Schweden, das Land der Erfindungen

Eines der breitesten Länder Europas sorgt für Abwechslung

Stockholm – das Venedig des Nordens

Die tägliche Wachablösung in Stockholm findet um genau 12.15 Uhr statt.

Ikea, Elche, Rentiere, Absolut-Vodka oder einfach der Ort, wo der Nobelpreis verliehen wird – diese sind nur einige der Dinge, die einem sofort durch die Gedanken schießen, wenn die Rede auf Schweden kommt. Doch das Königreich ist nicht nur ein „anderes skandinavisches Land“, sondern lohnt einen Blick hinter die Kulissen. Natur und Wintersport stehen unter anderen hoch auf der Liste. Die Schweden sind zudem ein sehr offenes und unkonventionelles Volk – großen Wert wird auf Pünktlichkeit und persönliches Vertrauen gelegt.

Schweden grenzt an Norwegen und Finnland sowie an die Ostsee und ist mit seinen mehr als 450.000 Quadratkilometern eines der größten Länder in Europa. Dennoch hat Schweden nur zirka 9,4 Millionen Einwohner. Dafür gibt es ausreichend wilde Natur, Berge, Seen und Wälder, die aus dem Land eine touristische Attraktion machen.

Man könnte meinen, die Schweden wollten sich das Leben so leicht wie möglich machen: sie erfanden das schwedische Buffet mit Selbstbedienung und das Selbstbausatz-Möbelhaus Ikea... Tatsächlich stammen vor allem viele technische Erfindungen aus Schweden, die ihm einen festen Platz als Land der Entdecker und Erfinder sichern.

Neben der Technik gilt Schweden auch als Erfinder einer weltbekannten Phantasiegestalt: welches Kind hätte noch nicht von Pippi Langstrumpf gehört, dem frechen Mädchen mit den Sommersprossen, dessen flammendrotes Haar zu zwei abstehenden Zöpfen geflochten ist?

Doch dass Pippi aus Schweden kommt, wissen vielleicht nur wenige. Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf (schwedischer Originalname: Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump), so heißt die zentrale Figur der dreibändigen Kinderbuchreihe der schwedischen Erfolgsautorin Astrid Lindgren mit vollem Namen. Ihre Romane wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt. Besonders erfolgreich sind die Verfilmungen mit Inger Nilsson, die ebenfalls in mehreren Sprachen synchronisiert wurden.

Essen und Trinken in Schweden

Absolut-Vodka ist die „absolute“ Marke, wenn in Schweden die Rede von Alkohol ist. Anders als in den meisten Ländern Europas kann man Alkohol dort nicht einfach im Supermarkt oder in Lebensmittelgeschäften kaufen. Wie in Norwegen gibt es in Schweden ein staatliches Monopol auf den Verkauf von Getränken mit mehr als 3,5 Prozent – mit der Absicht, den Konsum von Alkohol zu reduzieren. Kostspielig ist der Alkoholkonsum auch. Ein Bier kostet etwa 55 schwedische Kronen, das heißt, etwa 6 Euro.

Wenn es in Schweden ums Essen geht, denkt man automatisch an das weltweit bekannte „schwedische Buffet“ – „Smörgåsbord“ in  der Landessprache –  das in Gaststätten und bei privaten Feierlichkeiten angeboten wird. Das Wort kommt von smörgås, „Butterbrot“, und bord, „Tisch“ – und könnte wortwörtlich mit „Butterbrot auf dem Tisch“ übersetzt werden.

Das Buffet besteht jedoch aus kalten und warmen Speisen, wobei sich die Gäste selbst bedienen. Grundlage der schwedischen Küche, solid und traditionell, ist die Hausmannskost. Berühmtes Beispiel sind die schwedischen Hackbällchen (köttbullar) mit brauner Soße und Kartoffeln. Die schwedische Küche bietet auch viele Spezialitäten. Sehr beliebt sind Gerichte mit Rentier- und Elchfleisch, aber auch Lachskaviar, Fisch und Meeresfrüchte. Neben Rentier und Elch aus dem Norden Schwedens sind   Rind- und Schweinefleischgerichte üblich. Zu Weihnachten nennt man das berühmte Buffet hingegen „Julbord“ (Weihnachtsbuffet).

Die Schweden lieben vor allem Kaffee und etwas Süßes. Wer schon mal in Schweden war, kennt die Lieblingsbeschäftigung aller Einheimischen: „Fika“ - Kaffee trinken und erzählen. Es gibt keine Pause ohne „Fikabröd“! „Fika“ – wörtlich übersetzt „Kaffee trinken“ - bedeutet jedoch viel mehr als das. Es zählt zur Kultur der Schweden, weswegen Schweden hinter Finnland die Rangliste des Kaffeeverbrauchs-pro-Kopf anführt. 

Zum Kaffee gehört unbedingt etwas Süßes, Entspannung und Sozialisation. Ein „Fikabröd“ ohne Süßwaren, Torten, Kuchen, Keksen oder Teilchen neben der Kaffeetasse ist undenkbar. Die wohl beliebteste Süßspeise ist aber die Zimtschnecke (Kanelbullar) – eine Köstlichkeit aus Hefeteig, Milch, Mehl, Butter, Kardamom und Zimt. Die Zimtschnecke ist Nationalgebäck und hat sogar einen eigenen Gedenktag: am 4. Oktober jedes Jahres feiert ganz Schweden den „Kanelbullens Dag“.

