Grenzenloses Wandern...

...in Luxemburg und in der Südeifel

Ausblick von der Liboriuskapelle auf Echternach

Felsschlucht beim Perekop

Großherzogliches Schloss in Luxemburg

In der Teufelsschlucht | Fotos: Günther Krämer

Der Müllerthal-Trail und die als Premiumwege zertifizierten sechs Felsenwege im DeLux-NaturWanderPark, der das Grenzgebiet zwischen Deutschland und Luxemburg links und rechts des Grenzflusses Sauer umfasst, ermöglichen eine ganz besondere Art des Wanderns. Hier können Rund- und Streckenwanderungen mit kleinem Tagesrucksack wie Kettenglieder aneinandergefügt werden. Die Tagesstrecken sind maximal 20 Kilometer lang, können aber beliebig verkürzt werden. Die Anstiege betragen 200 bis 400 Höhenmeter pro Tag. Als Standquartier ist das Städtchen Echternach in Luxemburg, aber auch Irrel in der Südeifel, ideal. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist der Gratis-Nahverkehr in Luxemburg, der alle Ausgangs- und Endpunkte der Wanderungen gut bedient. Nur am Wochenende ist der Fahrplan ausgedünnt. 

Es ist eine seniorengerechte Art des Wanderns. Lange Wegabschnitte verlaufen schattig im Wald oder gar in Felsschluchten. Auf exakte Wegbeschreibungen kann verzichtet werden, denn die Wege sind bestens mit Wegweisern ausgestattet und gut markiert. Die Anreise erfolgt am besten mit der Bahn nach Trier. Stündlich fährt werktags ein Bus von Trier nach Irrel, von wo direkt Anschluss nach Echternach in Luxemburg besteht. Das Hotel Koch Schilt im Ortszentrum von Irrel eignet sich als Standquartier, da Busbahnhof und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe liegen. Ansonsten ist Irrel nicht gerade attraktiv, ganz im Gegensatz zum Nachbarstädtchen Echternach in Luxemburg, wo das Preisniveau aber auch höher ist. Bekannt ist Echternach für die Springprozession – 2 Schritte vor, 1 Schritt zurück – zu Ehren des Heiligen Willibrord, der in der Echternacher Basilika begraben ist. Jährlich pilgern am Dienstag nach Pfingsten über 10.000 Wallfahrer nach Echternach.

Premium-Felsenwege

Wir starten unsere Kettenwanderung mit dem Felsenweg 5 (18 km) in Irrel. Gleich zu Beginn geht es am Obst-Lehrgarten vorbei steil hoch zum Katzenkopf. Ab hier an der oft felsigen Hangkante über dem Prüm-Tal entlang, durch Wald und über Wiesen bis zur kleinen Siedlung Holsthumerberg. Die Rochuskapelle oberhalb von Holsthum bietet sich als Rastplatz an, mit Ausblick über die Hopfengärten für das Bitburger Bier. Am Waldrand zurück nach Irrel, mit einem Abstecher hoch zur Ruine der Prümer Burg. Am Schluss kann man noch das Westwallmuseum besuchen.

Den Felsenweg 6 modifizieren wir etwas (14 km): Von Irrel auf dem markierten Weg 14 entlang der Prüm zu den Irreler Wasserfällen und weiter nach Prümzurlay. An der Prümbrücke in Prümzurlay treffen wir auf den Weg 4, gleichzeitig Erlebnispfad Wasser und Natur, der steil hinauf zum eigentlichen Premiumweg 6 und zur Naturerkundungsstation führt. Das Informationszentrum, Rast- und Einkehrmöglichkeiten ziehen viele Tagesausflügler an, die uns auch in der wilden Sandstein-Felsenlandschaft der Teufelsschlucht begegnen. Aber bald wird es ruhiger auf dem Weg Richtung Echternacherbrück und Echternach.

Heute verknüpfen wir die Felsenwege 6 und 1 (20 km). Von Echternacherbrück geht es steil hoch zum Aussichtspunkt bei der Liborius-Kapelle auf der Kuckuckslay. Ein Traumpfad führt uns über die Kletschberge, die Stubenlay, die Falkenlay und die Schweineställe hinunter zum Schloss Weilerbach (Einkehrmöglichkeit). Auf der Dr.-Alfred-Toepfer-Brücke überqueren wir die Sauer und damit die Grenze zu Luxemburg. Ab der Hohllay (Freilichtbühne, ehemalige Sandsteinbrüche zur Gewinnung von Mühlsteinen) verlaufen Felsenweg 1 und die Müllerthal-Route 2 auf derselben Trasse. Wildromantisch ist der Weg durch das Labyrinth und die Wolfsschlucht zurück nach Echternach. 

