa drei Meter.

In der Rudolf-Mine, 120 Meter unter der Erde, können Besucher einer Reihe von Aktivitäten nachgehen. Es gibt einen Kinderspielplatz, sowie Einrichtungen für Bowling, Minigolf, Billard, Tischtennis, u.v.m. Allerdings muss man für jede dieser Aktivitäten extra bezahlen. Einzigartig ist auch das 20 Meter hohe Riesenrad, wahrscheinlich das einzige unterirdische Riesenrad der Welt. Eine etwa achtminütige Runde mit dem Riesenrad kostet 15 Lei pro Person. In der Rudolf-Mine befindet sich auch ein Amphitheater, in dem Konzerte und andere Veranstaltungen abgehalten werden. Die natürliche Akustik des Raumes ist beeindruckend.

Eine der Hauptattraktionen des Bergwerks ist ein unterirdischer Salzsee in der Terezia-Mine. Dieser See ist nicht nur schön anzusehen, sondern bietet auch die Möglichkeit, Ruderboote zu mieten und über das klare, salzige Wasser zu paddeln. Eine 20-minütige Bootsfahrt kostet 30 Lei, wobei in einem Boot maximal drei Personen Platz nehmen dürfen. Die Terezia-Mine ist das älteste Bergwerk der gesamten Saline, in dem zwischen 1690 und 1880 Salz abgebaut wurde. Der Salzabbau hat unterirdische Hohlräume von beeindruckenden Ausmaßen hinterlassen: 90 Meter hoch und 75 Meter im Durchmesser. Die Tiefe von der Mündung der Schächte bis zur Sohle des Bergwerks beträgt 112 Meter. Der Salzsee ist bis zu sechs Meter tief und erstreckt er sich über etwa 80 Prozent der Fläche der Abbaukammer. In der Mitte des Sees hat sich im Laufe der Zeit eine Insel aus den Salzresten gebildet, die nach 1880, dem Jahr, in dem der Salzabbau in dieser Kammer eingestellt wurde, hier gelagert wurden. In diesem Bereich ist die Luft am saubersten, mit der geringsten Gesamtkonzentration an Mikroorganismen in der Untertageluft, vier bis zehn Mikrobenkörper pro Kubikmeter.

Neben dem Spaß für Groß und Klein bietet das Salzbergwerk von Thorenburg viele gesundheitliche Vorteile. Die Luft im Bergwerk hat ein Mikroklima, das für Menschen mit Atemwegsproblemen vorteilhaft ist. Vor allem in Frühling und Herbst machen viele Menschen mehrtägige Kuren im Salzbergwerk, etwa um chronischen Atemwegsinfektionen oder Heuschnupfen vorzubeugen, sowie um Bronchitis, Asthma oder chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen entgegenzuwirken. Dafür werden auch Abos für mindestens sieben Tage angeboten. Wer ein Wochen-Abo bucht, muss 40 Lei pro Tag bezahlen – Kinder nur 25 Lei pro Tag. Ansonsten kostet ein einmaliger Besuch 50 Lei für Erwachsene (am Wochenende oder an staatlichen Feiertagen 60 Lei) und 30 Lei für Kinder ab drei Jahren, Schüler und Studenten. Eine Kur in der Thorenburger Saline dauert sieben bis zehn Tage für Kinder und 14 bis 18 Tage für Erwachsene. Falls man nebenbei noch etwas Interessantes unternehmen möchte, so kann bei gutem Wetter das Durgău-Freibad in unmittelbarer Nähe der Saline besucht werden. Das Salzwasser in den beiden Becken (eigentlich kleine Seen) eignet sich für die Behandlung von Rheuma-Erkrankungen und hat eine positive Wirkung auf den peripheren Blutkreislauf.   

Das Salzbergwerk von Thorenburg ist definitiv ein Ort von großer historischer, architektonischer und gesundheitlicher Bedeutung. Und zweifellos ein gutes Beispiel dafür, wie einstige Bergbauanlagen in einzigartige Touristenziele verwandelt werden können.