Nationalbank: Inflationsprognose nach oben korrigiert

Revisionserwartungen erfüllt: Inflation 2011 vermutlich bei 5,1 Prozent

Bukarest (ADZ) - Die Nationalbank Rumäniens, BNR, hat Ende vergangener Woche die Inflationsprognose für 2011 auf 5,1 Prozent hochgeschraubt. Damit hat BNR implizite die von ihr und vom Internationalen Währungsfonds IWF angegebenen Inflationsprognosen vom März dieses Jahres um fast 1,5 Prozent nach oben korrigiert. Die unaufhörlich steigenden Landwirtschafts- und Lebensmittelpreise – eine weltweite Tendenz – und die ebenfalls weltweit steigenden Preise für Treib- und Brennstoffe werden als Hauptgrund für die erhöhte Inflationserwartung angegeben.

Victor Safta, der Rumäniendirektor des Unternehmens X-Trade Brokers, relativiert aber die Erklärung der BNR folgendermaßen: „Die Entwicklungen der letzten Tage haben gezeigt, dass die spekulativen Positionen einiger Marktaktiver kräftig ‘durchgeschüttelt’ wurden. Allerdings ist dadurch noch keine Stabilität eingekehrt in Nordafrika und im Mittleren Osten. Mittelfristig bleiben die Risiken auf dem Erdölmarkt also präsent, auch wenn der Erdölpreis in London vergangene Woche gleich um 12 Prozent eingebrochen ist. Ermutigend, dass es erste Anzeichen einer Preislockerung auch auf dem Markt der Landwirtschaftsprodukte gibt.”

„Bezüglich der Inflation in Rumänien gibt es 2011 einige zusätzliche Risiken”, betonte Victor Safta. „Sie kommen aus dem Bereich der ‘verwalteten Preise‘ – so etwa könnte im Herbst die Fernwärme verteuert werden. So lange die Regierung keinen klaren Terminkalender vorweist für die noch anstehenden Preiserhöhungen die ihrer Kontrolle unterliegen, so lange kann die BNR diese in ihre laufenden Prognosen nicht aufnehmen und so lange sind die Prognosen wohl immer noch optimistischer als die anstehende Realität. Die einzige Hilfe zur Prognosenverbesserung sehe ich 2012 aus der Richtung des Verbraucherkorbs: der Anteil von Tabakwaren und Lebensmitteln wird darin sinken und so werden sie auch weniger Gewicht in den Preiserhöhungen und implizite bei der Inflation haben.”

Im Inflationsbericht der BNR wird betont, dass die Zinsen in der Monetärpolitik „wahrscheinlich” bei 6,25 Prozent beibehalten werden. Das ist immer noch attraktiv für spekulative Anleger – sofern die Zeiten „relativ klar” sind.

Kurzfristig sieht die BNR keine Aufwertung der Landeswährung mit inflationsabbauendem Effekt. Das würde auch nur das Risiko nachmaliger drastischer Korrekturen aufbauen, in dem Augenblick, wo die Gefühle bezüglich der Wachstumsmärkte auf die pessimistische Schiene umkippen würden.
Auch Jeffrey Franks, der Chef der IWF-Mission in Rumänien – der Mann mit den löchrigen Schuhsohlen und immer besserem Rumänisch – meint, dass die Inflation in Rumänien 2011 die fünf Prozent überschreiten wird. 

Hingegen sieht er ein Wirtschaftswachstum von etwa 1,5 Prozent für realistisch für 2011 an. Er glaubt auch, angesichts des Wirtschaftswachstums, dass die im jüngsten Präventivvertrag zwischen Rumänien und dem IWF abrufbaren 3,5 Milliarden Euro diesmal bloß als „Sicherheitsgurt” fungieren und nicht abgerufen werden müssen. Die Möglichkeit einer Nutzung dieser potenziell verfügbaren Gelder sieht Franks „bei höchstens 25 Prozent”. Dies nur unter einer Bedingung: „Die Reformen müssen fortgesetzt werden!”

Das hieße aber auch, laut Franks, dass von den hauptsächlichen staatlichen Energielieferanten „gewichtige Pakete” in den kommenden Monaten privatisiert werden müssen. Und: „Eine Chance, bei der wir nahe daran sind, sie in weiten Teilen zu verpassen, sind die europäischen Gelder. Die Absorptionsrate ist nach wie vor sehr gering, mehr noch, auf Rumänien lastet die Gefahr, 1,5 Milliarden Euro an Brüssel zurückzahlen zu müssen, weil Projekte des Jahres 2011 nicht fertig werden könnten.”

Nicht zuletzt besteht der IWF darauf, dass die großen staatlichen Unternehmen, die gleichzeitig die größten Subventionsschlucker („Schwarze Löcher”) Rumäniens sind, privaten Managern anvertraut werden. Nur dann würden Leistungskriterien mittel- und langfristig garantiert umgesetzt werden. Es müsse Schluss gemacht werden mit den Zuteilungen von Führungsposten an die politische Klientel, die von der effizienten Leitung von Großunternehmen keine blasse Ahnung hat.