Warschau und Belgrad

Zwei Hauptstädte für zwei Wochenendreisen

Luftballons am Himmel über Warschau

Die bunte Altstadt von Belgrad

Leuchtende Anzeige im Warschauer Neon-Museum

Sonnenuntergang an der Save

Oft sind es nicht die Museen und Denkmäler, die einem nach einer kurzen Städtereise im Kopf bleiben, sondern viel kleinere Dinge. In Warschau waren es die vielen bunten Luftballons, die an einem Julinachmittag über dem Marktplatz in der Altstadt schwebten. In Belgrad war es ein Abend in einem Cafe auf der Promenade am Ufer der Save: im Wasser glitzern Lichter, aus einem Boot kommt Partymusik, es riecht nach Lindenblüten, Kellner servieren Pommes Frites in Zeitungspapier, lachende Jugendliche zischen auf ihren Fahrrädern vorbei, der Himmel färbt sich dunkelrosa, dann erscheint der Mond.

Beide Städte sind unbedingt einen Besuch wert. Doch ein verlängertes Wochenende (Freitag bis Montag oder Donnerstag bis Sonntag) reicht manchmal völlig aus, um eine neue Stadt kennenzulernen.

Anreise

Warschau: Die Billigfluggesellschaft Wizz Air fliegt vier Mal pro Woche von Bukarest in die polnische Hauptstadt. Wer frühzeitig bucht, findet Tickets für 50 Euro. Auch die polnische Fluggesellschaft LOT verbindet Bukarest mit Warschau.

Vom Flughafen bestellt man am besten ein Uber. Eine Fahrt vom Chopin-Flughafen bis ins Zentrum kostet umgerechnet etwa 30 Lei. Auch Taxis sind billig, nur muss man dann am Flughafen polnische Zloty kaufen.

Belgrad: Tarom und Air Serbia fliegen täglich in die serbische Hauptstadt, die Preise beginnen bei 90 Euro. Beim Ankunftsterminal im Flughafen gibt es einen Schalter, wo man Taxis zu guten Preisen bestellen kann. Serbische Dinar kann man vom Geldautomaten gleich beim Ausgang abheben.

Übernachtung

Warschau: Falls man in größeren Gruppen reist, findet man auf Airbnb tolle, zentral gelegene Wohnungen mit Garten für nicht mehr als 30 Euro pro Person.

Belgrad: In Belgrad lohnt es sich vielleicht mehr, in einem Hotel zu wohnen. An der Rezeption bekommt man Auskunft und nützliche Tipps, der Rezeptionist kann Tische im Restaurant reservieren, Taxis bestellen und Bootsfahrten buchen. Datenroaming in Serbien kostet ein Vermögen, deshalb kann man es sich nicht leisten, Google Maps zu verwenden und ist viel auf die Leute angewiesen, wenn man z.B. nach dem Weg fragt. Zum Glück sprechen viele Englisch und sind sehr nett.  Hotel Mercure direkt gegenüber dem Parlament liegt ganz zentral und ist besonders zu empfehlen. Das Frühstück ist köstlich (besonders die Wake-Up-Shots an der Bar - frisch gepresster Grapefruit- und Zitronensaft in winzigen Gläsern), das Personal ist besonders nett und hilfsbereit.

Ein Museum

Warschau: Die alten Gebäude in der  „Soho-Factory“ gelten als ein kreatives Zentrum, hier haben sich Galerien und Redaktionen neuer Magazine angesiedelt. Bunte Staubsauger, die wie Raketen aussehen, Essenskarten für rationierte Lebensmittel, ein Wohnzimmer mit orangefarbener Tapete, ABBA-Platten, Glasfisch im Regal und Plastikbär im Puppenwagen - das Museum des Kommunismus ist zwar klein, aber mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und bietet einen guten Einblick ins Leben vor der Wende. An der Theke, wo man die Eintrittskarten kauft (sie kosten umgerechnet etwa 5 Lei), gibt es für Nostalgiker der 90er Jahre Turbo-Kaugummi zu kaufen.

In der Nähe des Museums des Kommunismus liegt das Neon-Museum, das auch einen Besuch wert ist. Über 100 leuchtende Buchstaben und mehrere Retro-Leuchtreklamen aus der Ostblockzeit Polens hängen hier an den Wänden und erzählen interessante Geschichten über das Land. 

Belgrad: Im Nikola-Tesla-Museum ist eine englischsprachige Führung im Preis der Eintrittskarte inbegriffen. Im Museum befindet sich auch die Urne des genialen Erfinders sowie ein Großteil seines Nachlasses. Das Museum beherbergt eine Dauerausstellung, die einerseits das Leben Nikola Teslas mit zahlreichen persönlichen Gegenständen illustriert. In weiteren Räumen befinden sich mehrere funktionstüchtige Exponate, die dem Besucher Teslas Erfindungen nahebringen sollen. Sehr interessant: Die Museumsbesucher können Experimente machen!

