Kamele, Wüstenlandschaft, Pyramiden

Ein Wochentrip ins Land der Pharaonen

Die Cheopspyramide – ihre Bauweise ist bis heute ein Rätsel.

Dunstglocke und Häusermeer – Kairo

Straßenhändler | Fotos: Șerban Căpățână

Touristischer Andrang auf dem Gizeh-Plateau mit Sphinx

Nun, da der Winter naht, erwartet der eine den tiefen Schnee, der andere hingegen sehnt sich nach Sonne und Wärme. Für eine Woche Ferien ist Ägypten mit Direktflügen in die  Hauptstadt Kairo sicher eine der besten Optionen, dem heimischen Schmuddelwetter zu entfliehen. Außerdem kann das Land der Pharaonen am Nil nicht nur einen tollen Sonnenurlaub bieten, sondern auch eine kulturelle Bereicherung, für Erwachsene und Kinder gleichermaßen interessant: sei es die muslimische Lebensanschauung, die dürre gelbliche Wüstenlandschaft, die grandiosen Bauwerke der Pharaonen oder einfach das nach ganz eigenen Regeln funktionierende Chaos auf den Straßen. 

Ägypten…

...ist sicherlich kein Land, das man mit dem Auto in wenigen Tagen bereisen oder in wenigen Worten beschreiben könnte. Gegen das Autofahren sprechen die zahlreichen zwischenstädtischen Polizeikontrollen, die für Europäer chaotisch anmutende Fahrweise (obwohl nicht unbedingt für Bukarester), die zu wünschen übrig lassende Straßenbeschilderung und -beleuchtung sowie die „originelle“ Parkplatzwahl der Ägypter, ganz zu schweigen von deren mangelnden Kenntnissen internationaler Sprachen, falls man Pannenhilfe oder eine Auskunft benötigt. Deswegen ist der öffentliche Langstreckenverkehr per Nachtzug, bzw. innerstädtlich über Uber-ähnliche Apps wie Careem oder InDrive viel effizienter, entspannter und sogar billiger, insbesondere wenn man die 200 Euro des für ein Mietauto benötigten Internationalen Führerscheins hinzu zählt. 

Alles was man diesbezüglich als Tourist benötigt, ist eine Mobilfunkverbindung (sprich Touristen-SIM-Mobilfunkkarte), die über einen der zahlreichen Anbieter leicht und kostengünstig noch am Flughafen, gleich nach der Landung, erhältlich ist.

Kairo…

… ist ein Muss in Ägypten. Und nicht nur wegen der gleich am Stadtrand (aber leicht per U-Bahn, Bus oder Taxi zugänglichen) Pyramiden und der nasenlosen Sphinx. Der Verkehr selbst, die Menschenmengen dieser 20-Millionen-Stadt, die insbesondere am späten Nachmittag und nach Sonnenuntergang, sprich 17 Uhr, die Straßen in allen Richtungen ungeachtet der Ampelfarbe oder eines Zebrastreifens durchqueren, die Verkäufer am Straßenrand mit teilweise kitschigen und glänzenden Produkten, die unbekannten Düfte der manchmal bekannten Leckereien, vermischt mit dem Qualm der alten Auspuffe, der Lärm der auf unterschiedlichen Tonhöhen „musizierenden“ Hupen der vorbeifahrenden Fahrzeuge – alte und neue PKWs europäischer und asiatischer Herkunft, aber auch diverse Arten von kleineren und größerenteils umgebauten LKWs, TukTuks, unzählige Motorräder und sonstige außergewöhnliche motorisierte Fuhrwerke – sind für Abendländer sicherlich gewöhnungsbedürftig. 

Sehenswertes

Von allen Museen Kairos ist das „Ägyptische Museum“ mit seinen einmaligen Exponaten ebenfalls ein absolutes Muss, zumal es einen tiefen Einblick in die glorreiche Antike und die Geschichte Ägyptens bietet, wobei eine Führung durch einen der gleich beim Eingang sich zur Verfügung stellenden Museumsführer  (für 20 bis 40 Euro, abhängig von der Dauer eines Besuchs von mindestens zwei, vorzugsweise vier Stunden) empfehlenswert ist, um die Exponate und deren Sinn auch entsprechend zu verstehen. Denn jedes Detail eines Sarkophags oder einer Mumie, jede Repräsentierung eines Pharaos hat eine eigene Geschichte.

Ebenso sehenswert ist das koptisch-orthodoxe Viertel mit dessen „Hängender Kirche“, die gleich neben der des uns bekannten römischen Kaisers Trajan erbauten Stadtmauer im Bereich der historischen Festung Babylon steht. Die U-Bahnfahrt dorthin ermöglicht auch eine Einsicht in interessante soziale Aspekte, etwa die „Women only“-Wagen, die Männer nicht betreten dürfen.

Und von Kairos Salah-Al-Din-Zitadelle, die größte der islamischen Welt, und deren Moschee kann man insbesondere in den früheren Morgenstunden wunderschöne Bilder von der Stadt und ihrer Minarette schießen. Einen weiteren atemberaubenden Ausblick bieten die Türme des Eingangstores Bab Yuwayla im unweit gelegenen 600 Jahre alten Khan el Khalili Basar, eine wunderbare Möglichkeit, nach traditionellen Waren zu stöbern. Bizarr: die zahlreichen Dessous, die an jedem dritten Stand auf Wühltischen angeboten werden... Die Altstadt bietet noch zahlreiche ehemalige muslimische Schulen, sogenannte Medrasas, mit wunderschönen Holzschnitzereien und Einlegearbeiten aus Marmor, sowie den wunderschönen Qalawun-Komplex mit Moschee und den Ruinen des mittelalterlichen Krankenhauses, wo man über das hochentwickelte Gesundheitssystem des frühmittelalterlichen muslimischen Ägyptens lernen kann. 