Müllerthal-Route 2

In Berdorf besteht Anschluss an die Müllerthal Route 2: Nur wenige 100 Meter auf der Berdorfer Hochfläche, dann der Abstieg ins Felsenlabyrinth. Treppen, Brücken, Kinderparadies. Wir stellen uns die Frage, wie es hier nach starken Regenfällen aussehen würde, denn der Weg führt manchmal durch das Bachbett. Ruhiger geht es weiter nach Müllerthal, wo nach 11 Kilometern einige Sehenswürdigkeiten wie der Schiessentümpel, die Schaumühle Heringer Millen, die Heringer Burg und mehrere Einkehrmöglichkeiten auf uns warten. 

Die Müllerthal-Extratour Müllerthal – Consdorf (12 km) ist mit einem blauen Fähnchen-Symbol markiert, das uns den Weg von Consdorf auf der rechten Talseite des Consdreferbaachs hinunter nach Müllerthal und auf der linken Talseite wieder hinauf Richtung Consdorf weist. Immer wieder überraschen uns wilde Felsformationen. In den Consdorfer Millen kann man gut einkehren. Nur noch kurz ist der Weg nach Consdorf zur Bushaltestelle. 

Wir starten wieder in Consdorf zum letzten Abschnitt der Müllerthal-Route 2. Der Müllerthal-Trail ist auf dieser Etappe weniger spektakulär, entsprechend wenige Wanderer sind hier unterwegs. Es ist eigentlich eine ruhige, 18 Kilometer lange Wald- und Tälerwanderung. Am Séi (See) am Stadtrand von Echternach endet unsere Tagestour mit einer Einkehr im See-Café.

Müllerthal-Route 1

Wir wechseln auf die Müllerthal-Route 1 und wandern im Tal der Sauer von Echternach nach Rosport (8 km): Anfangs durch den Uferpark am Stadtrand von Echternach, später durch die prächtigen, naturnahen Hangwälder auf der rechten, der luxemburgischen Seite des Tales. Bis auf die Naturschutzgebiete werden die Wälder auch forstwirtschaftlich genutzt. Im Gegensatz zu Deutschland und Rumänien sehen wir keine Spuren von waldzerstörenden Monster-Holzerntemaschinen. Dafür wird in jedem Dorf Werbung für Produkte aus heimischem Holz gemacht. Überraschung in Rosport: Ein flotter kleiner Elektrobus bringt uns nach Echternach zurück. 

Der nächste Abschnitt der Müllerthal-Route 1 startet in Rosport. Vorbei am Tudor-Schloss (Museum) steigen wir hinauf in den wilden Hangwald und weiter zur Wallfahrtskapelle Girsterklaus. Immer wieder überraschen Ausblicke über das Sauertal. Auf der Höhe vom Moersdorf biegt der Weg ab auf die Hochfläche, wo leider der Asphaltanteil und die Hitze zunehmen. In Mompach hoffen wir vergeblich auf ein Gasthaus oder wenigstens einen Dorfladen. Nach 18 Kilometern steigen wir in Herborn wieder in den Elektroflitzer. 

Heute beschließen wir die Müllerthal-Route 1 mit dem zehn Kilometer langen Abschnitt Herborn – Echternach. Ruhig und einsam wandern wir meist auf Schotterwegen durch die naturnah bewirtschafteten Wälder Hierberbësch, Groussebësch und Haard zum Séi bei Echternach. 

Nach neun Wandertagen treten wir die abenteuerliche Rückreise mit Bus und Bahn an.

Fazit 

Da es im automobilen Luxemburg und in der Südeifel kaum noch Dorfläden und Dorfwirtshäuser gibt, sind die Felsenwege und der Müllerthal-Trail für Weitwandern von Quartier zu Quartier nicht geeignet. Luxemburg leistet sich aber einen gut ausgebauten Gratis-Nahverkehr, was das Wandern mit kleinem Tagesrucksack sehr begünstigt. Der ÖPNV in der Südeifel ist noch ausbaufähig. Vielleicht führt die durch das 49-Euro-Ticket angeregte Nachfrage zu Verbesserungen?

Immer wieder sind Treppen zu bewältigen, was nicht gerade knieschonend ist. Wir empfehlen dringend, Wanderstöcke zu benutzen und sie richtig einzusetzen. Vor allem die Wolfsschlucht ist für Seniorenknie nicht einfach. Klaustrophobe müssen keine Angst vor den Engstellen in Sandsteinschluchten haben, es wird schnell wieder hell. Sehr ausgesetzte Wegabschnitte sind gesichert.

Unsere „Kettenwanderung“ lässt sich um eine ganze Wanderwoche erweitern: In Müllerthal besteht Anschluss an die dreitägige Müllerthal-Trail-Route 3, die vor allem mit ihren Burgen und Schlössern prunkt. In Weilerbach schließt der zweitägige Premium-Felsenweg 3 an den von uns erwanderten Felsenweg 1 an. Und in Bollendorf besteht Anschluss an den Premium-Felsenweg 2. Seit Februar 2023 ist auch der Felsenweg 4 als Premiumweg zertifiziert, der zwischen Rosport und Moersdorf an die Müllerthal-Trail-Route 1 anschließt. Ein grenzenloses Wandervergnügen!


www.mullerthal.lu 
www.naturwanderpark.eu