Das Land von Alfred Nobel

Schweden auch als Land des Nobelpreises bekannt. Er verdankt seinen Namen Alfred Bernhard Nobel,  der am 21. Oktober 1833 in Stockholm geboren und am 10. Dezember 1896 in Sanremo gestorben ist. Dem schwedischer Chemiker und Erfinder wurden insgesamt 355 Patente zugesprochen. Nobel ist Erfinder des Dynamits sowie Stifter und Namensgeber des Nobelpreises.

Die Gründung der Stiftung mit dem gleichnamigen Preis entschied Alfred Nobel in seinem letzten Lebensjahr. Da er kinderlos war, beschloss er, hierfür ungefähr 94 Prozent seines Vermögens von etwa 31,2 Millionen Kronen einzusetzen. Das Geld sollte zu fünf gleichen Teilen auf die Gebiete Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin, Literatur und für Friedensbemühungen verteilt werden.

Die Nobelstiftung wurde am 29. Juni 1900, vier Jahre nach dem Tod Alfred Nobels, gegründet, die ersten Preise wurden 1901 verliehen und werden seitdem jährlich vergeben. Der Nobelpreis gilt heute als höchste Auszeichnung in den berücksichtigten Disziplinen und wird jedes Jahr an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, verliehen. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo verliehen, alle anderen Preise vom schwedischen König in Stockholm.

Wer in Stockholm ankommt, der muss sich einfach das Nobel-Museum ansehen. Das erste Dynamit - eine Erfindung, die die Welt veränderte, kann hier bestaunt werden. Im Museum lässt sich auch die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts anhand der Nobelpreise und ihrer Preisträger verfolgen. Leben, Ideen und Wirkungen von 700 kreativen Köpfen finden wir in der multimedialen Ausstellung „Cultures of Creativity - Kulturen der Kreativität“.

Schnee im April -   ganz normal

Das Klima ist für die geografische Lage Schwedens ziemlich mild. Es wird vor allem durch die Nähe zum Atlantik mit dem warmen Golfstrom bestimmt. Große Teile Schwedens haben daher ein feuchtes Klima mit reichlich Niederschlag und relativ geringen Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter. Kontinental beeinflusstes Klima mit geringeren Niederschlägen und höheren Temperaturunterschieden findet man im Inneren des Südschwedischen Hochlandes und in einigen Teilen des Vorlandes des Skandinavischen Gebirges.

Polares Klima kommt nur im nördlichen Hochgebirge vor – der Grund, dass dieser Teil des Landes nicht so dicht bevölkert ist. Die Durchschnittstemperatur für den Januar beträgt 0 bis –2 Grad Celsius im Süden und –12 bis –14 Grad Celsius im Norden. Wer sich Schweden als Urlaubsziel im Sommer vornimmt, muss wissen, dass die Durchschnittstemperatur für den Juli um 16 bis 18 Grad Celsius im Süden und 12 bis 14 Grad Celsius im Norden liegt. Dass es im April noch Schneeregen und sogar Schnee gibt, ist für Schweden ganz gewöhnlich.

Doch wenn der Sommer dann endlich kommt, wissen die Schweden ihn auch richtig zu schätzen. Am 21. Juni wird im ganzen Land so heftig gefeiert wie an keinem anderen Tag im Jahr. Das traditionelle Midsommarfest (Mittsommerfest) zur Begrüßung des Sommers wird begangen. In den skandi-navischen Ländern sowie im Baltikum, wo die Nächte zu dieser Jahreszeit kaum dunkel werden („Weiße Nächte“), sind die Bräuche besonders lebendig.

Midsommar ist in Schweden nach Weihnachten das zweitgrößte Fest des Jahres und die meisten Einheimischen feiern es mit Verwandten, Freunden und Nachbarn.

Stockholm – die kleine Insel

Stockholm ist mit 2,1 Millionen Einwohnern die größte Stadt in Skandinavien und die Hauptstadt Schwedens. Der Name „Stockholm“ bedeutet so viel wie „Stock“ – Baumstamm und „holm“ – kleine Insel. Die Stadt ist sowohl Sitz des Parlaments als auch der Regierung. Sie ist ebenso das kulturelle Zentrum des Landes und Bischofssitz. Wer zum ersten Mal in Stockholm weilt, dem kommt es vor, als würde er sich in Venedig befinden. Die Stadt ist von Wasser umringt und wird deshalb auch als „Venedig des Nordens“ bezeichnet.

Das Wasser macht etwa 30 Prozent der Stadtfläche aus. Ein Meerbusen der Ostsee umschließt die Stadt im Osten mit zahlreichen Buchten, Landzungen sowie etwa 24.000 größeren und kleineren Inseln. Dieses Gebiet wird Schärengarten (Skärgården) genannt. Die Stadt erstreckt sich über 14 Inseln, die durch 53 Brücken verbunden sind. Ein großer Teil der Stadt besteht aus Wald.

Die Wachablösung ist ein „must see“ in Stockholm. Täglich um genau 12.15 Uhr findet hoch zu Ross und mit blitzenden Helmen die Wachablösung der königlichen Dragoner statt: nach der Schweizergarde des Papstes das älteste Regiment der Welt. Nur am Sonntag wollen die Herren ausschlafen: Dann beginnt die Wachablösung eine Stunde später.