Am Fluss

Warschau: Am Ufer der Weichsel gibt es viel Sand und einige Strandbars. Auf einer Länge von fünf Kilometern kann man spazieren gehen, in der Sonne liegen oder Volleyball spielen. Leider kann man in der Weichsel vorläufig nicht schwimmen, und das kann besonders an heißen Wochenenden etwas frustrierend sein. 

Belgrad: Kurz vor ihrer Mündung in die Donau trennt die Save die Belgrader Altstadt von der Neustadt. Auf der Seite der Neustadt kann man abends spazieren gehen, Fahrrad fahren oder in einem der vielen angelegten Schiffe bis in die Morgenstunden feiern.

Besonders zu empfehlen ist eine anderthalbstündige Fahrt mit einem Boot in Schildkrötenform. Während der Fahrt auf der Donau und der Save erzählt ein netter Reiseleiter interessante Fakten über die Stadt.

Essen und Trinken: lokale Spezialitäten

Warschau: Piroggen sind das polnische Nationalgericht, das man auf jeden Fall ausprobieren sollte. Es handelt sich um gefüllte Teigtaschen (gebacken oder gebraten) aus Hefe-, Blätter oder Nudelteig mit verschiedenen Füllungen (Fleisch, Spinat, Pilze).

Nach einem anstrengenden Tag tut ein  Zurek Wunder. Das ist eine polnische Suppe aus Sauermehl, die in Brot mit einem gekochten Ei serviert wird. Dazu passt ein polnisches Bier (z. B. Tyskie) und als Dessert ein Apfelstrudel oder ein Stück Mohnkuchen. 

Belgrad: Fleisch vom Grill ist aus der serbischen Küche kaum wegzudenken. Sehr lecker sind Cevapcici – gegrillte Fleischröllchen aus Hackfleisch, die an rumänische Mititei erinnern,  Ražnjici– Grillspieße, bestehend aus Fleischwürfeln, die abwechselnd mit Gemüsestücken aufgereiht sind und natürlich Pljeskavica – Fleischlaibchen, bestehend aus Hackfleisch vom Rind, Schwein oder Lamm. Dazu passt eine große Portion Pommes und ein Schopska-Salat (Tomaten, Gurken, Paprika, Zwiebeln und Käse). Auch das Jelen-Bier ist köstlich.

Die Altstadt

Warschau: Die Altstadt wurde im Zweiten Weltkrieg zu etwa 90 Prozent zerstört, jedoch danach wieder so aufgebaut, dass man nicht merkt, dass hier die meisten Gebäude rekonstruiert wurden. Der Rundgang durch die Altstadt beginnt am Schlossplatz. Danach geht es weiter, vorbei an bunten Häusern, niedlichen Souvenir-Läden und hübschen Cafes, durch schmale Gassen, die in wunderschönen kleinen Marktplätzen enden. Man kann einen ganzen Tag hier verbringen. 

Belgrad: Das einstige Künstler- und Boheme-Viertel Skadarlija ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Die Fußgängerzone mit Pflastersteinen und Häusern aus dem 19. Jahrhundert war einst ein Anziehungspunkt für die bedeutendsten serbischen Maler und Dichter. Unbedingt sollte man am Abend hier essen: es gibt serbische Küche in traditionellen Restaurants, jeden Abend mit Live-Musik. 

Über den Dächern der Stadt

Warschau: Auf dem Dach des Mariott-Hotels hat man eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt. Wer sich verwöhnen will, geht in den höchstgelegenen Pool Europas im 43. Stock des Intercontinental-Hotels. 

Belgrad: In der Hilton-Skybar kostet ein Cocktail umgerechnet 20 Lei, abends finden Live-Konzerte statt und die Atmosphäre ist locker. Noch schöner und bunter ist es auf der Usce-Rooftop Bar (eine Bar auf dem Dach des Usce-Shoppingzentrums).

Souvenirs

Warschau: In der Altstadt reiht sich ein Souvenir-Geschäft ans andere. Lustig sind die Magneten mit Chopin und die Poster mit alter polnischer Werbung. 

Belgrad: Für Frauen ist das Zentrum Belgrads ein Paradies: ein Schuhgeschäft reiht sich ans andere. Man kann wahre Schnäppchen ergattern. Besonders die in Serbien hergestellten Lederschuhe lohnen sich. 

Ein kleiner Tipp: auf der Knez-Mihailova-Einkaufsstraße gibt es lustige handbemalte Kühlschrankmagneten mit Katzen und Hunden, die berühmte Portraits verschiedener Diktatoren oder Schauspieler nachahmen.

Außerdem lohnt es sich…

Warschau: ...in den größten Park der Stadt zu gehen: der Lazienki-Park. Man kann hier einen ganzen Nachmittag verbringen. An den Eingängen in den Park werden leckere, aber knallharte Fruchtkaramellen verkauft, auf dem Gras sind bunte Liegestühle, auf einem See kann man Boot fahren und an Wochenenden gibt es Konzerte mit klassischer Musik im Freien. 

Belgrad: … die Festung der Stadt in einem Bummelzug zu erkunden. Es macht Spaß, kostet wenig und man muss nicht so viel laufen. An manchen Stellen hat man eine schöne Sicht über die Stadt und die beiden Flüsse.