Nur eine Hauptstraße trennt den lauten Basar von der prachtvollen Al-Azhar Moschee und deren ruhevollen Gebetsstätten.

Die Pyramiden...

… sind das Wahrzeichen Ägyptens, außerdem Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und dürfen bei einem Besuch nicht ausgelassen werden. Mit 139 Metern Höhe und 230 Metern Seitenlänge ragt die aus rund drei Millionen (!) Granitblöcken gebaute Grabstätte des Pharaos Cheops über ihre kleineren „Brüder“ hinaus und lässt die 22 Meter hohe Sphinx (immerhin rund fünf Stockwerke) daneben wie ein kleines Kätzchen dastehen. Echte Weltwunder, insbesondere weil deren Bauweise vor über 4000 Jahren bis heute ein Rätsel bleibt. 

Ohne öffentliches Transportmittel ist das Giza-Plateau schwer zu besichtigen, denn die Sehenswürdigkeiten und die Aussichtspunkte liegen weit voneinander entfernt, wobei auch die Polizeikontrollen bei der Einfahrt zu bedenken sind. Von einer Einsicht in die Totenkammer einer dieser Pyramiden soll aufgrund der übermäßigen Menschenmengen und der langen Wartezeiten abgeraten sein. Hingegen kann man mit eigenem Transportmittel die Stufenpyramide des Djoser in Sakkara oder die Knickpyramide des Snofru in Dahschur besuchen, beide von Touristen fast unbehelligt.

Wissenswertes

Unterkunft:  Zwischen Nil und Altstadt, im sogenannten „Downtown Cairo“ sind die meisten Hotels und Hostels angesiedelt, unweit entfernt von den wichtigsten Museen, vom Basar und vom Nil selbst (obwohl eine Kreuzfahrt eher in einer der südlich gelegenen Ortschaften empfehlenswert wäre). Das U-Bahn-Netzwerk bietet von hier aus gute Verbindung zu allen Stadtvierteln. 

Nichtsdestotrotz ist eine Übernachtung in der Nähe der Pyramiden und das Frühstück mit dem grandiosen Ausblick auf dieses letzte bestehende Weltwunder der Antike sicherlich ein einmaliges Erlebnis – wobei man sich damit auch die Eintrittskarten zur abendlichen Ton-und-Licht-Schau an den Pyramiden erspart, bei der die Geschichte der Pharaonen  beschrieben wird.

Alkohol: Ebenfalls wissenswert für Abendländer ist der streng kontrollierte Alkoholverkauf in muslimischen Ländern: So gibt es nur bestimmte Geschäfte, welche Wein, Bier oder sonstige Spirtuosen verkaufen und nicht jedes Lokal führt alkoholische Getränke auf der Speisekarte. 

Drogen: Cannabis und sonstige Drogen sind strengstens verboten in Ägypten, werden jedoch den Touristen oftmals von Taxifahrern oder Gasthausmitarbeitern illegalerweise angeboten.

Einkauf:  Bei einem Ägypten-Besuch sollte man sich bereits im Vorhinein auf die Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit der Straßenverkäufer oder sonstiger Dienstleistungsanbieter einstellen, denn ein einfaches „Nein“ scheint an den Ägyptern einfach abzuprallen. Ebenso wichtig ist es, sich auf das ortsübliche Feilschen einzulassen, denn die Nennung eines Preises ist in Ägypten nie das Ende einer Verkaufstransaktion, sondern erst der Beginn. Häufig ist der Anfangspreis dramatisch erhöht und man kann bis auf das zehnfache hinunterhandeln. Besonders wichtig: keine Dienstleistung annehmen, bevor nicht alle Leistungen klar festgelegt wurden, denn oftmals passiert es, dass der Preis im Nachhinein aus unterschiedlichen, nicht ausgesprochenen Gründen abrupt in die Höhe schnellt.

Kleidung: Frauen sollten bedenken, dass Ägypten ein muslimisches Land ist, in dem Miniröcke oder tiefe Dekolletes als Zeichen weiblicher Verfügbarkeit gelten und sexuelle Erwartungen schüren – dies obwohl Ägypten mit Touristen längst vertraut ist. Vor unliebsamen Erfahrungen schützt dezente Kleidung, die wenig Hautoberfläche zeigt und nicht der Körperlinie folgt.

Weitere Sehenswürdigkeiten, etwa die Tempel von Luxor und Karnak, das berühmte Tal der Könige und die wunderbaren Malereien in der Grabstätte der Königin Nefertari im Tal der Königinnen, oder die prachtvollen, in Stein gemeißelten Tempel von Abu Simbel, die durch mühevolles Umsetzen vor den Fluten des Assuan-Stausees gerettet wurden, die romantischen Nil-Katarakte und Ideen für einmalige Wüstenausflüge oder aber Strandbesuche folgen in einem nächsten Beitrag.