Die Krise schafft Rentner

Seit 2008 stieg die Zahl der Rentner in Rumänien um 77.000

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Bukarest (ADZ) – Am höchsten angestiegen ist die Zahl der Rentnern im Verwaltungskreis Kronstadt/Braşov: zwischen September 2008 – konventionell als Beginn der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise angenommen – und Mai 2011 – der letzten veröffentlichten Rentnerstatistik –  stieg in diesem Verwaltungskreis die Zahl der Rentner um 6.895 auf 139.031. Es folgen in einem ad-hoc-Ranking Iassy/Iaşi (+ 6.710, auf 146.083), Galatz/Gala]i (+6.615, auf 123.515) und Konstanza/Constanţa (+6.162, auf 137.162).

Insgesamt stieg die Zahl der Rentner in den vergangenen drei Jahren in 32 Verwaltungskreisen. Den größten Rückgang der Zahl der Rentner – unter den zehn Verwaltungskreisen, wo deren Zahl zurückging – verzeichnet Dâmboviţa (-2.117 auf 117.812).

Bukarest liegt an drittter Stelle unter den Verwaltungskreisen, wo die Zahl der Rentner in den Krisenjahren geringer wurde. Hier leben 496.334 Rentner, um 1.097 weniger als 2008. Ob allerdings deren Zahl durch Ableben oder Wegwandern aus der Hauptstadt oder aus anderen Gründen – etwa ein reiches Angebot an lukrativen Arbeitsplätzen, auf die beispielsweise Frührentner zugegriffen haben – zurückgegangen ist, ist aus einfachen Statistiken nicht herauszulesen.

Insgesamt stieg die Zahl der Rentner in Rumänien in diesen drei Jahren in den 32 Verwaltungskreisen mit „Rentnerzuwachs“ um 84.000 an, während sie in den Verwaltungskreisen mit sinkender Rentnerzahl um 6.836 zurückgegangen ist. Der „Nettozuwachs“ an Rentnern lag also bei rund 77.000.

Hinsichtlich des Verbreitungsgebiets unserer Zeitung sollte neben Kronstadt erwähnt werden, dass im Verwaltungskreis Hermannstadt die Zahl der Rentner um 1748 gestiegen ist auf 98.703, in Temesch um 5281 auf 147.464, in Arad um 1.431 auf 103.269, in Sathmar ging die Zahl der Rentner um 610 auf 78.415 zurück, Karasch-Severin verzeichnete den geringsten Zuwachs an Rentnern unter allen Verwaltungskreisen Rumäniens (+153, auf 79.354 – hat aber nichtdestotrotz um fast 15.000 Personen mehr im Rentnerstand als in einem Arbeitsverhältnis).

Insgesamt lebten in Rumänien zu Beginn des letzten Jahresquartals 2008 4.667.216 Rentner. Zur Jahresmitte 2011 waren es 4.744.490 Rentner. Rumänien hat zur Stunde die niedrigste Rentenschwelle in der Europäischen Union. In Rumänien geht der Arbeitende durchschnittlich mit 56 Jahren in Rente, weit entfernt von dem gesetzlich festgeschriebenen Rentenalter von 60 bzw. 65 Jahren.

Landesweit ist allerdings keine klare Entwicklungstendenz der Zahl der Rentner auszumachen, meinen die Statistiker. Die Entwicklung der Rentnerzahl hat nichts zu tun mit der Größe der Verwaltungskreise und deren Bevölkerungszahl, heißt es, auch nur bedingt mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Andererseits ist nicht zu leugnen, dass Werks- und Unternehmensschließungen einen Einfluss auf die Zahl der Rentner nehmen können, denn immer noch ist die Frühpensionierung eine beliebte sozial-politische Maßnahme, um Arbeitslosenziffern zu drücken und Probleme wegzuleugnen.

Darauf sei auch zum größten Teil das geringe durchschnittliche Rentenalter in Rumänien zurückzuführen, das in den monoindustriellen Räumen der kommunistischen Zeit am ausgeprägtesten ist, dort, wo es Massenentlassungen gegeben hat.