Die Sieben Leitern wurden erneuert

Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Hohensteins ist nun wieder zugänglich

Die längste Leiter bei niedrigem Wasserstand, von oben betrachtet. Fotos (3) : Ralf Sudrigian

Die neuen Leitern, welche in diesem Herbst eingebaut wurden und für mehrere Jahre als rostfrei garantiert sind.
Foto: Waldemar Stadler

Der etwas offenere Abschnitt des Canyons, im Vordergrund vom Schnee und Wasser angesammeltes Holz und Geröll.

Der Eingang in den Canyon und die Leitern, welche Anfang der 70-er Jahre angelegt worden sind, so wie sie 2007 aussahen.

Ein beliebtes Wanderziel vieler Kronstädter, aber auch von Besuchern aus dem Flachland, für die sie eine besondere Attraktion darstellt, ist eine  in Felsen gebildete Schlucht mit mehreren Wasserfällen, bekannt als „Die sieben Leitern“. Zum Hohenstein gehörend, stellt die Schlucht eine Aufstiegsvariante auf der Route vom Obertömösch zu der Schutzhütte am Gipfel des Berges dar.

Wer und wann die ersten Leitern aus Holz angebracht hat, ist bis heute unklar, doch finden wir einen Vermerk im „Kronstädter Heimat- und Wanderbuch“ von Heinrich Wachner, welcher relativ zeitnah am Anlegen des Leiterwegs geschrieben wurde: „Der Hohenstein ist das Arbeitsfeld des Kronstädter ungarischen Touristenvereins, der unter dem Gipfel ein geräumiges Schutzhaus erbaut und durch zahlreiche gut markierte Wege die mannigfaltigen Schönheiten dieses Gebirges den Bergfreunden erschlossen hat.

Zum Anstieg wählt man gewöhnlich die Malomdomb-Mühlenberg (Anm. Red.: rum. Dâmbul Morii) genannte Talbucht, wo mehrere Bächlein des Hohensteins zusammenlaufen, um vereint in den Tömösch zu münden. Der großartigste, aber auch schwierigste Anstieg geht durch die wilden Klammen der Bärenschlucht, wo ein Bach in Wasserfällen zwischen hohen, senkrechten Felswänden herabbraust. Erst in den letzten Jahren sind diese Klammen durch neben die Wasserfälle angelehnte hohe, steile, primitive Leitern gangbar gemacht worden.“ Da die Erstauflage des Bandes von Heinrich Wachner 1934 erschienen ist, dürfte das Anlegen des Steigs wohl um 1930 liegen.

Mit den Holzleitern – welche ungefähr 1970 durch Stahlleitern ersetzt wurden – war in S²cele jahrzehntelang eine spöttische Bemerkung im Umlauf: Hatte jemand etwas im Oberteil der Scheune zu arbeiten, so wurde er zur Schlucht geschickt, um sich „die passende Leiter“ auszuleihen. Hintergrund der Geschichte war die Tatsache, dass von den sieben Abschnitten jeder eine andere Länge hat.

Der Höhenunterschied zwischen Schluchteingang und -ausgang beträgt 60 Meter (nach anderen Messungen 58) und die Gesamtlänge, mit mehr als sieben Richtungsänderungen, 160 Meter. Wie lang die ersten sieben Holzleitern waren, ist unbekannt, doch die um 1970 von einer Mannschaft des Kronstädter LKW-Werkes angebrachten Leitern hatten Höhen zwischen 2,5 und 8 Metern. Diese folgen den Abstufungen des Bächleins, welche nicht immer sieben sind, wie es die Anekdotik des Ortes so will: Es passiert öfters, dass sich nach der Schneeschmelze im Frühling mitgenommenes Holz, größere Steine und Felsbrocken verschieben und so für kurze Zeit eine neue, kleinere Stufe schaffen, was bei den Einheimischen die Bemerkung auslöst: „Die Schlucht ist gewachsen“.

Gewachsen oder nicht, in der rechten Felswand kann man heute noch einige Öffnungen ausmachen, in denen die Querbalken lagen, die die ersten Holzleitern getragen haben. Diese wurden auch als Auflagen der Stahlprofile für die ersten Metallleitern benutzt, die – nach mehreren Reparaturen – vor 5-6 Jahren nicht mehr zu retten waren.

Im Sommer dieses Jahres wurde dann – am 23. Mai – von der Kreisfiliale der Bergwacht Salvamont eine Tafel angebracht, welche mitteilte, dass der Einstieg in den Canyon Sieben Leitern untersagt sei. Die Forstverwaltung Săcele, welcher die touristische Route untersteht, machte sich an die Arbeit. Die Arbeiten dauerten bis Anfang September, als eigentlich die Abnahme und Eröffnung des Weges stattfinden sollte. Mitteilungen in diesem Sinne erfolgten auch auf der Internetseite www.7scari. turistic.ro/, doch es dauerte noch mehr als einen Monat, bis die Route eröffnet werden konnte. Hier gab es auch mehrmals Angaben über die Arbeiten: die Gesamtkosten betrugen 330.000 Lei, es wurde beschichteter Stahl benutzt, um die Langlebigkeit der Leitern zu sichern. Heute sind es nun neun Leiterabschnitte mit Zwischenpodesten und stabilem Geländer. Auch die Ausrichtung der Leitern wurde verändert – diese liegen nun so, dass selbst bei hohem Wasserstand ein trockener Aufstieg gewährleistet ist.

Die Verzögerung hatte einen eigenartigen Grund: ein Umweltschutzverein – Eco Montan – hatte gegen die Baufirma geklagt und sie beschuldigt, sie zerstöre die Umwelt. Eigentlich ging es um die alten Auflagelöcher in den Felswänden, welche teilweise erneut benützt worden sind und zur Sicherheit der Befestigungen zementiert wurden.

Nach einer dreiwöchigen Untersuchung war es Mitte Oktober endlich so weit, dass der Canyon eröffnet wurde und nun den Wanderern offen steht.

Die Route ist folgende: Den Tömösch-Bach im Bereich Mühlenberg/Dâmbul Morii überqueren und der Landstraße bis zur Abzweigung des Weges nach Bunloc folgen. Über die Betonbrücke dem Weg folgen, der auf den Hohenstein führt und dann talaufwärts entlang des Şipoaia-Baches. Nach etwa einer halben Stunde erreicht man eine weite Lichtung, an deren Ende der Bach zwischen den Felsen der Schlucht auf einer zweiten Betonbrücke überquert wird. Von hier aus ist der Eingang zu den Sieben Leitern zu sehen.

Zuletzt noch eine aktuelle Nachricht: Im Frühling soll – wenn die Kosten bewilligt werden – eine Seiltrasse für Adrenalinjunkies angelegt werden, an welcher man die Schlucht hinabrutschen kann. Das Projekt wurde dem Stadtrat Săcele vorgelegt, fand Unterstützung und ist auch relativ einfach durchführbar.